Migros-Engagement
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Interview mit Matthias Wunderlin
Wie gut ist die Nährwertqualität eines Farmers, wie nachhaltig ein Entrecôte? Die Migros bleibt dank M-Check und Nutri-Score keine Antworten mehr schuldig. Marketing-Leiter Matthias Wunderlin erklärt, wieso die Migros das macht.
Wir stellen fest, dass immer mehr Menschen nachhaltig, gesund und regional konsumieren wollen. Beim Einkaufen all dies unter einen Hut zu bringen, ist sehr schwierig. Die Produkte existieren zwar, aber bei vielen fehlte bislang die Transparenz. Mit einem Eigenmarkenanteil von 80 Prozent sind wir als Migros in der Lage und in der Pflicht, diese Informationen einfach und verständlich offenzulegen: Unsere Kundinnen und Kunden erhalten zu allen unseren 250 Eigenmarken eine Einordnung zur Nachhaltigkeit und Nährwertqualität. Damit wollen wir helfen, informierter und selbstbestimmter zu konsumieren. Und für uns ist es noch einmal ein zusätzlicher Ansporn, die Produkte weiter zu verbessern.
Im Gegenteil. Wir vereinfachen, um der Überforderung vorzubeugen. Der M-Check arbeitet mit 5 Sternen, wie man das aus App-Store oder Google-Rezensionen kennt. Auch beim Nutri-Score findet der Konsument eine 5er-Skala aus Buchstaben und Farben. Dies ermöglicht eine sehr schnelle Orientierung über die Verpackung. Wer es genauer wissen will, kann online nachsehen, wie die Bewertung eines bestimmten Produkts im Detail zustande kommt.
Ob die neue Transparenz Auswirkungen auf unseren Umsatz haben könnte, sei es positiv oder negativ, haben wir nicht ausgerechnet. Wir machen es aus Überzeugung. Im Übrigen, wer Coca-Cola trinkt, weiss, dass da viel Zucker drin ist und es nicht unbedingt gesund ist. Trotzdem wird es konsumiert. Aus Studien ist aber bekannt, dass CO2-Auszeichnungen zu nachhaltigerem Einkaufsverhalten führen, auch bei Konsumenten, die dem Thema keine grosse Bedeutung beimessen. Langfristig sollte das unser Ziel sein.
Nicht unbedingt. Bio-Produkte haben viele Vorteile in den Bereichen Pestizideinsatz und Tierhaltung. Ihre Klimabilanz ist aber nicht besser als bei konventionellen Produkten. Mehr Tierwohl führt in der Regel zu höheren Preisen, weil auch die Herstellung aufwändiger ist. Alle tierischen Produkte aus der Schweiz haben mindestens drei Sterne, weil sie unseren vergleichsweise strengen Tierschutzgesetzen entsprechen. Günstigeres Fleisch aus dem Ausland bekommt derzeit ein oder zwei Sterne. Mittelfristig wollen wir auch hier drei Sterne erreichen. Beim Poulet aus Brasilien oder Salami aus Italien ist uns das bereits gelungen, an anderen Produkten arbeiten wir intensiv. Uns ist wichtig, über alle Kategorien und für jedes Portemonnaie eine gute Auswahl anzubieten.
Die Klimabilanz von Rindfleisch zu verbessern, ist anspruchsvoll, um nicht zu sagen unmöglich. Das ist einfach die Realität. Aber es darf beim Fleisch nicht «nur» um CO2 gehen. Es geht um Arbeitsplätze und lokale landwirtschaftliche Strukturen, die für die Schweiz wichtig sind. Es geht um Weideflächen, die gar nicht anders genutzt werden können und sonst verbuschen würden. Und nicht zuletzt geht es auch um Genuss. Den möchten wir niemandem verbieten …
Ich sehe kein Dilemma, denn innerhalb des Fleischsegments existieren Alternativen. Wir haben zum Beispiel Optigal-Poulet mit drei Sternen in der Klimabilanz. Dass den Hühnern Soja aus Italien statt Südamerika verfüttert wird, macht hier einen riesigen Unterschied. Und selbst beim Rindfleisch arbeiten wir an Möglichkeiten: Sogenanntes Hybridfleisch hat eine bessere Klimabilanz, weil es zu einem Viertel aus Gemüse besteht. Es wird noch diesen Sommer in unsere Regale kommen.
Mich persönlich erstaunt immer wieder, wie wenig Transport und Verpackung die Klimabilanz eines Produkts beeinflussen und wieviel stärker die Herstellung ins Gewicht fällt. Bei Büchsentomaten aus Italien etwa macht der Transport 10 Prozent aus, die Verpackung aus Weissblech 27 Prozent, der Anbau aber 63 Prozent.
Da gibt es auch die eine oder andere Überraschung. Dass Schokolade viel Zucker und Fett enthält, wissen wir alle. Auf den ersten Blick unverdächtig sind dagegen Konfitüre, Knuspermüesli und Getreideriegel. Auf den zweiten Blick sieht man ihren roten Nutri-Score. Wir haben Transparenz versprochen und die kann manchmal erstaunen. Hierzu ist zu sagen, dass wir den Zucker- und Salzgehalt in vielen Eigenprodukten bereits reduziert haben und unsere Entwicklerinnen und Entwickler weiter an verbesserten Rezepturen tüfteln.
Ich denke, dieser Prozess ist bei uns schon länger in Gang. Die Diskussionen am Familientisch sind andere als in meiner Kindheit: Klimawandel und Fleischkonsum waren damals keine Themen, heute sind sie es. Wir sprechen über Vollverwertung, also «Nose-to-Tail», nicht nur das Filetstück. Ich persönlich mag Blut- und Leberwürste, meine Kinder sind noch nicht ganz da. Aber das kommt hoffentlich noch.
Es gibt Produkte, bei denen wir über die Bücher gehen. Ich hatte vorher den geringen Einfluss des Transports auf die Klimabilanz erwähnt. Da gibt es eine Ausnahme, und das sind die Flugtransporte. Schon vorher hatten wir Vermerke wie «Mexico by air» auf der Verpackung, aber jetzt legen wir offen, was das konkret heisst: Eingeflogene Spargeln haben plötzlich nur noch zwei Sterne in der Klimabilanz und der Transport macht 96 Prozent des CO2-Fussabdrucks aus. Das wird zu veränderten Kundenverhalten führen, aber auch bei uns die Suche nach Alternativen intensivieren. Wir verringern die Flugtransporte jedes Jahr und unser Ziel ist null.
Im Moment sind wir die Einzigen, die so etwas anbieten. Wir würden es sehr begrüssen, wenn der M-Check von anderen kopiert wird und sind auch für eine Branchenlösung offen. Die Skala mit 5 möglichen Sternen ist unsere Idee, aber die zugrundeliegenden Berechnungen der Ökobilanzen sind wissenschaftlicher Standard. Andere Detailhändler würden zu denselben Schlüssen kommen, ebenso beim Tierwohl. Für uns ist wichtig, dass es einfach bleibt und online alle Details einsehbar sind.
Nachhaltigkeit hört natürlich nicht bei CO2 und Tierwohl auf. Wasser und Pestizide sind weitere wichtige Themen, zu denen dieses Jahr auch Volksabstimmungen anstehen. Für mich ist klar, dass sie ebenso Teil des M-Checks werden müssen wie die sozialen Arbeitsbedingungen bei Produkten aus Übersee. Hier haben wir und vor allem auch die Wissenschaft noch anspruchsvolle Hausaufgaben, um eine verlässliche Datengrundlage zu schaffen.
Der Nutri-Score beschreibt auf einen Blick die Nährwertqualität eines Lebensmittels unter Einbezug des Gehalts von Zucker, Salz, Fett und ungesättigten Fettsäuren.Wie gut ist die Nährwertqualität eines Produktes wirklich? Die Antwort ist nicht immer ganz einfach. Hier schafft die Migros Transparenz und bringt als erste grosse Schweizer Detailhändlerin den Nutri-Score auf allen Eigenmarken. Damit Ihnen die Wahl geeigneter Lebensmittel noch einfacher fällt.
Wie nachhaltig ist ein Produkt wirklich? Die Antwort ist nicht immer ganz einfach. Vieles ist schon top. Doch über den Rest redet keiner. Das geht besser, dachten wir uns. Und haben den M-Check weitergedacht. Schritt für Schritt führen wir auf allen 250 Eigenmarken und Labels eine Nachhaltigkeitsskala ein. Diese bewertet die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit, wie zum Beispiel Tierwohl oder Klima, mit 1 bis 5 Sternen. Auch Widersprüche in den einzelnen Dimensionen werden übersichtlich dargestellt. Das macht den M-Check 100% transparent.
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