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Der Feldroboter Farmdroid sät, jätet und sprüht gezielt Pflanzenschutzmittel.

Nachhaltigkeit

Roboter im Rapsfeld

Unkraut jäten mit Robotern oder Schimmelpilz bekämpfen mithilfe von Bakterien – fünf zukunftsweisende Methoden für weniger Pestizide in der Landwirtschaft.

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Nina Huber
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Was wir tun

Roboter gegen Unkraut

Der Farmdroid ist ein Roboter, der säen, Unkraut jäten und Pflanzenschutzmittel spritzen kann. Zunächst sät er die Samen nach einem präzisen Raster auf dem Feld aus. Weil er die GPS-Koordinaten von jedem Saatkorn kennt, kann er später, ausgestattet mit einem Messer, die Flächen zwischen den einzelnen Pflanzen hacken, ohne Letztere zu treffen. Dank eines zusätzlich eingebauten Geräts spritzt der Roboter die einzelnen Pflänzchen gezielt und spart die Flächen dazwischen aus.

Die Berner Fachhochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (BFH-HAFL) hat den Farmdroid einer dänischen Firma entsprechend weiterentwickelt. In der Schweiz sind aktuell neun Farmdroid-Roboter im Einsatz. Ursprünglich für den Zuckerrübenanbau entwickelt, funktioniert er heute auch bei Zwiebeln, Raps und Kräutern.


Tricks der Natur nutzen

Mehr als 65 Betriebe machen beim mehrjährigen Projekt «PestiRed» von Agroscope und IP-Suisse mit. Das Ziel: 75 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel bei höchstens zehn Prozent weniger Ertrag. Beim Versuch werden über 20 Methoden gleichzeitig angewendet, von natürlichen Tricks bis zu technischen Ansätzen. Zum Beispiel wird untersucht, ob auf einem Rapsfeld deutlich weniger Unkraut wächst, wenn gleichzeitig andere Pflanzen wie Bockshornklee als Untersaat auf dem Feld angesät werden. Einfache Insektenfallen, verteilt über ein Feld, geben Auskunft, ob gewisse Schädlinge vorhanden sind. Blumenstreifen am Rand oder in der Mitte von einem Rapsfeld ziehen Schlupfwespen an. Sie helfen, den schädlichen Rapserdfloh mit weniger Chemie zu regulieren.


Ausgeklügeltes Wettertool

Agrometeo ist Wetterprognose und Datenbank in einem. 178 Wetterstationen in der ganzen Schweiz messen alle zehn Minuten Temperatur, Niederschlag, Luftfeuchtigkeit und Blattnässe. Daraus wird das Risiko für Infektionen durch wichtige Pflanzenkrankheiten ermittelt. Landwirtinnen und Landwirte erfassen das Aufkommen bestimmter Schädlinge und die Entwicklung von Krankheiten. Mit diesen Beobachtungen und den Krankheitsprognosen erkennen andere Betriebe, ob sich ein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erübrigt. Das Tool der Bundesforschungsanstalt Agroscope wurde 2024 von bis zu 3'000 Betrieben täglich verwendet. Die Nutzerzahlen haben sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.

Die Station Agrometeo ist direkt beim Feld platziert.
Die Station Agrometeo misst alle zehn Minuten Temperatur, Niederschlag, Luftfeuchtigkeit und Blattnässe. © Sensalpin

Salate aus dem Wasserbeet

Salate aus Hydroanbau sind kaum Schädlingen und keinem Unkraut ausgesetzt, denn sie wachsen in Rinnen anstatt im Boden. Im Gewächshaus benötigen sie rund 85 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel als Salate auf dem Feld. Auch Nährstoffe können um 70 Prozent sparsamer eingesetzt werden durch den geschlossenen Wasserkreislauf. Für die Bewässerung verwendet die Forster-Gruppe aus Pfaffnau LU, wo der sogenannte Hydrosalat der Migros herkommt, gesammeltes Regenwasser. In den Wintermonaten wird das Gewächsaus fossilfrei mit der Abwärme der benachbarten Kehrichtverbrennungsanlage in Oftringen AG beheizt.

Salate aus Hydrokultur wachsen in Rinnen statt auf dem Boden.
Salate aus Hydrokultur wachsen in Rinnen statt auf dem Boden.© Markus Bertschi

Bakterien statt Chemie

Schimmelpilze lassen Beeren verderben. Könnten Bakterien die Bildung von Schimmelpilz hemmen? Genau das untersucht ein Projekt der BFH-HAFL. Die Forschenden züchteten eine Mischung aus Milchsäurebakterien und untersuchten, wie sich die Bakterien im Labor auf das Wachstum von Schimmelpilzen auswirkten. Tatsächlich konnte so der Schimmelpilz um 50 Prozent und mehr gehemmt werden. Nächste Versuche erfolgten auf den Erdbeeren und auf dem Feld, vor der Ernte. Abseits der sterilen Laborumgebung waren die Ergebnisse weniger gut. Einen grossen Einfluss hat das Wetter: Ein feuchter Frühling wie in diesem Jahr begünstigt die Schimmelbildung.

Trotzdem ist Professorin und Projektleiterin Elisabeth Eugster überzeugt, dass sie mit ihrer Forschung auf dem richtigen Weg ist. Gezielt eingesetzte Bakterien könnten in einigen Jahren nicht nur einen grossen Teil der synthetischen Pflanzenschutzmittel ersetzen, sondern auch die Haltbarkeit der Beeren verlängern und Lebensmittelverlust verringern. Der Prozess kann auch auf andere Lebensmittel angepasst werden.

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