Die Migros Filiale in Sameden

Erste Filiale in Samedan

Allegra, Engiadina!

Kaum zu glauben, aber wahr: Bis jetzt gab es keine einzige Migros im Engadin. Das ändert sich am 1. Juli mit der Eröffnung der Filiale Samedan. Warum dauerte das so lange? Und wer arbeitet in der neuen Migros?

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Redaktion Migros Magazin
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Weshalb erst jetzt?

Andreas Bühler, wieso hat es so lange gedauert, bis die Migros im Engadin eine Filiale eröffnet hat?

Wir haben tatsächlich schon seit Mitte der 1970er-Jahre nach einem geeigneten Standort im Engadin gesucht. Es wurden auch einige geprüft, aber es stimmte nie alles zusammen. Grundsätzlich sollte es ein grossflächiger Standort sein, denn nur so können wir den Kundinnen und Kunden unsere Sortimentsvielfalt präsentieren.

Offenbar gab es auch politische Widerstände?

Manchmal fand man sich mit dem Grundstücksverkäufer nicht – möglicherweise auch, weil ihm nahegelegt wurde, nicht an die Migros zu verkaufen. Dass das lokale Gewerbe die Konkurrenz nicht will, hat die Migros in früheren Zeiten auch anderswo in der Schweiz erlebt. Im Bündnerland war es uns sogar lange Zeit untersagt, mit unseren Verkaufswagen tätig zu sein.

Eine weitere Hürde war die Logistik, richtig?

Ja, der Transport auf der Strasse hätte insbesondere im Winter einige Herausforderungen mit sich gebracht. Aber nun transportieren wir die Waren mit dem Lastwagen von der Betriebszentrale in Gossau SG nach Landquart GR und dort geht es mit der Rhätischen Bahn bis ins Engadin. Der gesamte Transport wird dank Bahn sowie Biogas- und Wasserstofflastwagen CO2-neutral sein.

Gibt es Pläne für weitere Filialen im Engadin?

Ja, wir können uns noch weitere vorstellen. Aber vorerst freuen wir uns erst mal auf die Eröffnung der Migros Samedan.

Portrait von Andreas Bühler

Die erste Filialleiterin

Die Filialleiterin Gjyzele Arifi

«Von Null auf etwas aufbauen, das hat mich an diesem Angebot gereizt. Deshalb habe ich nicht lange überlegt, als ich für den Job angefragt wurde. Mir war klar: Dafür ziehe ich sogar von Landquart nach Samedan. Jetzt liegen 100 Kilometer zwischen mir und meinen Freunden. Doch das Projekt ist zu spannend, um sich mit Heimweh aufzuhalten. Ich habe innerhalb des letzten Jahres gut 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutiert. Dabei war mir wichtig, dass es sich um motivierte, aufgestellte Menschen handelt, die Herzblut für unser gemeinsames Projekt haben. Die meisten von ihnen kannten die Migros noch nicht – wie auch? Wir haben ein spezielles Ausbildungsprogramm für sie entwickelt, damit sie die Kultur und die Prozesse der Migros verinnerlichen. Ich selber bin direkt nach der Lehre als Detailhändlerin zur Migros gekommen. Das war 2003. Seither ist viel passiert. Ich konnte immer mehr Verantwortung übernehmen und habe bereits eine – wenn auch kleinere – Filiale im Fürstentum Lichtenstein aufgebaut. Und jetzt Samedan. Was ich mir erhoffe? Dass wir die Engadiner mit guter Qualität und freundlicher Bedienung überzeugen können.»

Der Transport der Güter

Bei der Belieferung setzt die Migros Ostschweiz konsequent auf den kombinierten Verkehr – zum ersten Mal auch bei Frischeprodukten wie Bananen, Blumen und Brot. Von der Zentrale in Gossau bis zum Güterbahnhof Landquart kommen LKW zum Einsatz, die fast ausschliesslich mit Schweizer Biogas betrieben werden. Für die Reise ins Engadin werden in Landquart die Lastwagenpritschen auf Güterwaggons der RhB verladen. Ab dem Güterbahnhof Samedan übernimmt eine einheimische Transportfirma die letzten Meter. Im Vergleich zu einer Belieferung mit Diesel-LKW werden bei diesem Konzept 209 Tonnen CO2 im Jahr eingespart, eine Reduktion von 87%.

Die Rhätische Bahn fährt in idyllischer Kulisse über ein Viadukt

Er holte die Migros nach Samedan

Eine Autogarage, Tankstellen, ein Metallbaubetrieb und diverse Immobilien: Grossunternehmer Urs Pfister ist in Samedan fest verankert. Der 59-Jährige und sein Geschäftspartner Martin Merz hatten die Idee, ein grosses Einkaufszentrum zu entwickeln. «Wir wollten unbedingt etwas Neues ins Engadin bringen.» Auf der Suche nach einem innovativen Partner sind die beiden Freunde bei der Migros gelandet. Ein Migros-Kind ist Pfister zwar nicht, eine Verbindung besteht trotzdem: Sein Grossvater, Fritz Duttweiler, war mit dem Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler (1888–1962) verwandt. Um das grosse Immobilienprojekt namens Porta Samedan realisieren zu können, trat Pfister die Führung seiner Firmen an seine Kinder ab. Langweilig wird ihm nun, da die Porta steht, nicht: «Ich plane schon das nächste Projekt – eine Wasserstofftankstelle mit eigener H2-Produktion.»

Portrait von Urs Pfister

Die Mitarbeitenden

Denise Pally (47), Fachleiterin Food

«Ich habe viele Jahre in einem Restaurant auf der Alp Grüm gearbeitet, was mir immer viel Spass gemacht hat. Aber eigentlich habe ich Konditorin gelernt, und ich verspürte schon länger den Wunsch, wieder in den Detailhandel zurückzukehren. Als dann die Corona-Pandemie kam, wurde meine berufliche Situation sehr unsicher. Wir wussten lange nicht, wann die Restaurants wieder öffnen dürfen. Deswegen entschied ich mich, als Fachleiterin bei der Migros in Samedan zu bewerben. Ich konnte dann bereits im Januar bei der Migros-Filiale im Pizol anfangen und mich so dank der Hilfe meiner Kolleginnen und Kollegen auf meine neue Herausforderung im Engadin vorbereiten. Ich liebe meine neue Aufgabe, die mich gleichzeitig sehr fordert. Ich bin unter anderem dafür verantwortlich, dass im Laden Ordnung herrscht und alle Regale stets aufgefüllt sind. Das heisst, dass ich ständig in Bewegung bin. Langweilig wird es mir bestimmt nicht. Meine Heimat ist Poschiavo. Das Darf ist mit dem Autor 40 Minuten von Samedan entfernt. Vorerst pendle ich. Aber wer weiss, vielleicht werde ich irgendwann wieder ins Oberengadin ziehen. Als ich 18 Jahre alt war, habe ich schon mal in St. Moritz gelebt und ich habe nur die besten Erinnerungen an diese Zeit.»

Portrait von Denise Pally

Jochem Poldervaart (47), Job Restaurantleiter

Für Jochem Poldervaart ist seine neue Anstellung als Gastronomischer Leiter im ersten Engadiner Migros-Restaurant eine Rückkehr zu seinen gastronomischen Wurzeln. Auch wenn der 47-Jährige ursprünglich aus den Niederlanden stammt. «1996 bin ich ins Engadin gereist, um in einem Hotelbetrieb zu arbeiten und um die Heimat meiner Mutter kennenzulernen.» Poldervaart hatte vor, maximal zwei Jahre zu bleiben und danach nach Holland zurückzukehren. Mittlerweile blickt er auf 25 Jahre in der Schweiz zurück. «Ich bin hier mittlerweile Zuhause.» 2004 zog er mit seiner Familie aus familiären Gründen nach Heiden im Appenzellerland. Während den letzten drei Jahren hat Poldervaart eine Chickeria-Filiale in der Ostschweiz geleitet. Nachdem die Migros diese verkaufte, suchte der Niederländer nach einer neuen Herausforderung: «Als ich die Stelle des Gastronomischen Leiters sah, musste ich mich einfach bewerben. Am meisten freue ich mich darauf, wieder Gäste zu bewirten.» Gastronomie bedeutet für ihn nicht nur den Verkauf von Speisen und Getränken, sondern auch das Vermitteln von Emotionen. «Und dies kann man im wunderschönen Engadin bekanntlich besonders gut.» Seine Frau und seine zwei Kinder im Teenageralter werden im Unterland wohnen bleiben: «Meine Familie steht zu 100Prozent hinter mir. Sie freuen sich, dass sie nun wieder ein zweites Zuhause im Engadin haben werden.»

Portrait von Jochem Poldervaart

Valerio Iseppi (33) Bereichsleiter Non-Food

«Die Migros hat einen sehr guten Ruf und ist als sozialer Arbeitgeber bekannt. Als ich erfahren habe, dass eine Filiale in Samedan eröffnet, habe ich mich sofort beworben. Ich arbeitete bisher im Interdiscount in St. Moritz und suchte bereits länger nach einer neuen Herausforderung. Mir war es aber wichtig, in der Region bleiben zu können, da ich in St. Moritz geboren und aufgewachsen bin. Es ist aber leichter gesagt als getan, hier einen neuen Job zu finden. Deswegen ist diese neue Anstellung ein Glücksfall für mich. Ich kann in einem attraktiven Unternehmen einer Arbeit nachgehen, die mir viel Freude bereitet. Und dies alles an einem Ort, der mir sehr am Herzen liegt, wo meine Familie und meine Freunde Zuhause sind und wo ich auch weiterhin aktiv in verschiedenen Vereinen mitwirken kann. Das Zusammentreffen von Einheimischen und Gästen aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Kulturen ermöglichen viele spannende und interessante Begegnungen. Ich hoffe, dies wird in Zukunft auch in der Migros Samedan so sein. Ich bin gespannt und freue mich darauf.»

Portrait von Valerio Iseppi

Wie sagt man?


Ladenvokabular

Im Oberengadin redet man traditionell die rätoromanische Sprache «Puter». Wir haben typische Worte und Sätze aus einem Migros-Supermarkt in diese Sprache übersetzen lassen:

Kasse: cassa

Einkaufswagen / Einkaufskorb: charrin da cumpras / chavagna da cumpras

Kassenzettel / Quittung: scrittin da cassa / quittaunza

Kundendienst: servezzan da cliantella

Filialleiter / Filialleiterin: mneder da la filiela / mnedra da la filiela

Preisabschlag / Aktion: reducziun dal predsch / acziun

Cumulus-Bon: bun da Cumulus

Ablaufdatum: data da scadenza

Ladenschluss: serreda da la butia

«Guten Tag. Wie geht es Ihnen?»: «Bun di/Allegra. Cu vo que?»

«Welche Engadiner Spezialitäten können Sie empfehlen?»: «Che specialiteds engiadinaisas po El/Ella arcumander?»

«Danke. Einen schönen Tag!»: «Grazcha. Ün bel di!»

«Haben Sie Cumulus?»: «Ho El/Ella Cumulus?»


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