
Nachhaltigkeit
Mehr Durchblick im Label-Dschungel
Fairtrade, Bio, Rainforest Alliance: Auf den Migros-Schokoladen prangen viele Labels. Ein Überblick.
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Landwirtschaft
Wo lässt sich besser über Landwirtschaft diskutieren als auf einem Bauernhof? Migros-Chef Mario Irminger trifft IP-SUISSE-Präsident Andreas Stalder auf dessen Betrieb.
Vom Feld in die Migros, diesen Weg nimmt ein Grossteil der Schweizer Landwirtschaftsprodukte. In die Gegenrichtung ist vor Kurzem der Migros-Chef Mario Irminger gegangen. Bei strahlendem Sommerwetter besuchte er Andreas Stalder, den Präsidenten von IP-SUISSE, auf seinem Bauernhof in Höchstetten-Hellsau nahe Bern. Die Zeitung «Schweizer Bauer» hatte zum Spitzentreffen zwischen Mais und Blühstreifen geladen.
Seit rund 30 Jahren arbeitet die Migros mit der Vereinigung von Bäuerinnen und Bauern zusammen, die umweltschonend und tiergerecht produzieren. Sie ist auch die grösste Abnehmerin ihrer Produkte, die am Marienkäfer-Logo leicht erkennbar sind.
Für Irminger ist IP-SUISSE ein hervorragendes Label: «Es spricht eine breite Kundschaft in der Schweiz an.»
Er räumt Bedenken beiseite, wonach die Migros den Druck auf die Produzentenpreise erhöhen könnte. Auslöser war die landesweite Tiefpreisoffensive, lanciert im Oktober 2024. Inzwischen bietet die Migros über 1000 Alltagsprodukte zu Preisen wie im Discounter an, darunter Früchte und Gemüse. «Diese Preissenkungen gehen nicht zulasten der Bauern», versichert Irminger.
Stattdessen sollen sie über interne Effizienzgewinne und dank der Fokussierung auf das Kerngeschäft finanziert werden.
Im Gespräch zeigt Andreas Stalder Verständnis für den Preisdruck, unter dem die Migros steht. Neben dem Einkaufstourismus hat er dabei auch andere Marktteilnehmer im Blick, die ihre Produkte unter dem Einstandspreis verkaufen würden.
Trotzdem: «Die Migros setzt weiterhin auf Nachhaltigkeit und somit auf IP-SUISSE-Produkte», so Andreas Stalder.
Migros-Chef Irminger sieht die Stärke des Labels in einem ausgewogenen Ansatz, der zwischen ökologischem Leistungsnachweis (ÖLN), dem Minimalstandard für die umweltgerechte Landwirtschaft in der Schweiz, und Bio angesiedelt ist. Eine gute Ausgangslage, um auch zunehmend preissensible Kundinnen und Kunden zu erreichen.
Wie Ökologie und Ökonomie am besten in Einklang zu bringen sind, diese Diskussion führt IP-SUISSE auch in den eigenen Reihen. Zuletzt haben sich die Delegierten dafür ausgesprochen, die Bereiche Soziales, Tierwohl und Wirtschaftlichkeit gegenüber der Ökologie zu stärken. «Die Bauern brauchen faire Preise und fruchtbare Böden», sagt Andreas Stalder.
Das Label IP-Suisse gehört den Bauern, nicht der Migros.
Mario Irminger teilt diese Einschätzung auch. Zugleich stellt er klar, dass die IP-SUISSE selbst über ihre künftige Ausrichtung entscheidet: «Das Label gehört den Bauern, nicht der Migros.» Ideen und Wünsche würden in den Dialog eingebracht – als Vorschläge, nicht als Diktat.
Andreas Stalder sieht seine Organisation auch in der Pflicht, gewisse Vorleistungen zu erbringen und der Natur zu dienen. «Es gibt nichts Erdrückenderes, als auf Bedürfnisse reagieren zu müssen, die wir nicht erkannt haben.»
Bei der Verfügbarkeit von Schweizer Rohstoffen stellen beide Gesprächsgäste Herausforderungen fest – auch im Hinblick auf allfällige Missernten wie im vergangenen Jahr. So plädiert der Migros-Chef für eine breit aufgestellte Agrarwirtschaft. Eine Verengung auf eine streng biologische Landwirtschaft würde erhebliche Ertragsschwankungen mit sich bringen. «Wir müssen einen sinnvollen Mittelweg zwischen Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit finden.»
Wichtig ist, mit den Detailhändlern herauszufinden, für welche Produkte eine Inlandproduktion für alle Beteiligten sinnvoll sein kann.
Was den Anbau pflanzlicher Produkte betrifft, verweist IP-SUISSE-Präsident Andreas Stalder auf die begrenzten Flächen in der Schweiz. «Wichtig ist, mit den Detailhändlern herauszufinden, für welche Produkte eine Inlandproduktion für alle Beteiligten sinnvoll und gewinnbringend sein kann.»
Mario Irminger fordert von der Politik, hierfür die entsprechenden Rahmenbedingungen festzulegen. Sein Fazit: «Wenn Bäuerinnen und Bauern Leistungen erbringen, müssen sie davon leben können.»
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