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Nachhaltigkeit
Bauen mit Zement belastet das Klima enorm. Zwei junge Unternehmen zeigen nun, dass Bauen künftig auch anders geht.
Beton ist überall. Von den Strassen und Gebäuden bis hin zu Brücken und Spielplätzen – kaum ein Material prägt unsere moderne Welt so sehr wie dieser Baustoff. Doch der Kunststein hat eine Kehrseite: Die Baubranche ist für 37 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Hauptverursacher ist dabei der Zement, der für die Betonherstellung benötigt wird. Denn um Kalkstein und Ton zu Zement zu verarbeiten, müssen Öfen auf über 1400 Grad erhitzt werden. Dabei werden riesige Mengen an Treibhausgasen freigesetzt.
Ein Umdenken ist dringend nötig. Gnanli Landrou hat das erkannt und mit seinem Start-up Oxara einen Zementersatz entwickelt, der bis zu 90 Prozent weniger CO₂ freisetzt.
«Es handelt sich um ein Pulver aus Aushub- und Abbruchmaterial, das mit einem Beschleuniger versetzt wird, damit der Beton schneller abbindet.» Die Qualität des gewählten Bauschuttmaterials spielt für das Endergebnis eine wesentliche Rolle, doch der eigentliche Schlüssel liegt in diesem geheimnisvollen Beschleuniger. Landrou will darüber nicht zu viel verraten. «Ich kann nur sagen, dass er aus natürlichen Mineralsalzen besteht.» Die Entwicklung habe ihn vier Jahre Forschung und zahlreiche schlaflose Nächte während seiner Doktorarbeit an der ETH Zürich gekostet, sagt der gebürtige Togolese.

Heute ist der umweltfreundliche Zement in vier Varianten erhältlich, die je nach Bedarf eingesetzt werden können. «Je nach Bedarf kommt er in Böden, Gewölben, Wänden oder Ziegelsteinen zum Einsatz», so Gnanli Landrou. Und seine Erfindung kommt an. Kibag, einer der führenden Schweizer Baustoffhersteller, und der Unternehmer Samih Sawiris (er hat unter anderem das Tourismusprojekt in Andermatt realisiert) zeigen sich interessiert. Auch der Bund hat bereits eine Bestellung aufgegeben. Er lässt seine Botschaft in Kamerun mit Oxara-Zementersatz bauen.
Dank der Migros konnten wir Mitarbeitende einstellen, eine Serienproduktion aufbauen und unsere Ersatzstoffe vermarkten.
«In den kommenden zehn Jahren wollen wir einen Marktanteil von drei bis vier Prozent erreichen. Das mag bescheiden erscheinen, doch wenn man weiss, dass die Schweiz jährlich 4,5 Millionen Tonnen Zement allein für ihren Eigenbedarf herstellt, ist es doch eine beachtliche Menge, die nachhaltiger produziert werden könnte.»
Um dieses Ziel zu erreichen, kann das Zürcher Start-up nun auf die Unterstützung des Migros-Pionierfonds zählen. «Für uns ist das ein entscheidender Schritt: So können wir uns von einem Start-up zu einem Unternehmen entwickeln, das wirklich Produkte verkauft», sagt Landrou. «Dank der Migros konnten wir Mitarbeitende einstellen, eine Serienproduktion aufbauen und unsere Ersatzstoffe vermarkten.»

Auch Rematter, ein anderes Start-up, das sich mit der Entwicklung moderner Bauelemente befasst, verfolgt das Ziel, die Branche nachhaltiger zu machen.
Das Zürcher Unternehmen, das ebenfalls vom Migros-Pionierfonds unterstützt wird, fertigt Deckenelemente aus gestampftem Lehm und Holz. Im Vergleich zu Stahlbeton entstehen bei der Herstellung dieser Elemente rund 80 Prozent weniger CO₂-Emissionen – und das Material lässt sich vollständig recyceln. «Die Elemente eignen sich für den Bau von Häusern, Büros oder Schulen, da sie dieselben Eigenschaften wie Beton aufweisen», erläutert Götz Hilber, CEO und Mitbegründer von Rematter.

Die Erfindung von Rematter wurde bereits erfolgreich beim Bau von Gebäuden verwendet. So zum Beispiel im Bürogebäude Hortus in Allschwil (BL). Dieses wurde von den bekannten Basler Architekten Herzog & de Meuron gemeinsam mit ZPF Ingenieuren und dem Generalunternehmer Senn entwickelt.
Rematter nutzt dieses weltweit einzigartige Know-how derzeit, um seine Fertigungsprozesse zu automatisieren und eine Produktion im grossen Massstab zu ermöglichen. Denn mittlerweile kommen die Bestellungen nicht mehr nur aus der Schweiz, sondern auch aus dem Ausland.
«Auf einer Messe in München wurden wir von der Nachfrage regelrecht überrannt», sagt Götz Hilber. Für ihn erfüllt sich damit ein Traum: Umweltschutz mit Wirtschaftlichkeit zu verbinden. «Man hört immer wieder, dass ökologisches Handeln mit Einschränkungen oder Verzicht verbunden sei. Aber das muss nicht so sein. Gut und schön bauen kann man weiterhin – nur eben anders», erklärt der gelernte Schreiner.
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