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Aus der Armut zurück ins Leben
Armut kann ganz plötzlich eintreten. Der Weg hinaus ist hingegen lang und beschwerlich. Elif Kaya geht ihn.
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Ob wir Menschen mögen, hängt nicht zuletzt von ihrem Geruch ab. Die Forscherin Bettina Pause erklärt, wie stark wir uns im Leben von Düften leiten lassen.
Ich bin in der Stadt Eutin in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Auf dem Dachboden meines Elternhauses gab es stapelweise alte Zeitungen, die teilweise sogar noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammten. Der Geruch nach vergilbtem Zeitungspapier und Druckerschwärze versetzt mich darum schlagartig in meine Kindheit zurück. Ich spüre dann wieder den leichten Grusel und die Abenteuerlust, die ich damals beim Erkunden unseres Dachbodens empfand.
Der Geruchssinn ist unser ältester Sinn – er ist in der Evolution vor dem Sehen oder dem Hören entstanden, und er ist im Gehirn direkt neben dem emotionalen Gedächtnis angesiedelt. Geruchswahrnehmungen können darum blitzschnell Gefühle aus der Vergangenheit wachrufen. Sinnesreize, die wir durch die Augen oder die Ohren aufnehmen, durchlaufen im Hirn einen komplizierteren Weg und müssen quasi eine Schaltstelle passieren, bevor sie im emotionalen Gedächtnis ankommen.
Ob man einen Menschen spontan mag oder ihm lieber aus dem Weg geht, hat viel mit seinem Geruch zu tun. Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einem ähnlichen Körpergeruch eher zu Freunden werden. Wichtig ist aber auch, ob jemand Düfte auf ähnliche Art wahrnimmt, wie ich das tue.
Eine Rose duftet für mich nicht genau gleich wie für Sie. Jeder Mensch nimmt den Rosenduft etwas anders wahr. Das hat damit zu tun, dass es viele verschiedene Arten von Geruchssinneszellen gibt. Wenn ich ähnliche Sinneszellen in der Nasenschleimhaut habe wie ein anderer Mensch, nehme ich die Welt der Düfte auch ähnlich wahr. Daraus ergibt sich eine wichtige Gemeinsamkeit, die das Entstehen von Freundschaften begünstigt. Man sagt dann oft, dass zwei Menschen das gleiche Bauchgefühl haben. Eigentlich haben sie aber das gleiche Nasengefühl.
Ja, bei der Partnerwahl spielt das eine wichtige Rolle. Man könnte darum salopp sagen, dass die Liebe durch die Nase geht. Ob wir uns in jemanden verlieben, hängt allerdings auch von vielen anderen Wahrnehmungen ab. Das Aussehen, der Klang der Stimme und die ganze Persönlichkeit sind ebenfalls sehr wichtig.
Wenn Sie ein Parfum tragen, das Sie sehr mögen, empfinden Sie sich selbst als attraktiver und treten deshalb vielleicht auch selbstbewusster auf. Das kann im Kontakt mit anderen Menschen ein Vorteil sein. Allerdings gibt es keine Garantie dafür, dass auch das Gegenüber diesen speziellen Parfumduft mag. Wie gesagt: Oft nehmen Menschen den gleichen Geruch ganz verschieden wahr. Auf jeden Fall sollte man sich nie zu verschwenderisch mit Parfum einsprühen.
Die Wirkung nimmt zwar zu, kann aber plötzlich ins Gegenteil kippen. Wenn ein Duft zu stark wird, nehmen wir ihn oft als unangenehm war. Ein sehr intensiver Geruch signalisiert dem Körper, dass etwas Ungewohntes in den Alltag eingebrochen ist, dass also etwas nicht stimmt. Das wirkt irritierend und sogar alarmierend. Und diese Wirkung möchte man mit einem Parfum ja nicht erzielen.
Ja, jeder Mensch sendet dauernd Duftsignale aus, die viel mit seinen Emotionen zu tun haben. Je nach Gefühlslage riecht man also anders. Der Geruch von Angstschweiss löst beim Gegenüber eine besonders starke Reaktion aus. Man empfindet das unbewusst als Warnung vor einer Gefahr – die Muskeln spannen sich an, die Sinne schärfen sich, man wird unwillkürlich vorsichtig und misstrauisch.
Das ist so – der schwedische Psychologe Mats Olsson hat es mit einem Experiment nachgewiesen: Er löste bei einzelnen Studentinnen und Studenten mit dem Bruchteil eines Bakteriums eine winzige Infektion aus. Die Körpertemperatur der Betroffenen stieg für einige Stunden um ein Grad Celsius. Sie selbst merkten gar nichts davon. Andere Studierende schnupperten anschliessend an den T-Shirts der Versuchspersonen und empfanden den Geruch als unangenehm.
Das ist möglich. Wer das tun möchte, sollte zwei- bis dreimal am Tag an etwas riechen, dessen Duft ihm völlig unbekannt ist – zum Beispiel an einer exotischen Gewürzmischung oder an Trockenblumen aus einem weit entfernten Land. Dadurch bilden sich im sogenannten Geruchshirn neue Nervenzellen – und zwar schon nach sechs Wochen. Es ist eindrücklich, wie entwicklungsfähig dieser Teil des Gehirns ist: Eine simple Übung reicht aus, um unseren Geruchssinn zu schärfen.
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