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Hedy Graber posiert vor Holzkisten, die für den Versand bereitstehen.

Migros-Engagement

«Fundierte Kritik finde ich spannend»

Nach 20 Jahren im Dienste des Migros-Engagements geht die «Grande Dame» der privaten Kulturförderung in Pension. Sieben Erfolgs-Strategien, die wir uns von ihr abschauen können.

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Marlies Seifert
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Mit jährlich rund 140 Millionen Franken setzt sich die Migros für die Gesellschaft ein. Eine riesige Verantwortung, die die letzten 20 Jahre zum grossen Teil auf den Schultern von Hedy Graber ruhte. Als Leiterin der Direktion Gesellschaft und Kultur des Migros-Genossenschafts-Bunds prägte sie die private Kulturförderung in der Schweiz wie kaum eine Zweite. Nun verabschiedet sie sich in den Ruhestand. Wie schafft man es, über zwei Jahrzehnte am Puls der Zeit zu bleiben? Und wie gibt man sein Erbe weiter? Hedy Graber erklärt, wie sie ihrem inneren Kompass folgte und weshalb es wichtig ist, sich selbst nicht allzu wichtig zu nehmen.


Für seine Werte einstehen

«Als private Förderin kann die Migros sehr schnell und unbürokratisch unterstützen. Mir war es immer wichtig, nicht im Elfenbeinturm zu sitzen, sondern nah an der Bevölkerung zu sein. Viele Menschen haben einen engen Bezug zur Migros und Vorstellungen davon, was wir unterstützen sollten und was nicht. Umso wichtiger ist es, dass wir in unseren Entscheidungen konsequent sind und keine Ausnahmen machen. Nur so kann man diese Aufgabe glaubwürdig und verlässlich erfüllen.»


Nicht so schnell aufgeben

«Dank meinem geisteswissenschaftlichen Hintergrund weiss ich, dass man zuerst einmal Fragen stellen muss, ohne möglicherweise direkt eine Antwort darauf zu erhalten. In meiner Karriere gab es immer wieder Projekte, die ich gerne gemacht hätte, für die die Zeit aber noch nicht reif war. Da muss man auch mal etwas zur Seite legen und Ruhe bewahren, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Dinge entwickeln sich weiter, bewegen sich. Nur weil etwas beim ersten Anlauf nicht geklappt hat, ist das noch lange kein Grund aufzugeben.»


Offen sein für Veränderungen

«Mein Job hat sich in den 20 Jahren sehr stark verändert, weil sich die Themen geändert haben, die uns als Gesellschaft bewegen. Vor 20 Jahren hatten wir zum Beispiel noch ein eigenes CD-Label für Schweizer Musik. Heute beschäftigen wir uns mit Fragestellungen zu Technologie und Ethik, Klima und Ressourcen und fairen Praxen in der Kultur. Mit dem Migros-Pionierfonds unterstützen wir junge Unternehmen, die sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzen. Veränderungen finde ich persönlich spannend, sie eröffnen neue Perspektiven, auch wenn sie kurzfristig zu Verunsicherungen führen.


Andere Perspektiven einnehmen

«Ich liebe es, wenn am gleichen Tisch verschiedene Sprachen, Kulturen und Generationen zusammenkommen. Das inspiriert mich. In den letzten Jahren haben wir viele Angebote im Bereich der Inklusion gefördert. Da ist es wichtig, den Leuten erst einmal zuzuhören, um zu erfahren, welche Bedürfnisse sie haben. Der Schlüssel ist eine ehrliche und offene Kommunikation.»


Kritik nicht persönlich nehmen

«Mit Meinungen anderer umzugehen, ist mein tägliches Brot. Eine fundierte Kritik mit konstruktiven Ansätzen finde ich spannend. Wir alle haben schliesslich blinde Flecken. Schwierig wird es, wenn das Gegenüber nicht davon ausgeht, dass man nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat. Da hilft nur: Ruhig zuhören und daran denken, dass es nicht um mich als Person, sondern um meine Funktion geht.»


Wertschätzung im Alltag zeigen

«Wenn etwas mal besonders gut gelaufen ist, darf man natürlich auch einmal auf den Erfolg anstossen und gemeinsam mit dem Team feiern. Was für mich nicht funktioniert: Wenn man sich nur bei einem Erfolg gegenseitig auf die Schultern klopft, sonst aber nie ‘danke’ sagt. Füreinander da zu sein, ist mir persönlich wichtiger, als sich gegenseitig zu feiern.»


Sich selbst nicht zu wichtig nehmen

Es ist zielführender, wenn verschiedene Menschen auf Augenhöhe zusammenarbeiten, als wenn eine Person eigenmächtig sagt: Hier geht’s lang! «Das Motto ‘servir et disparaître’ – dienen und verschwinden – fasst mein Verständnis im Hinblick auf die anstehende Pension gut zusammen. Ich freue mich auf die Stabsübergabe an eine jüngere Generation! Ich hoffe sogar, dass das gesellschaftliche Engagement der Migros in 20 Jahren anders aussehen wird als heute. Und natürlich, dass dieses weltweit einzigartige Engagement auch in Zukunft ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal der Migros sein wird!

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