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Aufeinandergestapelte und in Plastik verpackte Gurken

Nachhaltig verpacken

Wann ist Plastik sinnvoll?

Nicht immer ist Karton die umweltfreundlichste Verpackung, und oft ergibt Plastik als Verpackungsmaterial Sinn. Sieben Beispiele aus dem Alltag.

Von
Sabina Galbiati und Nina Huber
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Was wir tun

Verpackung muss sein – fast immer – denn sie macht Produkte transportfähig und im Fall von Lebensmitteln lässt sich mit der richtigen Verpackung Food Waste vermeiden. Das ist enorm wichtig, denn verdorbene Lebensmittel belasten die Umwelt viel mehr als Verpackungen, die Gemüse, Getreide oder Fleisch schützen. Zum Vergleich: Laut dem Ökobilanzierungs-Unternehmen ESU-Services machen die notwendigen Verpackungen im Lebensmittelbereich lediglich zwei Prozent der Umweltbelastung aus. Die Produktion, Verarbeitung oder der Transport der Lebensmittel belasten die Umwelt deutlich stärker. Daher ist es wichtig, Lebensmittel vor dem Verderb zu schützen.

Und welche Verpackung ist für die Umwelt am besten?

Konsumentinnen und Konsumenten können sich an einer einfachen Faustregel orientieren: Je leichter eine Verpackung ist oder je öfter man sie verwenden oder rezyklieren kann, desto umweltschonender ist sie. Das gilt nicht nur für Lebensmittel.

Gemüse und Früchte

Waschbare Mehrweg-Obstbeutel sind eine grossartige Möglichkeit, bei Gemüse und Früchten ganz auf die Verpackung zu verzichten. Dennoch sind sie nicht immer die beste Wahl. Denn die Plastikverpackung schützt Früchte wie Beeren vor Druckschäden oder Gemüse vor dem zu schnellen Verderben.

Je höher der Wassergehalt einer Gemüsesorte, desto mehr verlängert die richtige Plastikverpackung die Haltbarkeit. Beispielsweise entsteht bei unverpackten Gurken je nach Transportdistanz allein vom Feld in die Filiale bis zu achtmal mehr Food Waste als bei verpackten Gurken, weil sie gummig werden und somit nicht mehr verkäuflich sind – wobei die Plastikverpackung gerade mal mit 1,5 bis 2 Gramm zu Buche schlägt.

Chips und Snacks

Damit die Chips knackig und frisch bleiben, braucht es eine sogenannte Schutzatmosphäre: Häufig sorgt eine Stickstoffbegasung dafür, dass die Chips nicht weich werden. Sauerstoff würde das Fett der Chips schnell ranzig werden lassen. Deshalb ist ein gängiger Prozess, der Packung nach Abfüllen den Sauerstoff zu entziehen und Stickstoff zuzuführen.

Die Kunststoffverpackung mit einer hauchdünnen Schicht Aluminium (0,1-Prozent Anteil an der Foliendicke) gewährleistet, dass Stickstoff, Frittierfett und Aroma im Beutel bleiben, während gleichzeitig möglichst wenig Sauerstoff und Wasserdampf eindringen.

Die Luftschicht dient ausserdem als Puffer beim Transport und sorgt dafür, dass die dünnen Chips auf dem Weg von der Produktion in die Filiale und von dort zu den Kundinnen und Kunden nach Hause nicht zerbröseln. In den vergangenen Jahren wurden die Verpackungen leichter und dünner gemacht, wodurch Abfall reduziert werden kann.

Fleischwaren

In Plastik verpackte Fleisch- und Wurstwaren können vier- bis sechsmal so gemacht werden wie unverpacktes Fleisch, nämlich bis zu zwölf Tage. Beim Fleisch macht die Verpackung auf das gesamte Produkt gesehen nur zwei Prozent der Umweltbelastung aus. Gerade weil Fleisch bereits in der Herstellung viele Emissionen generiert, ist es umso wichtiger, das Endprodukt gut zu schützen und mithilfe der Verpackung Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.

Wo immer möglich, besteht ein Teil der Verpackung aus nachwachsenden Rohstoffen. Dieser Anteil wurde bei den Fleischverpackungen der Migros in den letzten Jahren stark erhöht.

Getreide und Müesli

Eine Plastikverpackung ist deutlich leichter und braucht weniger Material als die Kartonverpackung. Beim Reis im Plastikbeutel ist der Unterschied besonders deutlich: Der Beutel aus Plastik wiegt sieben Gramm für ein Kilo Reis. Der Karton hingegen kommt auf stattliche 45 bis 50 Gramm Material. Das heisst der Karton verbraucht rund sechs bis siebenmal mehr Verpackung.

Natürlich wäre auch Papier ein leichtes und recycelbares Material, jedoch sind Reis, Hülsenfrüchte und Müesli viel gröber als beispielsweise Mehl. Deshalb ist die Gefahr grösser, dass das Papier beschädigt wird, wodurch dann wiederum mehr Food Waste entsteht.

Duschgel und Waschmittel

Für zahlreiche Wasch- und Reinigungsmittel, genauso wie für Seife, Shampoo und Duschgel gibt es praktische Nachfüllbeutel. Sie ersetzen je nach Grösse ein bis zwei Plastikflaschen.

Der Nachfüllbeutel für das Handy-Abwaschmittel wiegt 24 Gramm und enthält 1,5 Liter. Das entspricht zwei Flaschen à 40 Gramm Material und 0,75 Liter Inhalt. Der Beutel spart 70 Prozent Verpackung ein. Übrigens: Duschgel, Shampoo und Seife gibt es bei der Migros alternativ auch in fester Form und ganz ohne Plastikverpackung.

Sonnencreme

Sonnencreme wird direkt auf die Haut und am ganzen Körper aufgetragen und meistens über eine lange Zeit verwendet. Es ist also aus gesundheitlichen Gründen äusserst wichtig, dass sie nicht verunreinigt wird und dicht verpackt ist. Um den Inhalt selbst dann zu schützen, wenn die Packung einmal geöffnet ist, und umgekehrt zu verhindern, dass sie ungewollt ausläuft, braucht es einen Wiederverschluss, der einfach zu bedienen ist, im Fall von Sun Look gelöst mit einem Scharnierdeckel.

Die Flasche muss leicht, kompakt und stabil sein, da sie häufig in der Badetasche oder in einem Wanderrucksack mitkommt. All diese Anforderungen an eine Verpackung erfüllt Plastik am besten. Übrigens: Die Flasche der Sonnencreme von Sun-Look besteht aus 96 Prozent rezykliertem Kunststoff.

Kohlensäurehaltige Getränke

Für Getränke gibt es verschiedene Verpackungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Eigenschaften:

Getränkekarton beispielsweise besteht zu einem grossen Teil aus nachwachsenden Rohstoffen, was ökologisch sinnvoll ist. Es ist aber nicht möglich, sprudelnde Getränke darin zu lagern: Der Innendruck durch die Kohlensäure wäre zu gross und würde die Packung aufblähen.

Eine PET-Flasche bewahrt Kohlensäure hingegen gut, und ihr Umweltfussabdruck ist vergleichbar mit dem eines Getränkekartons – obwohl sie in der Regel aus erdölbasiertem PET besteht. Der PET-Kreislauf funktioniert in der Schweiz hervorragend: Die Qualität des Rezyklats ist so hoch, dass neue Flaschen aus bis zu 100 Prozent rezykliertem PET hergestellt werden können.

Auch Glas lässt sich gut rezyklieren. Wäre also Glas die bessere Variante als PET? Nein! Einerseits ist eine Glasflasche um ein Vielfaches schwerer als eine PET-Flasche. Dieser hohe Materialverbrauch belastet die Umwelt. Zudem braucht es sehr viel Energie, um eine Glasflasche für das Recycling einzuschmelzen.

Schliesslich gibt es die Alu-Dose: Auch sie bewahrt die sprudelnden Luftbläschen gut – zumindest, solange sie geschlossen bleibt. Im Gegensatz zur Dose lässt sich die PET-Flasche wieder verschliessen. So bleibt das Getränk länger haltbar.