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Nicole Haas arbeitet trotz Behinderung als Reporterin – dank einem Projekt, das von der Migros gefördert wird.
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Migros Museum
Die Südkoreanerin Haegue Yang ist eine der prägenden Künstlerinnen ihrer Generation. Jetzt sind ihre berühmten Skulpturen erstmals in der Schweiz zu sehen.
Die südkoreanische Künstlerin Haegue Yang lebt auf der Durchreise. Sie pendelt zwischen Ateliers in Berlin und Seoul, einer Professur für Bildende Kunst in Frankfurt am Main und künstlerischen Projekten auf der ganzen Welt.
Es heisst, sie verweile nur wenige Tage oder Wochen an einem Ort. Dafür ist sie mit ihrer Kunst umso präsenter: Mit Einzelausstellungen an der Biennale in Venedig, der Documenta in Kassel, im Museum of Modern Art in New York oder im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich.
Geboren 1971 in Seoul, gehört Yang zu den «am meisten gefeierten Kunstschaffenden ihrer Generation» («New York Times»). Yasmin Naderi Afschar, Co-Leiterin des Migros Museums für Gegenwartskunst, sagt: «Haegue Yang baut mit ihrer Kunst Brücken zwischen Geografien, Zeiten und Kulturen. In unserer globalisierten, aber auch ungleichen Welt setzt ihr Blick auf das Gemeinsame und Verbindende ein positives Zeichen. Deshalb ist sie eine so wichtige Stimme.»
Bekannt geworden ist Haegue Yang vor allem mit menschenähnlichen Skulpturen aus Alltagsgegenständen – Wäschespinnen, Glühbirnen, Jalousien. Dinge, mit denen man sich an einem neuen Ort einrichtet.
Mir geht es darum, den Zustand des mentalen und physischen Unterwegsseins zu würdigen.
«Wir leben in einer transitorischen Zeit, sind ständig unterwegs, auch mental», beschreibt Yang in der Wochenzeitung «Die Zeit», wie sie die Welt wahrnimmt. Die damit verbundene Ungewissheit sei schmerzhaft, aber auch spannend. «Mir geht es darum, den Zustand des mentalen und physischen Unterwegsseins zu würdigen.»
Diesen Zustand lernt sie früh kennen: In den 80er-Jahren geht der Vater, ein Journalist, als Arbeitsmigrant in den Nahen Osten, um auf dem Bau zu arbeiten, wie Tausende Südkoreaner. Die Mutter, eine Lehrerin, bleibt mit Haegue und den Brüdern in Seoul. Nach der Scheidung zieht sie mit den Kindern weg, wird Autorin, schliesst sich der Arbeiterbewegung an. Zuhause, ein fragiler Ort.
In dieser Zeit erlebt Südkorea einen Modernisierungsschub – die Grundlage für neue kulturelle Ausdrucksformen wie die koreanische Popkultur. Unter dem Namen «Hallyu», die koreanische Welle, sind K-Pop, K-Dramen, Filme oder Beauty-Trends heute ein weltweites Phänomen.
Yang zählt zwar nicht zu dieser Welle, beschäftigt sich aber mit den Folgen der Globalisierung und der Verschmelzung der Kulturen, erkennbar an der Materialvielfalt ihrer Werke: Industrielle Serienwaren treffen auf alte Handwerkskunst, zum Beispiel Papiercollagen aus der Rinde des Maulbeerbaums.
Nach dem Kunststudium in Seoul zügelt Yang 1994 nach Frankfurt am Main und studiert an der Städelschule. Seit 2017 lehrt sie selbst dort. Sie spricht exzellent deutsch, damals aber erst ein paar Brocken; es fällt ihr schwer, sich mitzuteilen und in der europäischen Kultur zurechtzufinden.
In der Entfremdung liegt eine aussergewöhnliche Kraft.
Ihre Karriere als Künstlerin nimmt nur langsam Fahrt auf und ist von Rückschlägen geprägt. Doch das Gefühl des Fremdseins hat etwas Gutes: Es wird zum Ausgangspunkt und Schlüsselfaktor ihres künstlerischen Schaffens.
«In der Entfremdung liegt eine aussergewöhnliche Kraft» sagt Haegue Yang. «Sie ermöglicht es, echtes Mitgefühl für andere zu empfinden.»
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