Viehwirtschaft im Alpenraum
Warum gehen Kühe eigentlich auf die Alp?
Für viele Tiere hat der Alpsommer begonnen. Doch wieso gehen sie überhaupt in die Höhe? Und warum ist das sogar für die Umwelt gut? Die Antworten.
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Swiss Black Angus
Natürlicher geht nicht: Die Rinder der Familie Röthlisberger in Eriswil sind so oft wie möglich auf der Weide und ernähren sich von Gras. Auch die Migros setzt voll auf «Swiss Black Angus».
Highspeed ist heute nicht da. Der Muni ist nur dann auf dem Hof der Familie Röthlisberger zu Gast, wenn er die Kühe beglücken soll. Im gemütlichen Stall des Hegen-Hofs in Eriswil BE kauen, dösen und muhen Amanda, Hirta und Rafaela mit 14 weiteren Mutterkühen deshalb allein mit ihrem Nachwuchs.
Es ist Hochsommer, und draussen herrschen seit Tagen um die 30 Grad. Darum verbringen die Tiere der Rasse Black Angus die heissesten Stunden drinnen, wo sie vor Sonne und Hitze geschützt sind. «Schliesslich tragen sie einen schwarzen Pulli. So geht im Moment freiwillig niemand raus», sagt Christoph Röthlisberger, der den Hof gemeinsam mit seiner Frau Karin und den Kindern Levin, Noemi und Janis betreibt. Und so machen die Kühe derzeit die Nacht zum Tag.
Es ist 17 Uhr. Entweder ist es die vertraute Stimme des Bauern oder eine innere Uhr, die die ersten Tiere zum Aufstehen bewegt und ihre Blicke wacher werden lässt. Sie scheinen zu wissen: Jetzt geht es auf die Weide. Fertig Nacht-, pardon, Tagruhe.
«Chum, chum, chum!», ruft der Bauer, während die massigen und doch edlen Tiere mit schwarz glänzendem Fell gemächlich aus dem Stall trotten. Von Highspeed fehlt hier tatsächlich jede Spur. «Husch, husch, husch, loufe!», treibt der Bauer an, sodass die Kühe und ihre 16 Kälber den kurzen Weg vom Stall bis zur Weide zurücklegen. 16 Hektaren gross ist der Betrieb der Röthlisbergers, auf rund 1,5 Hektaren davon wächst IP-Suisse-Weizen – der Rest sind Weideland und Wiesen. Auf einem frischen Weideteil, wo saftiges Gras in die Höhe ragt, verteilen sich die Tiere nun.
Hier bleiben und fressen sie bis am kommenden Morgen um 8 Uhr, wenn jemand aus der Familie sie wieder zurück in den kühlen Stall bringt. Sobald es nicht mehr so heiss ist, kehren die Kühe übrigens gar nicht mehr zurück, sondern bleiben 24/7 auf der Weide. Bis es zum ersten Mal schneit und auf der Wiese nicht mehr viel zu holen gibt.
«Black Angus sind sehr ursprüngliche Tiere», sagt Röthlisberger. Sie ernähren sich von dem, was auf den Wiesen wächst und die Euter der Mutterkühe hergeben. Sie brauchen keinen Mais aus dem Silo, kein Kraftfutter «und werden trotzdem feiss». Die Rinder, deren Fleisch unter dem Label «Swiss Black Angus» verkauft wird, verbringen ein Leben in grösstmöglicher Freiheit. Eine Mutterkuh bringt im Jahr nur ein Kalb zur Welt. «Es ist bei dieser Rasse speziell, dass die Mütter sehr gut zu ihren Kälbern schauen», so der Bauer. «Im Gegensatz zu Milchkühen verhalten sich Black-Angus-Kühe so, wie es in ihrer Natur liegt.» In Sachen Tierwohl und auch Nachhaltigkeit sei diese Art der Haltung nicht zu übertreffen, findet er. Die Richtlinien dafür geben die Labels «IP-Suisse» und «Swiss Black Angus» vor.
Während die 17 Mutterkühe seit 2019 bei ihm leben – also seit der Landwirt von Milchkühen auf Black Angus umgestellt hat –, verlassen die Jungtiere den Hof früher oder später Richtung Schlachthof. Den Grossteil des erzeugten Fleischs verkauft Röthlisberger an «Swiss Black Angus», und von dort findet es den Weg in die Migros-Filialen.
«Das ‹Swiss Black Angus›-Programm vereint beste Geschmacksqualität und höchste Anforderungen an Tierwohl und Nachhaltigkeit», sagt Melanie Chaves, die bei der Migros für das gesamte Fleischsortiment zuständig ist. Sie erkennt in diesem Produkt die Zukunft: «Der Fleischkonsum wird sich wandeln. Wie das Tier gelebt hat, wird immer wichtiger.»
Die IP-Suisse-Betriebe fördern zudem die Biodiversität. «80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz eignet sich ausschliesslich als Wiesen und Weideland – der perfekte Lebensraum für diese Rinder, die das Gras optimal verwerten», so Bernhard.
Damit könne der Kundschaft Rindfleisch angeboten werden, das in allen wichtigen Aspekten überzeugt. Der Familie Röthlisberger ist es wichtig, dass es die Tiere bei ihr schön haben. «Ich sage immer: Wir als Familie gehören zur Herde – und nicht umgekehrt.» Christoph Röthlisberger streicht einer neugierigen Kuh über das Fell. Kommt ein neues Kalb auf die Welt, wird am Familientisch über den Namen des neuen Herdenmitglieds diskutiert. Sie heissen dann Anna, Gregg oder Jeremy – einer der wenigen Unterschiede zum Leben in Freiheit.
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