Viehwirtschaft im Alpenraum
Warum gehen Kühe eigentlich auf die Alp?
Für viele Tiere hat der Alpsommer begonnen. Doch wieso gehen sie überhaupt in die Höhe? Und warum ist das sogar für die Umwelt gut? Die Antworten.
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Schweinefleisch aus höchsten Tierwohl-Standards
Auf einem Hof im Entlebuch können sich 350 Mastschweine dank Pool, Spielplatz und Wiese austoben. Erfahren Sie hier, warum wir auf das «Wiesenschwein»-Konzept des Tüftlers Oliver Hess setzen.
Die Tiere wissen, was gleich passieren wird. Sie warten geduldig, aber mit sichtbarer Vorfreude. Dann geht es schnell: Ein Tor öffnet sich, und 35 Schweine erhalten Zugang zum Aussenbereich. Im Unterschied zum Stall ist hier Platz genug zum Rennen, was einige der Schweine sogleich tun. Andere wühlen mit ihrem Rüssel im eingestreuten Sägemehl. Wieder andere kühlen sich im Pool ab. Oliver Hess, der die luxuriöse Art der Nutztierhaltung entwickelt hat, nennt diesen Bereich den «Spielplatz».
Aber damit nicht genug. Nach 20 Minuten geht auf dem Brügghof im Entlebuch ein zweites Tor auf, das vom Spielplatz auf eine Wiese mit noch mehr Platz führt. Einige der Tiere beginnen Gras zu fressen, die meisten zieht es an diesem heissen Sommertag in den Schatten unter den Obstbäumen. Auch wenn es bewölkt wäre, würden viele genau diesen Teil der Wiese aufsuchen: Nach ein paar Minuten wird hier durch ein langes Rohr etwas Futter eingestreut. Mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn spüren sie auch den letzten der leckeren Maiswürfel auf.
Nach genau 25 Minuten ertönt ein Signalton; die Zeit auf der Wiese ist abgelaufen. Aber wie die Tiere überzeugen, diesen schönen Ort freiwillig zu verlassen? Die Frage scheint unbegründet, denn die 35 Schweine rennen zurück in ihren Stall, als gäbe es da etwas noch Besseres. Und tatsächlich: «Sie wissen, dass es drinnen jetzt zu fressen gibt», lacht Oliver Hess. Kein Pool und keine grüne Wiese schlagen einen gut gefüllten Futtertrog.
Der Brügghof im luzernischen Schüpfheim war der erste Betrieb, der Oliver Hess’ Konzept des Wiesenschweins umsetzte. «Nichts ist für die intelligenten und neugierigen Tiere schlimmer als Langeweile», sagt er. Aber in den meisten bestehenden Haltungsformen gäbe es für sie einfach nichts zu tun, als tagein, tagaus im Stall zu liegen. Der 51-Jährige hat einen Deal mit den Schweinen: «Rund 110 Tage leben Mastschweine, dann schlachten und essen wir sie. Dafür ermögliche ich ihnen ein Leben im Luxushotel.» Das Tierwohl auf dem Hof geht allerdings weder auf Kosten der Natur noch der Wirtschaftlichkeit.
Hess hielt früher selbst Schweine, heute bietet er interessierten Landwirt*innen sein vollautomatisches, mit Kameras und Sensoren ausgerüstetes System. Es funktioniert auch dank der Intelligenz der Tiere.
Beispiel Wiese: Unter normalen Umständen hätte sie keine Chance gegen Schweine. Innert weniger Tage würden sie mit ihren kräftigen Rüsseln alles umgraben. Doch die Wiese auf dem Brügghof ist seit vier Jahren intakt, weil die Schweine fast ausschliesslich dort wühlen, wo die Maiswürfel eingestreut werden. Dort wächst tatsächlich nichts mehr, dafür bleibt der Rest der Wiese grün. Meistens muss nicht einmal gemäht werden, das erledigen die alles-fressenden Vierbeiner gern.
«Die Migros setzt sich seit jeher für zukunftsweisende Tierhaltung ein und hat diesbezüglich eine Pionierrolle», sagt Melanie Chaves, die bei der Migros für das gesamte Fleischsortiment zuständig ist. «Wir sehen im Wiesenschwein-Konzept Potenzial und können damit unserer Kundschaft das qualitativ hochstehende Schweinefleisch von Tieren anbieten, die nach den höchsten Tierwohlstandards gehalten werden.»
Oliver Hess, der als Quereinsteiger zur Landwirtschaft kam, tüftelt seit 14 Jahren an der Wiesenschwein-Haltung. Er ist immer wieder fasziniert, wozu die Tiere imstande sind. Manche lernen in ihrem kurzen Leben schwimmen, wie auf dem Spielplatz zu beobachten ist. «Ihr solltet sie erst einmal Fussball spielen sehen», lacht er. Ganz im Sinne des Tierwohls erlaubt sein System den Schweinen, viele ihrer Instinkte und Fähigkeiten auszuleben. Für ein kurzes, aber schönes Dasein.
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