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Die Rapperin Soukey und Luc von Lo & Leduc sitzen sich gegenüber und halten ein Megaphone in der Hand

Migros-Kulturprozent

«Für manche bin ich schon ein Statement, wenn ich das Haus verlasse»

Sie ist jung und direkt und angesagt: Die Berner Mundart-Rapperin Soukey. Durch eine Initiative des Migros Kulturprozent wird sie seit einem Jahr von Luc von Lo & Leduc gecoacht. Was die beiden trotz aller Unterschiede verbindet und was sie voneinander lernen, erzählen sie im Gespräch.

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Deborah Bischof
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Lucas Ziegler
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Interview

An diesem Morgen kommen sie im Partnerlook. Dunkler Hoodie, blaue Jeans, Sneakers. Doch so gleich sind sie nicht. Soukey, die mit bürgerlichem Name Soukeyna Mboup heisst, ist 22 Jahre alt. Auf Mundart rappt sie über psychische Probleme, ihre Erfahrungen als junge Frau oder den «Tüffuskreis». Mit einer Stimme verzerrt durch Autotune, trifft sie den Ton einer jungen Generation. Am Festival m4music vor drei Jahren räumte sie gleich zwei Awards der Demotape Clinic ab und durfte im Rahmen des Migros-Kulturprozent-Programms Double einen Coach aussuchen.

Ihre Wahl fiel auf Luc Oggier. Den 36-Jährigen kennt man durch seine Band Lo & Leduc. Das Mundart-Duo begeistert seit über 15 Jahren mit Songs wie «079», «Blaui Peperoni» oder «Tribut» und zählt zu den bekanntesten Schweizer Bands unserer Zeit.


Auf den ersten Blick sind Sie ein sehr ungleiches Duo. Was bringt Sie zusammen?

Soukey: Ich war schon als Kind Hardcore-Fan von Lo & Leduc. Persönlich kennengelernt haben wir uns erst, als ich bei ihrer letzten Tour als Vorband spielen durfte.

Luc: Mir ist Soukey aufgefallen, als sie ihre ersten Songs online stellte. Sie hat ein unglaubliches Gespür für Stimmungen und bringt etwas ganz Neues mit.


Soukey, Sie sind eine junge, schwarze, queere Frau. Die Musikbranche dagegen ist sehr männlich dominiert. Inwiefern macht es das für Sie schwieriger?

Soukey: Ich denke, dass man bei mir genauer hingeschaut oder mich auch eher kritisiert. Für manche bin ich nur schon ein Statement, wenn ich das Haus verlasse.


Wirkt sich das auf Ihre Musik aus?

Soukey: Ich werde schon mein Leben lang diskriminiert. Viele dieser Kämpfe führe ich in meinem Alltag und packe davon gar nicht so viel in meine Musik. Es kann aber sein, dass meine Musik gut ankommt, weil viele ähnliche Erfahrungen machen. Ich will aber nicht, dass jemand meine Musik hört, nur weil ich eine Frau bin, queer oder Person of Color.


Luc, Sie kennen die Branche schon etwas länger. Wie nehmen Sie das wahr?

Luc: Ich kann nicht nacherleben, was Soukey erlebt. Aber sie ist sicher in vielerlei Hinsicht eine dringend nötige Antithese in der hiesigen Musiklandschaft. Kürzlich erschien die Liste der meistgestreamten Schweizer Musik 2024. Ganz oben: Stubete Gäng, Golä, Patent Ochsner und Hecht.


Alles sehr schweizerisch und vor allem männlich – divers sieht anders aus. Was löst das bei Ihnen aus?

Soukey: Es erstaunt mich nicht. Ich weiss, dass meine Musik nicht den Mainstream erreicht, und das ist auch in Ordnung so.

Luc: Was heisst denn schweizerisch? Mundart-Musik wird stilistisch gerade neu erfunden. Die innovative Szene entspricht längst nicht mehr dem medial vermittelten Bild von Mundart-Musik, dem oft ein eher konservierendes «Geschmäckle» anhängt.


Wieso haben Sie sich entschieden, auf Berndeutsch zu rappen?

Soukey: Ich liebe einfach meinen Dialekt. Und es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn man in einem Song jedes Wort versteht.

Luc:
Das ist so! Gleichzeitig ist es aber auch der Grund, warum Mundart-Musik so polarisiert: Alle, die Mundart verstehen, nehmen den Songtext unweigerlich wahr, und bilden sich eine Meinung.


Anfang Jahr ist Ihr erster gemeinsamen Song erschienen. Wie kam es dazu?

Soukey: Ich habe den Beat von zwei Produzenten erhalten und er hat mich sehr an den Song «Häreta» von Lo & Leduc erinnert. Also habe ich ein Demo aufgenommen und ihnen zugeschickt.


Lo & Leduc hat schon viele Hits gelandet. Luc, wie denken Sie, können Sie Soukey mit Ihrer Erfahrung unterstützen?

Luc: Was ich sicher nicht kann, ist ein pfannenfertiges Erfolgsrezept liefern. Ich verstehe das Coaching eher als Austausch, bei dem auch ich sehr viel lerne. Wir teilen die Passion und auch die Herausforderungen, die diese Arbeit mit sich bringt.


Soukey, Sie sind derzeit sehr erfolgreich. Etwas ketzerisch gefragt: Brauchen Sie Luc überhaupt noch?

Soukey: Es geht nicht darum, dass ich ihn brauche. Ich liebe es einfach, mich auszutauschen, Texte zu spiegeln und gemeinsam kreativ zu werden. Zudem chille ich auch einfach gerne mit Luc!


Dieses Jahr kehren Sie zurück ans m4music. Vor drei Jahren waren sie hier noch eine Newcomerin, nun sind Sie einer der Hauptacts. Was löst das bei Ihnen aus?

Soukey: Als das Line-up herauskam, musste ich erst mal meinen Namen suchen, bis ich ihn ganz oben gefunden habe. Das ist eine grosse Ehre für mich und macht mich unglaublich stolz.

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