Migros-Engagement
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Migros Umbau
Wieso baut die Migros um? Und wie sieht die Migros der Zukunft aus? Mario Irminger, Präsident der Generaldirektion, nimmt Stellung.
Mit Freude, vor allem wenn ich unser starkes Sortiment an Frischwaren sehe. Darauf dürfen wir wirklich stolz sein. Ich gehe ein- bis zweimal pro Woche einkaufen. Da fallen mir auch Punkte auf, bei denen wir noch Potenzial haben. Bei den Preisen etwa sowie punktuell bei der Qualität. Wir wollen wieder günstiger werden. Auch unsere Ladenkonzepte sind nicht überall à jour. Wir brauchen zusätzliche Filialen und modernere Läden. Da haben wir Nachholbedarf.
Es belastet mich, dass unsere Entscheidungen das Schicksal vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beeinflussen, die ja nicht schuld sind an der aktuell schwierigen Situation. Die persönlichen Schicksale würden mich enorm belasten, wenn ich mich nicht abgrenzen würde.
Man muss ganz klar unterscheiden zwischen dem Lebensmittelhandel und Non-Food. In die Supermärkte kommen die Menschen nach wie vor gern. Elektronik, Sportartikel oder Möbel werden jedoch vermehrt online gekauft. Da hat man auf dem Markt keine Chance, wenn man in seinem Segment nicht die Nummer eins ist. Das Onlinegeschäft mit Digitec Galaxus hingegen läuft hervorragend. Mit dem Verkauf der Fachmärkte passen wir uns den veränderten Bedürfnissen der Kunden an.
Die Migros ist grundsolide finanziert. Aber: Wir haben schleichend Marktanteile verloren. Jetzt können wir jedoch aus einer Position der Stärke handeln und uns von Geschäften trennen, die es schwierig haben oder nicht mehr zum Kerngeschäft der Migros passen.
Ich habe Ehrfurcht vor Duttis Lebenswerk. Vieles, das er geschaffen hat, überdauert bis heute. Was aber oft vergessen geht: Dutti war ein gewiefter Geschäftsmann; funktionierte etwas nicht, hatte er auch den Mut, eine Idee wieder aufzugeben oder ein Geschäft zu schliessen. Sein Erbe zu bewahren, indem man einen bestimmten Zustand konserviert, wäre falsch. Die Migros ist kein Museum. Ein Unternehmen muss sich laufend weiterentwickeln und sich auf die Kundenbedürfnisse ausrichten.
Selbstverständlich. Und es ist grossartig, denn es zeigt: Die Migros ist den Menschen wichtig. Sie wird als Service public betrachtet, ähnlich der Post und den SBB. Wenn sich bei der Migros etwas verändert, hat jeder eine Meinung dazu, was auch völlig berechtigt ist. Wir sind uns der grossen Verantwortung bewusst, die wir gegenüber der Schweizer Bevölkerung haben, und versuchen, die Veränderungen so sozial wie möglich zu gestalten.
Keine, die wir nicht bereits angekündigt haben. Die neue Eigentümerschaft von SportX können wir voraussichtlich sehr bald bekannt geben. Die Veräusserungsprozesse der weiteren Fachmärkte sind angelaufen. Bei Hotelplan und der Kosmetikherstellerin Mibelle gehen wir – Stand jetzt – davon aus, dass wir bis Ende Jahr eine Lösung präsentieren. Wir haben immer gesagt, dass wir nicht an der schnellsten, sondern an der besten Lösung interessiert sind. Und dabei geht es uns vor allem um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Unser Kerngeschäft, der Supermarkt, ist von sehr tiefer Profitabilität geprägt. Da darf man sich nichts vormachen. Wir sprechen von 2 bis 2,5 Prozent Profit, die wir nur dann erreichen, wenn wir absolut effizient arbeiten. Es wäre fahrlässig, Prozesse und Arbeitsplätze zu erhalten, die nicht notwendig sind. Die Migros wäre schlicht nicht zukunftsfähig.
Auch wir müssen in eine nachhaltige Zukunft investieren können. Der Gewinn geht zurück in die Migros. In den nächsten Jahren werden rund zwei Milliarden Franken in Ausbau und Erneuerung unseres Filialnetzes fliessen.
Die Verzettelung und der mangelnde Fokus haben nichts mit den Genossenschaften zu tun. Das rührt vielmehr daher, dass es der Migros sehr lange sehr gut ging. In diesen Zeiten liess man sich dazu verführen, immer neue Bereiche ausserhalb des Kerngeschäfts zu erschliessen. Die Genossenschaften erlauben es uns, so nah an den regionalen Bedürfnissen zu sein wie kein anderer Detailhändler der Schweiz. Unser Label «Aus der Region. Für die Region.» ist eines der stärksten des Landes.
Sagen wir es so: Man wollte etwas sein, das man nicht war – ein internationaler Markenanbieter. Der Fokus liegt jetzt wieder auf der Produktion von qualitativ hochwertigen Eigenmarken zu besten Preisen für Migros, Denner und Migrolino.
Aber sicher, das ist eine grossartige Innovation. Es braucht Zeit, bis sich das System im Markt durchsetzt. Eine neue Kaffeemaschine kauft man erst, wenn man die alte ersetzt. Auch hier produzieren wir nicht für die Welt, sondern vergeben vielmehr Lizenzen, wie dies in den USA und Kanada bereits geschehen ist.
Das wurde völlig falsch aufgenommen, wir gehören weiterhin zu den nachhaltigsten Detailhändlern der Welt. Und wir werden uns auch in Zukunft für Mensch und Umwelt einsetzen. Allerdings werden wir dies weniger mit vielen kleinen Massnahmen tun, sondern uns stärker auf die grossen Themen konzentrieren und diese gezielt in der ganzen Migros-Gruppe angehen. So arbeiten wir an der Reduktion unseres CO₂-Ausstosses und setzen uns gemeinsam mit unserem Partner IP-Suisse für die Biodiversität in der Schweiz ein.
Das ist tief in unseren Statuten verankert und völlig unbestritten. Die Migros wird auch weiterhin sehr viel Geld pro Jahr in Kultur und Gesellschaft investieren.
Was wir im Lebensmittelbereich erbringen, ist ein wichtiger Beitrag zur Grundversorgung der Schweiz. Das hat man insbesondere in der Coronazeit gesehen. Medbase kann im Bereich Medizin dasselbe erreichen. Mit Arztpraxen, Apotheken und weiteren Diensten können wir zu einer kostengünstigen medizinischen Grundversorgung in der Schweiz beitragen.
Das ist nicht ausgeschlossen. Es braucht Offenheit gegenüber neuen Ideen. Wir beobachten sehr genau, welche Modelle bei anderen funktionieren. Der US-Supermarkt Walmart hat seine Gesundheitskliniken erst vor Kurzem wieder geschlossen. Inspirieren lassen wir uns trotzdem gern von neuen Ansätzen.
Jung geblieben, innovativ, aber sich gleichzeitig auch der grossen 100-jährigen Tradition bewusst. Unser Ziel ist es, die Migros so aufzustellen, dass sie weitere 100 Jahre erfolgreich sein kann.
Einblicke und entdecke Geschichten rund um die Migros, unsere Produkte und die Menschen dahinter.