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Aussicht auf Hongkong aus dem Migros-Büro im 32. Stock

Arbeitswelt

Wieso hat die Migros ein Büro in Hongkong?

In einem gläsernen Hochhaus mitten in Hongkong arbeiten rund 85 Personen für die Migros. Was sie dort genau machen und was das mit der Produkte-Qualität zu tun hat.

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Manuel Wenk
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Manuel Wenk
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Was wir tun

An der Wang Chiu Road im Osten Hongkongs reiht sich Hochhaus an Hochhaus. Dazwischen Strassencafés, ein kleiner Park. Und überall endlose Autoschlangen. An der Nummer 38, über einem Shoppingcenter, ragt ein gläserner Turm in die Höhe. Hier, mitten im geschäftigen Treiben der Metropole, befinden sich die Büros von Migros Asia.

Vor den Fenstern im 32. Stock ein Meer an Wolkenkratzern. Im chaotischen Grossraumbüro ­liegen Dinge herum: Pfannen, Tassen, Osterdeko. 85 Angestellte kaufen hier für die ­Mi­gros und Digitec Galaxus ein. Sie wählen Lieferanten aus, pflegen Geschäftsbeziehungen zu den Herstellern, überwachen Lieferketten und setzen Qua­litätsansprüche durch. Die Produktpalette reicht von Lebensmitteln über Dekoartikel, Textilien bis zu Technik.


Heimvorteil

Dieses Jahr feiert das Team das 30-jährige Bestehen des Büros. Hongkong ist nicht die einzige Aussenstelle, die Migros hat auch ein Beschaffungsbüro in der indischen Hauptstadt Delhi. Die meisten Migros-Angestellten sind Einheimische. Sie wissen am besten, wie der asiatische Markt tickt, kennen die Kultur und sprechen die Sprachen. Gerade der kulturelle Hintergrund macht das Büro so wertvoll. «Oft reicht es nicht, die Sprache zu sprechen», sagt Adriano Labruzzo, Head of Food im Einkaufsbüro Hongkong. «Ein tiefes Verständnis der Kultur hilft, engere Beziehungen und Vertrauen zu den Lieferanten aufzubauen, um Probleme richtig zu adressieren und Herausforderungen schneller zu lösen.»


Am Dreh- und Angelpunkt

Labruzzo, gelernter Metzger und studierter Lebensmitteltechnologe, zog vor einem Jahr von Greifensee ZH nach Hongkong und leitet das Food-Team in Hongkong und Delhi. Auf seine Leidenschaft Boxen muss der 34-Jährige in Hongkong nicht verzichten. Am liebsten trainiert er am frühen Morgen, bevor ihn die Metro von Hongkong Island ins Büro bringt. Noch immer staunt er über die Aussicht, die er von seinem Arbeitsplatz aus hat.

Esther Leung prüft die Qualität der Produkte, Adriano Labruzzo leitet das Food-Team.
Esther Leung prüft die Qualität der Produkte, Adriano Labruzzo leitet das Food-Team.© Manuel Wenk

Seine Aufgabe ist es, Beziehungen zu Lieferanten aufzubauen und zu pflegen. «Von Hongkong aus ist es einfach, Länder wie Thailand, Indonesien oder Indien zu erreichen, wo einige der wichtigsten Lieferanten sitzen», sagt er. Andere Teams beschaffen elektro­nische Geräte, Spielwaren oder Kleider. Die Lebensmittel, die Labruzzo und sein Team aus dem asiatischen Raum beziehen, spiegeln die Vielfalt der Region. In Thailand und Indien werden Basmati- und Jasminreis geerntet, aus Sri Lanka und Thailand kommt die Kokosmilch, die Dosenananas stammt aus Indonesien, und wenn in Europa keine Trauben wachsen, liefert Indien welche.

Von Honkong aus ist es einfach, Länder wie Thailand, Indonesien oder Indien zu erreichen.

Adriano Labruzzo, Head of Food im Einkaufsbüro Hongkong

Faire Löhne, keine Kinderarbeit, Nachhaltigkeit

«Verantwortungsvolle Herkunft bedeutet für uns mehr als nur hochwertige Produkte», erklärt Labruzzo. «Wir achten darauf, dass entlang der gesamten Lieferkette faire Löhne bezahlt werden, dass es keine Kinderarbeit gibt und alle Arbeitsbedingungen höchsten sozialen und ökologischen Standards entsprechen.» Dafür werden die Lieferanten regelmässig von internen und externen Prüfstellen kontrolliert. Der Migros ist an langfris­tigen Lieferbeziehungen gelegen, um eine gleichbleibend hohe Qualität zu garantieren.


Brückenbauer zwischen zwei Welten

Bei der Prüfung der Produkte und der Hersteller kommt Esther Leung ins Spiel. Sie ist zwischen Hongkongs Hochhäusern und Kowloons Märkten aufgewachsen und bringt 20 Jahre Erfahrung und viel Wissen über Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit mit. Ihr Team prüft die Produkte und die Einhaltung strenger sozialer Standards. «Für uns ist Qualität nicht nur ein Siegel auf der Verpackung. Wir prüfen regelmässig, ob Hygienepraktiken und Ausrüstungen höchsten Standards entsprechen und unterstützen die Lieferanten dabei, internationale Zertifizierungen zu erreichen», sagt Leung.

Unser Anspruch ist es, die Lieferanten nicht nur zu kontrollieren, sondern sie langfristig zu begleiten und mit ihnen zu wachsen.

Esther Leung, Leiterin Nachhaltigkeit und Qualitätssicherung Migros Asien

Das genügt der Migros aber nicht. Die Produkte werden auch in den Büros in Delhi und Hongkong oder bei zertifizierten Prüfstellen unter die Lupe genommen und getestet. «Das hat uns schon viel Ärger erspart», so Leung. Sie nennt als Beispiele Kinderspielzeuge und Elektrogeräte, die nicht den hie­sigen Sicherheitsstandards entsprechen. «Unser Anspruch ist es, die Lieferanten nicht nur zu kontrollieren, sondern sie langfristig zu begleiten und mit ihnen zu wachsen», sagt Leung.

Labruzzo, Leung und ihre Teams sehen sich als Brückenbauer zwischen zwei Welten: In Asien pflegen sie Beziehungen, stellen Qualität und Nachhaltigkeit sicher und ermöglichen so, die Ansprüche der Migros und der Schweizer Kundschaft zu vereinen.

In der Stadt mit über sieben Millionen Einwohnern weicht das Tageslicht langsam den Farben der Leuchtreklamen, Autoscheinwerfer und Geschäfte. Hoch oben im 32. Stock gehen die letzten Lichter aus.

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