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Blick auf ein Orchester an einem klassischen Konzert

Migros-Kulturprozent

Wenn Klassik die Regeln bricht

Klassische Musik mit einem neuen Dreh: Das will das Konzertformat Classics 180° des Migros-Kulturprozents. Intendant Mischa Damev erklärt, was zu erwarten ist.

Text
Pierre Wuthrich
Bild
Ugo Ponte – ONL
Datum
Format
Tipp, Interview

Mischa Damev, warum ein neues Konzertformat?

Die Welt entwickelt sich weiter, aber die klassische Musik ist seit über hundert Jahren in einem engen Korsett aus strengen Regeln gefangen. Und das junge Publikum wendet sich von ihr ab, weil es sie als etwas betrachtet, das sich hinter hohen Mauern in einem verstaubten Museum abspielt, obwohl es selbst manchmal klassische Musik hört.


Was erwartet uns konkret?

Wir veranstalten weniger Konzerte und mehr Shows, experimentieren mit verschiedenen Disziplinen wie Tanz und Pantomime, manchmal mit spektakulären Lichteffekten.


Lenkt das nicht von der Musik ab?

Im Gegenteil. Durch solche Inszenierungen lässt sich die Botschaft eines Werkes besser vermitteln. Eine Partitur gibt nur einen Teil dessen wieder, was Komponist oder Komponistin beabsichtigt hat. Es liegt dann an den Interpreten, das Werk auf ihre Weise zum Leben zu erwecken. Zudem machen wir nichts Neues: Schon vor dreihundert Jahren waren die Konzerte von Farinelli oder Paganini inszenierte Spektakel mit Kerzenlicht und ständigen Kostümwechseln.


Sind die Musiker bereit, ihre Komfortzone zu verlassen?

Mehr denn je, ja. Das erfordert natürlich mehr Vorbereitung, denn das Orchester spielt jetzt oft auswendig. Aber: Je mehr Arbeit hinter den Kulissen geleistet wird, desto aussergewöhnlicher kann das Ergebnis sein. Ausserdem interpretieren die Musiker die Werke unter diesen Bedingungen anders, indem sie sich beispielsweise von den Tänzerinnen und Tänzern inspirieren lassen. Es entsteht ein Dialog.


Haben Sie keine Angst, das Stammpublikum zu verlieren?

Wir haben das Format letztes Jahr bei einem Konzert ausprobiert und festgestellt, dass wir nicht nur viel mehr junge Leute im Saal hatten, sondern dass auch die grosse Mehrheit der Stammgäste diese Neuerung schätzte. Das ist normal: Wer jeden Tag Spaghetti isst, will auch mal etwas anderes probieren.

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