Salat in der Senkrechten
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Sébastian Strappazzon
Sébastian Strappazzon, Waadtländer Designer und Gründer der Marke Avnier zusammen mit dem Rapper Orelsan, steht hinter einer Sonderkollektion, die in Zusammenarbeit mit der Migros Waadt kreiert wurde. Zum Jahresende kommt erneut eine weitere limitierte Auflage dieser Streetwear-Kleidung auf den Markt.
Auf dem Kopf eine schwarze Kappe, mit einem grossen orangefarbenen M in Gothic-Schrift... Der 42-jährige Designer Sébastian Strappazzon spielt gerne mit den Normen. Er bricht sie auf, um sie dann neu zu anzuordnen. Er war es auch, der diesen Sommer in Zusammenarbeit mit der Waadtländer Genossenschaft eine Kleiderkollektion mit dem leicht verfremdeten Migros-Logo herausgebracht hat. Ein Volltreffer! Und zum Jahresende geht das Spiel mit einer neuen limitierten Auflage, die gerade ihr Debüt gefeiert hat, von vorne los.
«Wir lassen die Stoffe anfertigen und wählen alles aus, von der Grammatur über den Schnitt bis hin zur Farbe», sagt der Designer. Der rote Faden dieser Kollektion ist der Migros-Kassenzettel mit der Spirale seines Labels, einem grossen S wie Strappazzon. Alles soll mit textilen Anspielungen an den Supermarkt erinnern. So prangt auf dem khakifarbenen Jogginganzug ein grosses Gothic-M, das orangefarbene T-Shirt hat einen Farbverlauf mit den Linien des Pfirsich-Eistees, dazu das Logo der Frey-Schokolade und ein Tribal-M im Tattoo-Stil. Etwas exklusiver sind ein schwarzes T-Shirt mit Glitzer-Logo und eines mit phosphoreszierendem Schriftzug.
«Ich lasse mich von Epochen inspirieren, es gibt immer eine Madeleine von Proust in meinen Kreationen. Die erste Kollektion war mehr auf die 1990er Jahre ausgerichtet, diese zielt eher auf die 2000er Jahre mit Strass, Paris Hilton und Clubnächten ab.» So enthält sie auch das angesagte Accessoire der Jahrtausendwende: Die Gürteltaschen sind orange oder schwarz und haben zwei Taschen, eine für die Cumulus-Karte und eine für die Schlüssel. «Ich habe sie von A bis Z entworfen, ich wollte, dass sie funktional sind.»
Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Cyril Fayet, Digital Marketing Manager bei Migros Waadt, erzählt: «Wir wollten jüngere Menschen erreichen und von der Zielgruppe der Familien abweichen. Die Idee war, dieser Generation der unter 30-Jährigen etwas Cooles zu liefern.» Der Marketing-Experte sieht das Potenzial: Die Migros, ein Schweizer Unternehmen mit einer facettenreichen Geschichte, deren Kultprodukte teilweise bereits Teil der Popkultur sind. Er ist also 2021 an Sébastian Strappazzon herangetreten und hat ihm freie Hand für eine Kreation rund um die orangefarbene Marke gegeben. Der Designer liess sich nicht zweimal bitten und sagte ohne zu zögern zu. «Ich habe mich sehr geschmeichelt gefühlt. Ausserdem bin ich selbst ein Migros-Kind!»
Sebastian Strappazzon, ein gebürtiger Jurassier, der in Morges aufwuchs, erinnert sich gerne an seine Teenagerjahre zwischen Berlinern, Eistee und Sprüngen auf dem Skateboard. Stundenlang auf dem Asphalt, Hip Hop und Street Culture. Er schliesst eine Lehre als Gipser und Maler ab, träumt aber von Design, um Kleidung für Rapper und Fussballer zu entwerfen. Mit 19 Jahren kreiert er sein eigenes Label und fährt nach Paris, um seine Klamotten aus dem Kofferraum seines Autos zu verkaufen. Dieser Wagemut zahlt sich aus, denn der Rapper Orelsan wird auf ihn aufmerksam. «Ich durfte ihn einkleiden, bis wir zusammen unsere eigene Marke Avnier gemacht haben. Wir wurden Freunde», erzählt der Designer schlicht.
Der Spagat zwischen seiner engen Zusammenarbeit mit Orelsan, dem dreifach ausgezeichneten französischen Star-Rapper, und seinem Auftrag für die Migros ist für Sébastian Strappazzon kein Problem. «Es ist cool, diesem Unternehmen zu huldigen. Und mit den Migros-Produkten kann man sich so richtig austoben! Es ist wie wenn man mit zehn Cent in der Tasche in einem Süssigkeitenladen steht, man muss sich nur entscheiden.» Er hofft, seinen Stil unter seinem eigenen Label S weiter zu entwickeln und eines Tages eine Laufsteg-Kollektion zu entwerfen. Sein Markenzeichen? Die Genres, zu mischen, zur Hälfte Kommerz und zur Hälfte Provokation. «Aber nicht zu ausgefallen. Ich möchte Emotionen vermitteln, aber meine Kleidung soll auch auf der Strasse getragen werden können.»
Zurzeit ist seine Migros-Sonderedition, die am 3. Dezember in limitierter Auflage herausgekommen ist, nur online erhältlich. Eine Art, einen Hype auszulösen, mit sehr wenig Werbung, nur ein paar Posts in den sozialen Netzwerken. «In der ersten Kollektion war 50% am ersten Tag ausverkauft, und alles ging schnell weg, ein wahrer Triumph. Es war da eine Art Stolz, Teil des Ganzen zu sein. Wir werden sehen, ob die zweite Kollektion genauso erfolgreich wird», lächelt Cyril Fayet.
«Der Tetrapak mit dem Pfirsich-Eistee! Das war unser Grössenmassstab beim Skaten, wenn wir nach der Schule Ollies gemacht haben», erinnert sich Sébastian Strappazzon.
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