Navigation

Ein Evolium Mitarbeiter hält einen Akku

Migros-Pionierfonds

E-Akkus ein zweites Leben schenken

Lithium-Akkus aus E-Bikes müssen oft ausgewechselt werden, obwohl die meisten Zellen darin noch funktionieren. Mit der Hilfe des Migros-Pionierfonds will ein Start-up diese Verschwendung stoppen.

Text
Pierre Wuthrich
Bild
Dominic Steinmann
Datum
Format
Was wir tun

Schlecht konzipierte Batterien, ein ökologischer Unsinn

Im Jahr 2024 gab es in der Schweiz etwa 1,4 Millionen E-Bikes und mindestens so viele Lithium-Akkus, die sie antreiben. Diese Akkus haben aber einen grossen Nachteil. Sobald ein kleiner Teil der Zellen, aus denen sie bestehen, nicht mehr richtig funktioniert, bringt der Akku nicht mehr genug Power und muss entsorgt werden. Für Alexandre Staub ist das technologischer und ökologischer Unsinn: «Das ist so, als würde man einen Marathon mit mehreren, aneinandergebundenen Personen laufen und dann aufgeben müssen, weil sich eine Person verletzt. Wenn man das Seil zu der verletzten Person durchtrennt, können die anderen weiterlaufen.» Der 31-jährige Westschweizer hat darum seine Firma Evolium Technologies gegründet. Mit dem Ziel, den 70 bis 80 Prozent der Zellen, die bei der Entsorgung noch voll funktionsfähig sind, ein zweites Leben zu schenken.


Ein speziell entwickelter Roboter

Um die funktionierenden Zellen auszuwählen, entwickelte Alexandre Staub zusammen mit seinem Chefingenieur, dem 26-jährigen Arnaud Halm, einen Roboter, der jede einzelne Zelle aus den Akkus von E-Bikes und E-Trottinetts sowie aus Haushaltsgeräten sortieren kann. Die ersten Versuche fanden in Le Locle an der Haute École Arc statt, dann auf dem Energypolis-Campus in Sion, wo das Start-up jetzt angesiedelt ist. «Wir haben zwei Jahre gebraucht, aber die Investition hat sich gelohnt, weil wir heute die gesamte Technologie beherrschen. Das ist ein enormer Wettbewerbsvorteil.» Nach dem Sortieren werden die funktionstüchtigen Zellen wieder zu Modulen zusammengesetzt, die zum Speichern der Energie der Photovoltaikanlagen von Privatpersonen genutzt werden. «Zu diesem Zweck müssen also keine neuen Materialien gewonnen werden», erklärt Staub.

Seit April werden diese Module in Schränken von der Grösse eines kleinen Kühlschranks mit einer Speicherkapazität von 10 kWh verpackt und im Zentralwallis von dem Händler Oiken zum Preis von 3500 Franken an Privathaushalte verkauft. Dazu kommt ein Monatsabo von 40 Franken für die Wartung. Ein neues Speichermodul würde jedoch 6000 bis 8000 Franken kosten. Das Ziel des noch jungen Start-ups ist es, bis zum Jahresende sein Angebot auf die ganze Westschweiz und bis 2026 auf die übrige Schweiz auszuweiten.


Eine Geste für seine zukünftigen Kinder

Alexandre Staub ist zuversichtlich, dass sein Geschäftsmodell Bestand haben wird, zumal das System reparierbar ist. «Ein neuer Akku hat eine Lebensdauer von zehn Jahren, dank unseres Abonnements können wir eine lebenslange Kapazität der Evolium-Batterien garantieren. Denn alle Zellen, die von unserem Roboter getestet werden, erhalten einen digitalen Ausweis und werden aus der Ferne überwacht.  So können wir unsere Kunden benachrichtigen, wenn sie ein Modul austauschen müssen. Wir schicken ihnen ein neues, und sie schicken uns das alte zurück. Die Zellen werden dann erneut getestet, und die funktionstüchtigen Elemente können wiederverwendet werden. Wir schenken ihnen ein drittes Leben, dann ein viertes und so weiter», freut sich Alexandre Staub, der seine Arbeit als Beitrag zu einer Netto-Null-Gesellschaft und vor allem als Geste für seine zukünftigen Kinder sieht. «Wenn wir jetzt nicht handeln, werden sie es schwer haben, und ich möchte eine Antwort haben, wenn sie mich fragen, was ich für den Planeten getan habe», so Staub.

Meh für d'Schwiiz

Entdecke spannende Geschichten rund um die Migros, unser Engagement und die Menschen dahinter. Weiter stehen wir dir mit praktischen Tipps und Tricks für den Alltag zur Seite.

Alle Stories