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Berufsporträt von Michelle Schmid - Einkäuferin im Bereich Früchte und Gemüse bei der Migros

Supermarkt

Was macht eine Früchte-Einkäuferin bei der Migros?

Wie kommen eigentlich die Zitrusfrüchte vom Baum in die Migros? Und zu welchem Preis? Einkäuferin Michelle Schmid regelt das. Jede Woche aufs Neue.

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Dinah Leuenberger
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Lucas Ziegler Fotografie
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Was wir tun

Wenn Michelle Schmid in den Ferien einen Markt besucht, wird gefeilscht. Das war nicht immer so. Aber durch ihren Beruf hat sie gelernt, Preise zu verhandeln: Die 29-Jährige arbeitet bei der Migros als Einkäuferin für Früchte und Gemüse. Während bei Pfannen, Teigwaren oder Joghurts die Preise teilweise über Monate gleich bleiben, ändern sie sich bei Früchten und Gemüse ständig. Mal gibt es eine Flutkatastrophe in Valencia, die ein Orangen-Lager überflutet, mal eine neue Krankheit, die Tomaten in Sizilien befällt. Kurz: für Michelle Schmid ist keine Woche wie die andere.

Zu ihrem Portfolio gehören sämtliche Zitrusfrüchte, Import-Tomaten, Rüebli sowie Zwiebeln. Insgesamt kommen diese Erzeugnisse von rund 60 verschiedenen Lieferanten; Zitrusfrüchte und Tomaten vor allem aus Italien und Spanien, Rüebli und Zwiebeln aus der Schweiz. Nachdem sie sich jeweils am Montag einen Überblick über die Marktsituation verschafft hat, gehts am Dienstag und Mittwoch ans Eingemachte: jeder Lieferant schlägt ihr einen Preis für seine Ware vor. Schmid vergleicht, und prüft, welchen Preis sie diese Woche zahlen will und kann. Schliesslich soll sie für die Migros-Kundschaft den bestmöglichen Preis herausholen. Also telefoniert sie mit ihren Lieferanten, und verhandelt, bis für jeden Artikel ein Preis feststeht, zu dem die Migros das Produkt einkauft. Das ist spätestens mittwochs um 11 Uhr der Fall. Schmid verhandelt auf Englisch, Französisch, Deutsch oder Italienisch, je nachdem, wo ihre Lieferanten herkommen. «In gewissen Kulturen wird ja erwartet, dass ich um den Preis verhandle. Würde ich den Angebotspreis einfach so akzeptieren, wären diese Lieferanten enttäuscht.» Diesen direkten Kontakt mit unterschiedlichen Menschen und Kulturen schätzt Schmid besonders an ihrem Beruf. Auch deshalb hat sie internationales Management studiert.


Beziehungspflege in Sizilien

Die allermeisten Produzenten beliefern die Migros schon seit vielen Jahren. «Diese lange Zusammenarbeit festigt natürlich die Beziehung und macht es einfacher, sich auf einen Preis zu einigen», sagt Schmid. Aber nur ein Telefon reicht dann doch nicht aus für die Beziehungspflege: Schmid besucht jedes Jahr einige Lieferanten direkt vor Ort, so wie diesen Januar in Sizilien. «Da kann man auch mal über etwas anderes reden als den Preis», sagt sie. Zum Beispiel über Trends: Gibt es Lieferanten, die neue Anbaumethoden ausprobieren oder eine neue Sorte entwickeln? Schmid verrät nur so viel: «Hybride Sorten, wie zum Beispiel eine Kreuzung aus Orange und Mandarine, werden uns noch länger begleiten.»

Gerade weil die Zitrusbäume mehrere Jahre brauchen, bis sie Früchte tragen, muss Schmid weit in die Zukunft blicken – auch da profitieren alle von langfristigen Beziehungen. Die Lieferanten wissen, dass ihre Innovationen auf Anklang stossen und die Migros hat Zeit, um ihr Sortiment anzupassen.

In gewissen Kulturen ist Feilschen Pflicht.

Michelle Schmid, Einkäuferin

Nach jedem Trip nimmt Schmid neues Wissen mit. Und die Erkenntnis, dass ihre Arbeit nicht nur vom Schreibtisch in Zürich aus gemacht werden kann. Zwar gehört es zum Grundwissen, dass das rötliche Fruchtfleisch von Blutorangen von Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht herrührt, die über eine längere Zeit mehr als zehn Grad betragen. Aber nur durch einen Besuch in Sizilien erfuhr sie, wieso sich bei sizilianischen Blutorangen auch die Schale leicht rötlich einfärbt: «Es liegt am Ätna, wie mir ein Lieferant erzählt hat.» Genauer an den kalten Winden, die vom Vulkan kommen. Diese verstärken die Temperaturunterschiede, wodurch sich die Seite der Orange, die gegen den Vulkan zeigt, auch aussen etwas röter verfärben kann.

Michelle Schmid isst auch privat gerne Orangen. Zuhause lagert sie sie kühl und trocken und isst sie am liebsten einfach pur. Verleidet sind sie ihr noch lange nicht; im Gegenteil. «Früher war ich gar nicht so eine Zitrus-Person. Das ist jetzt natürlich anders.» Noch etwas hat sich darum geändert, wenn Michelle Schmid in die Ferien fährt: Für den Einkauf im Supermarkt braucht sie eine Ewigkeit. Schliesslich nimmt sie auch andernorts «ihre» Früchte ganz genau unter die Lupe.

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