Klima & Energie
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Fernwärme machts möglich: Die Migros-Fabrik in Meilen produziert nicht nur Guetzli, Farmer und Blévitas, sondern auch Energie, mit der die Haushalte der Zürcher Gemeinde heizen können.
In der Migros-Fabrik in Meilen laufen gerade Zimtsternen und Mailänderli übers Band. Sie verbreiten nicht nur ihren süssen Duft, sie «heizen» auch die Häuser der Zürcher Seegemeinde. Wie das geht, ist von blossem Auge nicht sichtbar, denn der Vorgang findet unterirdisch statt: Die Abwärme aus der Fabrik gelangt über ein Leitungsnetz unter dem Boden zu den Häusern.
Die Idee der sogenannten Fernwärmenutzung ist so clever wie nachhaltig: Wärme, die wie im Fall der Migros-Produktionsanlage Delica anfällt, entweicht nicht einfach in die Luft und verpufft ungenutzt, sondern wird weiterverwendet. Abwärme entsteht dann, wenn einem Raum oder einem Produkt Wärme entnommen wird, damit die Temperaturen sinken.
«Kälte kann man nicht erzeugen, man kann nur Wärme wegnehmen und woanders hintun», erklärt Markus Müller, verantwortlich für das Energiemanagement der Delica. Im Fall des Migros Produktionsbetriebs in Meilen landet die Wärme in der Energiezentrale von Energie 360°, einem Schweizer Unternehmen, das auf nachhaltige Energielösungen spezialisiert ist. Diese Energiezentrale wurde eigens auf einer Parzelle des Delica-Geländes errichtet. Dort wird sie mittels Wärmepumpen auf das benötigte Temperaturniveau gebracht und ins lokale Leitungssystem eingespeist.
Im Sommer 2022 begannen die nötigen Arbeiten dafür. Seit einem Jahr werden die ersten Liegenschaften nun mit der Abwärme der Guetzlifabrik geheizt. Die nächste Etappe der Bauarbeiten läuft bereits, am Ende sollen 100 Liegenschaften angeschlossen sein. Darunter befinden sich Einfamilienhäuser, grössere Wohnblöcke und Firmengebäude. Die Infrastruktur wird von Energie 360° errichtet und betrieben. Das Energieunternehmen hat dafür 20 Millionen Franken investiert.
Mit dem Anschluss an den Energieverbund Meilen werden die Liegenschaften ihren Co2-Ausstoss um 3000 Tonnen pro Jahr senken können. «Das entspricht über einer Million Liter Heizöl, die eingespart werden», sagt Lars Strickler, Kommunikationsverantwortlicher von Energie 360°. Für die Bewohnerinnen und Bewohner bringe das Heizen mit Fernwärme weitere Vorteile, zum Beispiel falle nicht nur die Co2-Abgabe weg, sondern auch Unterhaltskosten und Aufwand für den Betrieb einer fossilen Heizung mit Kaminfeger, Feuerungskontrollen oder Reparaturen. «Ausserdem schwanken die Energiekosten viel weniger, wenn wir lokale Abwärme nutzen statt fossiler Heizenergie, bei der die Kosten teils von externen Faktoren abhängen», so Strickler.
In den warmen Monaten, wenn die Häuser nicht geheizt werden müssen, wird die Abwärme der Fabrik für das Warmwasseraufbereitung der Privathaushalte genutzt. Ausgerechnet im Sommer fällt allerdings deutlich mehr Abwärme an als im Winter, denn dann läuft die Glace-Produktion auf Hochtouren. Glaces brauchen sehr viel Kälte – entsprechend muss viel Wärme weichen. Ausserdem müssen nicht nur Kälteanlagen gekühlt werden, wo frische Lebensmittel wie Eier, Milch, Rahm und Butter aufbewahrt werden, sondern es laufen auch die Klimaanlagen auf Hochtouren, damit die Produktionshallen nicht zu heiss werden.
Hier kommt Seewasser ins Spiel. Aus den Tiefen des Zürichsees zirkuliert sieben Grad kaltes Wasser durch die Klimaanlage der Fabrik. Dieses nimmt die Raumwärme auf und heizt sich auf 14 bis 25 Grad auf. Das ungenutzte aufgewärmte Wasser wird im Sommer jeweils in den Zürichsee geleitet – dabei wird streng darauf geachtet, dass sich das Wasser an der Einlassstelle nicht zu sehr erwärmt und für die Fische zur Gefahr werden könnte.
Auch die Kälteanlagen werden seit fast vier Jahren mit Seewasser gekühlt. Dank dieser Methode konnte der Standort Meilen auf einen Schlag drei Viertel an synthetischen Kältemitteln, also chemisch hergestellte Substanzen, einsparen. Das ist deshalb ein Vorteil, weil Kältemittel leicht entflammbar sind und somit ein gewisses Arbeitsrisiko darstellen. Bei einem Leck könnten ausserdem Unmengen von Treibhausgas entweichen.
Leider ist es technologisch noch nicht möglich, die überschüssige Abwärme von den warmen Sommermonaten bis zum nächsten Winter zu speichern. Denn die Speicherung von Wärme benötigt enorm viel Platz. Im Falle von warmen Wasser würde das riesige Tankanlagen bedeuten. Und selbst das würde wohl nicht reichen, denn auch die beste Isolation, die es bis heute gibt, könnte die Wärme nicht bis im Winter behalten.
Aktuell aber kühlt die kalte Winterluft die Arbeitshallen der Fabrik, während die Weihnachtsguetzli vor sich hinbacken. Ihre Energie wird schon bald auf zwei Wegen zu den Leuten gelangen – durch den Boden und den Magen.
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