
Migros-Kulturprozent
m4music: Rapperin Soukey und Luc im Gespräch
Die Mundart-Rapperin Soukey wird durch eine Initiative des Migros-Kulturprozent von Luc gecoacht.
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Migros-Kulturprozent
Freiwillige zu finden wird immer schwieriger. Das Migros-Kulturprozent hat einen Leitfaden erarbeitet, wie es gelingen kann. Und Organisationen gefunden, die flexible und moderne Wege gehen.
In der Schweiz sind rund 39 Prozent der Menschen in einem Verein oder einer Organisation tätig, wie der Freiwilligenmonitor von 2020 zeigt. Doch viele Vereine und Organisationen klagen darüber, dass es schwierig geworden sei, Freiwillige zu finden.
«Wie unsere Gesellschaft sind auch die freiwilligen Engagements individueller, kurzfristiger und spontaner geworden. Die Leute wollen Einsätze, die sich schnell und unkompliziert unterstützen lassen», sagt Cornelia Hürzeler. Sie ist Themen- und Projektleiterin Soziales bei der Direktion Gesellschaft & Kultur beim Migros-Genossenschafts-Bund und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Freiwilligenarbeit.
Doch wie gewinnt man künftig genügend Freiwillige? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI), die im Auftrag des Migros-Kulturprozents durchgeführt wurde. Sie untersuchte Organisationen, die erfolgreich Freiwillige rekrutieren. Allen war gemein, dass die Leute niederschwellig und zeitlich in überschaubarem Rahmen teilnehmen konnten. Wir haben drei Freiwillige besucht und sie gefragt, warum und wie sie sich engagieren.
«Diesen Januar hatte ich meinen ersten Einsatz beim Bergwaldprojekt. Passiv verfolge ich das Projekt schon lange, finde es eine grossartige Sache. Da ich zwischen zwei Jobs stand, dachte ich: ‹Das ist meine Chance, endlich selbst mit anzupacken.›
Es war eine intensive und sehr spannende Woche. Wir verbrachten die ganze Zeit draussen. Morgens gingen wir los, wenn es hell wurde, abends kamen wir erst zurück, als die Sonne unterging. Insgesamt waren wir 18 Leute. Tagsüber teilten sie uns in Dreierteams auf mit je einem Gruppenleiter oder einer Leiterin. Von Hand fällten wir mit Axt, Handsäge und Keilen Bäume, die der Förster vorab markiert hatte. Es waren meist kranke Bäume oder solche, die anderen das Licht nahmen und so die Verjüngung des Waldes beeinträchtigten.
Mit mir im Team war auch mein Vater. Er wurde gerade pensioniert, als ich mich für den Einsatz anmeldete. Da habe ich ihn gefragt, ob er mitkommen möchte. Wir lernten uns dadurch nochmals auf eine andere Art kennen. Auch mit den übrigen Freiwilligen verstanden wir uns sehr gut. Das gefällt mir an Freiwilligenarbeit besonders: Man kommt mit neuen Menschen in Kontakt und kann gemeinsam etwas bewirken.
Anders als im Job setzt man sich freiwillig dort ein, wo es einem wirklich wichtig ist. Mein Engagement kommt ‹vo Härze›. Das Bergwaldprojekt hatte zudem den Vorteil, dass ich meine arbeitsfreie Zeit sofort und unkompliziert einsetzen konnte. Sollte sich wieder eine solche Gelegenheit ergeben, würde ich mich erneut engagieren. Mit einer Woche Waldpflege kann ich den Klimawandel zwar nicht stoppen. Trotzdem habe ich damit etwas für unsere Umwelt und unsere Gesellschaft geleistet.»
Infos zum Projekt: das Bergwaldprojekt ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Trin GR. Sie verfolgt das Ziel, Bergwälder zu pflegen und so ihre Schutzfunktion für uns Menschen zu erhalten. Um die vielen Aufgaben zu bewältigen, ist das Projekt auf die Hilfe von Freiwilligen angewiesen. Diese können sich unkompliziert über die Website für jeweils einwöchige Einsätze anmelden. Weitere Informationen: bergwaldprojekt.ch
«Als Freiwilliger bin ich an etwa 15 Sportveranstaltungen pro Jahr dabei. Beispielsweise an einem Laufevent in Lausanne, einem Basketballturnier oder beim Leichtathletikmeeting Athletissima. Als Mitglied der VSL-Plattform erhalte ich Anfragen zur Teilnahme und kann entscheiden, ob ich meine Zeit zur Verfügung stellen möchte oder nicht. Ich mag, dass diese Einsätze sehr flexibel und mit wenig Aufwand verbunden sind.
Meist kann ich mir auch die Aufgabe aussuchen, die ich übernehmen möchte. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten: Ich kann einen Verpflegungsstand betreuen, den Strassenverkehr sichern, in der Kantine helfen oder als Fahrer arbeiten. An diesen Einsätzen schätze ich, dass ich mich mit anderen austauschen kann. Da ich sportbegeistert bin, kann ich dabei das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Denn ja, ich bin nützlich. Freiwilligenarbeit ist eine Form der gegenseitigen Hilfe, und ohne sie könnten viele Aktivitäten nicht stattfinden.»
Infos zum Projekt: der Verein Volontaires du Sport Lausannois wird vom Sportamt der Stadt Lausanne getragen. Er zählt gut 400 aktive Freiwillige, die sich an rund 30 Sportveranstaltungen engagieren. Teilnehmen können alle ab 16 Jahren (Französischkenntnisse erforderlich). Weitere Informationen: volontairesdusportlausannois.ch
«Ich organisiere einmal pro Woche ein Seniorencafé, damit ältere Menschen – und auch andere – nicht allein bleiben. Diese Idee kam mir, weil ich immer wieder Menschen sah, die allein im Restaurant assen. Das ist in Syrien, wo ich herkomme, unvorstellbar.
Die Treffen finden im Haus pour Bienne statt. Hier kann jeder und jede ein Freiwilligenprojekt vorschlagen. Wenn es angenommen wird, kann die Person es selbst starten und so lange anbieten, wie sie will. Das Angebot ist breit gefächert: Man kann an Deutsch- oder Bastelkursen teilnehmen oder auch Rechtsberatung erhalten. Alles ist kostenlos, für alle zugänglich und erfordert keine Anmeldung. Darum ist das Haus immer voll! Da ich nicht gern untätig zu Hause sitze, übernehme ich auch die Rolle der Tagesleitung. Das bedeutet, dass ich für das reibungslose Funktionieren des Hauses sorge und die Leute über die laufenden Aktivitäten informiere.»
Infos zum Projekt: das Haus pour Bienne ist ein interkulturelles Begegnungszentrum. Es wird vom Verein Fair! verwaltet, der sich für eine gerechte und umweltfreundliche Welt einsetzt. Weitere Informationen: vereinfair.ch/hauspourbienne
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