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Eine Mutter und ihre Tochter installieren zusammen einen Recybag in der Küche.

Kreislaufwirtschaft

Plastiksammeln: Wie geht es? Was bringt es?

Die Migros geht mit dem Recybag eine Recyclinglösung für Plastikverpackungen an. Wie funktioniert sie? Und was passiert mit dem Plastiksammelsack der Migros?

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Nina Huber
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Recypac
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Was wir tun, Interview

In der Schweiz recyclen wir schon fast alles. Warum braucht es einen separaten Sammelsack für Plastik?

«Plastikverpackungen sind Wertstoffe, die hochwertig rezykliert werden können», sagt Odile Inauen, Geschäftsführerin von ­Recypac. In der Schweiz verbrauchen wir pro Jahr 195 000 Tonnen Plastikverpackungen. Davon werden zurzeit erst drei Prozent rezykliert, der Rest wird verbrannt. «Mit der Lösung von Recypac möchten wir die letzte grosse Lücke in der Kreislaufwirtschaft schliessen», sagt Inauen.


Wo bekommt man den Recybag?

Aktuell in der Stadt Bern und einigen Zürcher Gemeinden, weitere Gemeinden folgen. Privatpersonen können den Recybag in verschiedenen Grössen im Handel oder bei der Gemeinde kaufen. Zu Hause kann jede und jeder Plastikverpackungen sammeln und den vollen Sack zurück in ausgewählte Filialen des Handels oder in den Wertstoffhof bringen. In der Schweiz liegt die Hoheit über den Abfall bei den Gemeinden. Deshalb ist das je nach Wohnort unterschiedlich geregelt.


Lohnt es sich für die Kundschaft, Plastik zu sammeln?

«Wir empfehlen einen Maximalpreis. Ein 35-Liter-Sack sollte zum Beispiel höchstens Fr. 1.60 kosten. So wäre er günstiger als in den meisten Gemeinden der Kehrichtsack», sagt Inauen. Man spart also etwas, wenn man Haushaltsplastik nicht im Kehrichtsack entsorgt. Zudem tut man etwas ­Gutes für die Umwelt.

Drei gefüllte Recbags in verschiedenen Grössen stehen in einer Küche.
© Recypac

Bringt Kunststoff rezyklieren wirklich etwas für die Umwelt?

Ja. Ein Kilogramm neuer Kunststoff verursacht über den gesamten Lebenszyklus Emissionen, die fünf Kilogramm CO₂ entsprechen. Bei rezykliertem Kunststoff entspricht der Wert 1,5 Kilogramm CO₂. Der Umweltnutzen kann sich noch verbessern, wenn Verpackungen weiter optimiert werden. Bislang können viele nicht recycelt werden. «Wir verfolgen mit Recypac zwei Ziele: mehr Mengen durch eine flächendeckende Sammlung und eine bessere Wiederverwertbarkeit des Sammelguts, wenn endlich die Materialien der Verpackungen einfacher zu rezyklieren sind», so Inauen.


Wie viel Plastik könnte in der Schweiz gesammelt werden?

2023 wurden in der Schweiz 10 000 Tonnen Plastik gesammelt. Das Sammelpotenzial liegt bei 112 000 Tonnen jährlich – dreimal so viel, wie bei den PET-Getränkeflaschen zusammenkommt.


Was passiert mit dem Migros-Plastiksammelsack?

Vorerst ändert sich für die Kundinnen und Kunden nichts: Die bisherigen Plastik­sammelsäcke der Migros bleiben bestehen.

Mit der Lösung von Recypac möchten wir die letzte grosse Lücke in der Kreislaufwirtschaft schliessen.

Odile Inauen, Geschäftsführerin Recypac

Warum ist der Recybag ­kostenpflichtig?

Weil damit das Sammeln, Sortieren und der Recyclingprozess finanziert werden. ­Recypac verfolgt keine Gewinnabsichten, weshalb der Sack, den es in vier Grössen gibt, preiswert angeboten werden kann.


Die Nachbarländer sammeln Plastik schon viel länger als die Schweiz. Warum?

«In der Schweiz haben wir den Ansatz verfolgt, dass sich eine Sammlung nur lohnt, wenn das Rezyklat von der Industrie nachgefragt ist und hochwertig weiterverarbeitet werden kann», erklärt Inauen. Inzwischen wird Plastikgranulat immer stärker nachgefragt. Je mehr Material gesammelt wird und je besser die Qualität der Sammelmenge ist, desto hochwertiger wird das Rezyklat. «Die Branchenlösung ist mehr als ein neues Sammelsystem. Durch die Steigerung der Sammelmengen wollen wir dazu beitragen, dass bald Sortier- und Verwertungsanlagen in der Schweiz gebaut werden können», so Inauen.


Verleitet ein besser funktionierendes Recycling dazu, mehr Plastik zu verbrauchen?

«Davon ist nicht auszugehen», sagt ­Jasmin Buchs, ­Mi­gros-Fachspezialistin für Nachhaltigkeit. Die Schweizer Bevölkerung sei bereits diszipliniert im Trennen von Abfall. Das separate Sammeln von Haushaltsplastik werde deshalb nach einer Übergangsphase leichtfallen. Auch, weil viele die fehlende Plastiksammlung als Missstand empfanden.


Was tut die Migros, um Plastik zu reduzieren?

Die Migros arbeitet nach dem Prinzip vermeiden, vermindern, verwerten. Wo Plastik sinnvoll ist, etwa zum Produktschutz und zur Vermeidung von Food Waste, werden Verpackungen laufend optimiert. Beispielsweise die von Optigal-Poulets: Neu bestehen sie aus durchsichtiger Monofolie, die sich gut rezyklieren lässt. «Das Ziel eines Recyclingsystems muss sein, rezykliertes Material wieder in der ursprünglichen Anwendung einsetzen zu können – so wie es bei PET-Getränkeflaschen funktioniert», erklärt Buchs. Die Mitglieder von Recypac arbeiten mit Hochdruck daran, dies auch für andere Kunststoff-verpackungen umsetzen zu können.

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