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Zwei Hände halten reife rote Erdbeeren.

Mehr Bio Suisse im Sortiment

Wieso stellt die Migros auf die Knospe um?

Bei der Migros ist Bio bald noch mehr bio. Und auch das herkömmliche Sortiment wird immer ökologischer. «Mister Knospe» Jörg Schumacher über die Einführung des Bio-Suisse-Standards, Erdbeeren aus Spanien und Schädlingsbekämpfung mit Sexual-Lockstoffen.

Von
Cilgia Grass, Ringier Brand Studio
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Was wir tun, Interview

Herr Schumacher, wieso wird das Migros-Bio-Sortiment auf die Knospe von Bio Suisse umgestellt?

Jörg Schumacher: Die Knospe gehört weltweit zu den höchsten Bio-Standards. Die Bio-Rohstoffe in der Schweiz beziehen wir schon lange von Bio-Suisse-Betrieben. Mit der Knospe engagieren wir uns für den Schutz der natürlichen Ressourcen, den Erhalt der Biodiversität und den respektvollen Umgang mit den Tieren auf den Betrieben.

Portrait von Jörg Schumacher, Verantwortlicher des Knospe-Projekts.

Was ändert sich durch die Neuerung?

Es werden neu auch verarbeitete Bio-Produkte und Bio-Produkte aus dem Ausland nach den Richtlinien von Bio Suisse hergestellt. Bis Ende 2025 sollen die meisten Produkte der Eigenmarke Migros Bio umgestellt sein.

Was bedeutet die Umstellung für die Kundschaft? 

Sie wird wie gewohnt ihre Migros-Bio-Produkte in den Regalen finden. Diese sind aber neu nach Bio Suisse zertifiziert und tragen die Knospe als Bio-Label. Unser Ziel ist es, mit den Marken Migros Bio, Demeter und Alnatura Lebensmittel für alle zugänglich zu machen. Und das zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Feld mit Mohnblumen und das Bio-Suisse-Logo.

Wie wird man eigentlich «Mister Knospe»?

(Lacht) Man wächst da so rein. Denn Bio in der Migros ist schon heute viel mehr als die Knospe. Ich selbst bin Agronom und war neun Jahre bei Bio Suisse tätig, bevor ich zur Migros wechselte. Hier betreue ich Nachhaltigkeits-Projekte im Früchte- und Gemüsesortiment und leite die Knospe-Umstellung. Ich hatte also fast mein ganzes Berufsleben mit Bio zu tun.

Sie waren beruflich gerade in Spanien. Was haben Sie dort gemacht?

Ich habe einige unserer Erdbeerproduzenten besucht, herkömmliche und biologische Betriebe. Die Einführung der Knospe ist nur ein Teil meiner Arbeit. Der andere ist, den herkömmlichen Früchte- und Gemüseanbau ökologischer zu machen. Denn die Kundschaft wünscht sich auch dort mehr Nachhaltigkeit. Darum haben wir für alle unsere Erdbeerproduzenten in Spanien ein Nachhaltigkeitsprogramm entwickelt.

Jörg Schumacher bei seinem Besuch in Spanien.

Was beinhaltet dieses?

Primär geht es um Wassermanagement und die Einhaltung der Sozialstandards. Es beinhaltet aber auch Massnahmen zur Förderung der Biodiversität und zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Auch unsere Biobetriebe in Spanien beteiligen sich am Programm, obwohl sie die Vorgaben bereits mehrheitlich erfüllen. Sie verzichten schon längst auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und haben bereits erfolgreich Massnahmen für mehr Biodiversität getroffen.

Wie sehen diese genau aus?

Sie lassen um ihre Felder herum einen Streifen stehen, auf dem Pflanzen blühen können. Das fördert Nützlinge wie Bienen oder Schmetterlinge. Oder sie stellen Insektenhotels auf, wo sich Nützlinge ansiedeln können. Auch Hecken und Büsche gehören zu diesen Massnahmen.

Gibt es auch in der Schweiz solche Nachhaltigkeitsprogramme?

Ja. Ich durfte beispielsweise ein Programm leiten, das die Migros für die Kernobstbranche lanciert hat. 85 Prozent der konventionell produzierenden Schweizer Apfel- und Birnenbetriebe verfolgen dadurch nun mehr Biodiversitätsmassnahmen, betreiben mehr Nützlingsförderung und verbrauchen weniger Spritzmittel. Zudem reduzieren sie den Einsatz von Herbiziden. Das hat eine grosse Wirkung, weil es auf viel Fläche passiert. Das Programm ist inzwischen als schweizweite Lösung etabliert.

Mädchen hält zwei Äpfel vors Gesicht.

Was versteht man eigentlich unter Bio genau?

Beim biologischen Anbau geht es unter anderem darum, die Bodenfruchtbarkeit auf natürliche Weise zu fördern. Also mit organischem Dünger wie etwa Kuhmist. Dadurch werden Nährstoffe im Kreislauf gehalten. Anstelle von chemischen Mitteln werden zudem zum Schutz der Pflanzen Nützlinge oder biologische Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Man arbeitet also mit der Natur.

Wie bekämpft man denn Schädlinge mit Nützlingen konkret?

Ein gutes Beispiel ist die Methode, die man beim Apfelwickler einsetzt. Er legt seine Eier gern auf die Blätter und Früchte, was zu Würmern in den Äpfeln führt. Anstatt ihn mit chemischen Mitteln abzutöten, kann man ihn loswerden, indem man ihn verwirrt. Dazu werden Sexual-Lockstoffe in kleinen Dispensern über die Apfelanlage verteilt. Männchen und Weibchen finden sich dadurch nicht mehr und können sich nicht vermehren.

Wird es irgendwann nur noch Bio-Produkte geben?

Das glaube ich persönlich nicht. Aber auch die herkömmlichen Produkte werden immer ökologischer werden, wie im Fall von Erdbeeren und Kernobst.