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Nadja Donkor-Kaufmann hilft einem Schüler bei den Aufgaben.

Migros-Kulturprozent

Miteinander statt nebeneinander

Sie bauen Brücken – zwischen Kulturen, Generationen und Schichten. Drei Menschen, die sich mit kleinen und grossen Gesten für den Zusammenhalt und die Vielfalt in der Schweiz einsetzen.

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Pierre Wuthrich
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Christian Schnur
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Interview

Nadja Donkor-Kaufmann, 54, Klubschullehrerin, Zürich

Ihr Ethnologiestudium kommt Klubschullehrerin Nadja Donkor-Kaufmann jeden Tag zugute. Denn sie versteht sich nicht nur als Wissensvermittlerin, sondern auch als Brückenbauerin zwischen den Kulturen. Seit zwei Jahrzehnten unterrichtet sie Deutsch als Fremdsprache. Zusätzlich gibt sie an der Klubschule Migros in Zürich Alphabetisierungskurse für Menschen mit Migrationshintergrund. «In meiner Klasse sind Schülerinnen und Schüler im Alter von 18 bis 60 Jahren. Sie kommen von überallher, aus Afghanistan, Syrien oder Eritrea», sagt die 54-Jährige. Einige von ihnen sind nie zur Schule gegangen und können weder lesen noch schreiben. «Wie sollen sie sich integrieren?», fragt sie und gibt die Antwort gleich selbst: «Es liegt an uns als Gesellschaft – oder in diesem Fall an mir als Person –, eine Brücke zu bauen und die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen.» Der Fachkräftemangel ist auch in der Integrationsförderung gross. Viele Migrantinnen und Migranten warten auf Sprachkurse, die nicht stattfinden können. Und die Klubschule sucht zusätzliche Sprachkursleitende.

Grammatik steht im Unterricht genauso auf dem Stundenplan wie die kulturellen Eigenheiten der Schweiz. Um den Unterricht lebendiger zu gestalten, nimmt Nadja Donkor-Kaufmann ihre Schülerinnen und Schüler auch mal mit an den Bahnhof. «Ich bringe ihnen bei, wie man am Automaten ein Billett kauft und wie man den Fahrplan liest. Und wir gehen in die Migros, damit sie sich mit den Informationen auf den Etiketten vertraut machen können.» Das alles braucht Geduld. «Einige Schülerinnen und Schüler sind durch das, was sie erlebt haben, traumatisiert.» Sie dränge Menschen daher nicht, wenn sie verschlossen seien, sagt die erfahrene Deutschlehrerin. «Im Gegenteil: Ich lasse ihnen Zeit und zeige Interesse an ihrer Kultur. Oft öffnen sie sich irgendwann und beginnen, Fortschritte zu machen. Dann zeigen sie sich dankbar, und ich fühle mich nützlich.»


Eric Menétrey, 58, pensionierter Polizist, Vétroz VS

«Ich arbeite seit Oktober 2020 als ehrenamtlicher Fahrer für den Verein Transport Handicap. An drei Vormittagen pro Woche befördere ich Personen im Wallis, und manchmal fahre ich bis nach Lausanne oder Genf. Es sind Rollstuhlfahrer, Menschen, die in eine Rehabilitationsklinik müssen, oder Senioren, die nicht mehr so mobil sind. Einige von ihnen fahre ich regelmässig, und wir haben einen echten Austausch. Für mich ist die gemeinsame Zeit sehr bereichernd. Diese Kontakte geben mir Kraft und motivieren mich zum Weitermachen. Als Belohnung erhalte ich ein Lächeln und ein Dankeschön – das reicht mir. Diese Menschen brauchen uns, und ich bin froh, dass ich ihnen das Leben erleichtern kann.»


Virginie Hassler, 49, Tenor im Chor Aequivox, Courtepin FR

«Als ich vor drei Jahren bei Aequivox zu singen begann, kannte ich niemanden, aber ich fühlte mich sehr schnell wohl. Das Repertoire umfasst alle Stile – von traditionellen Liedern bis zu aktuellen Hits. Das passt sehr gut zu mir. Die rund 50 Mitglieder haben mich sofort sehr herzlich aufgenommen. Das Team ist jung, warmherzig, lebhaft und humorvoll, und die Mitglieder treffen sich auch ausserhalb der Proben regelmässig. Es spielt keine Rolle, dass ich eindeutig die Älteste in der Gruppe bin. Musik verbindet Menschen und macht die Welt zu einem freundlicheren Ort. Wir sprechen die gleiche Sprache, auch wenn wir unterschiedliche berufliche Hintergründe oder Ausbildungen haben. Im Chor sind alle gleich, und es herrscht eine gute Kameradschaft. Ich kann allen, die gerne singen, nur raten, sich einem Chor anzuschliessen. Übrigens suchen auch wir laufend nach neuen Mitgliedern, besonders nach Männerstimmen.»

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