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Was in der Migros am meisten gestohlen wird
Ein Filialleiter der Migros erzählt aus seinem Arbeitsalltag und wie er mit Ladendieben umgeht.
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Arbeitswelt
Ab 40 wird die Jobsuche oft schwierig. Doch kein Grund zur Panik. Sogar jenseits der 50 kann die Karriere noch mal in Schwung kommen oder eine völlig neue Richtung nehmen. Drei Menschen erzählen.
Sylvie Allamand hat eine schwierige Zeit hinter sich. Die 55-jährige Genferin ist engagiert und entschlossen – und fand trotzdem vier Jahre lang keine neue Anstellung. «Im Jahr 2021 musste ich unseren Familienbetrieb, eine Dachdeckerei, schliessen. Ich hatte mein ganzes Leben hier gearbeitet, zuerst als Angestellte, später als Geschäftsführerin, doch die wirtschaftliche Lage war unhaltbar. Wegen Corona kamen viele Baustellen zum Erliegen oder wurden gänzlich stillgelegt.» Sylvie Allamand begann, sich in anderen Branchen zu bewerben, weitete ihre Suche immer weiter aus – ohne Erfolg, es kamen nur Absagen.
So wie Sylvie Allamand geht es manchen Arbeitssuchenden über 50. Trotz guter Qualifikationen wird es schwieriger, eine neue Stelle zu bekommen. Im Durchschnitt dauert die Jobsuche laut Staatssekretariat für Wirtschaft bei über 50-Jährigen 7,5 Monate. Bei den 15- bis 24-Jährigen sind es nur 3,2 Monate. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Ende September 2025 lag die Arbeitslosenquote bei den 50- bis 64-Jährigen bei 2,5 Prozent, also unter dem aktuellen nationalen Durchschnitt von 2,8 Prozent.

«Nach all den Absagen wusste ich gar nicht mehr, was ich wirklich wollte, und von der regionalen Arbeitsvermittlung (RAV) habe ich wenig Unterstützung bei der Neuorientierung bekommen», sagt sie. «Zudem hatte ich auch keinen Anspruch auf Entschädigungszahlungen, weil ich selbständig war. Ich musste von meinen Reserven leben.» In ihrer Verzweiflung wandte sich Allamand schliesslich an die Stiftung Qualife, die in Genf ein spezielles Wiedereingliederungsprogramm für Menschen über 50 anbietet. «In einem Gespräch mit einem Berater erfuhr ich, dass die Genfer Verkehrsbetriebe neue Busfahrerinnen suchten. Ich habe nicht eine Sekunde lang gezögert.»
Nach einem Vorstellungsgespräch, ärztlichen Untersuchungen und psychologischen Eignungstests unterschrieb die Genferin für eine Vollzeitstelle. «Daraufhin absolvierte ich eine mehrmonatige Ausbildung zur Busfahrerin. Für mich war es eine der grössten Herausforderungen meines Lebens, so lange Fahrzeuge zu fahren. Es gefällt mir jedoch sehr, und ich wurde unglaublich herzlich aufgenommen.»
Laut der Sozialwissenschaftlerin Elisabeth Michel-Alder vom Büro EMA, Human Potential Development, gehören Altersklischees zu den Hauptgründen, warum Menschen über 50 seltener eingestellt werden. «Viele jüngere Vorgesetzte sind der Meinung, dass 55-Jährige körperlich weniger leistungsfähig sind oder Schwierigkeiten mit neuen Technologien haben. Aber das ist Unsinn. Die 55-Jährigen von heute haben nichts mehr mit den 55-Jährigen von vor 20 Jahren gemeinsam.»
Die höheren Kosten für ältere Mitarbeitende seien auch kein ausschlaggebender Faktor, sagt Michel-Alder. Ihrer Ansicht nach können Unternehmen die Löhne so gestalten, dass die höheren Pensionskassenbeiträge weniger ins Gewicht fallen.
Wichtig ist, Bewegung in die eigene Laufbahn zu bringen. Das verringert das Risiko, eines Tages entlassen zu werden.
Nicht alle über 50-Jährigen haben Mühe, eine Stelle zu finden, wie das Beispiel Nancy Gaudin zeigt. Die 56-jährige Kauffrau wollte innerhalb ihres Unternehmens mehr Verantwortung übernehmen. «Ich wollte mich weiterentwickeln und in einem höheren Pensum arbeiten.» Als ihr klar wurde, dass der Arbeitgeber ihrem Anliegen nicht nachkommen würde, begann die Lausannerin, nach einer neuen Stelle zu suchen. Nach nur einer Bewerbung fand sie im vergangenen Jahr eine Anstellung als Ausbildnerin für Vorsorgeberater bei der Groupe Mutuel. «Ich war selbst überrascht, wie schnell es ging.»
Geholfen hat ihr dabei nicht nur ihre langjährige Berufserfahrung. Gaudin spricht neben Französisch auch perfekt Schweizerdeutsch und hatte sich weitergebildet. «Bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit habe ich gemerkt, wie gern ich unterrichte», so die 56-Jährige. Sie hat sich deshalb in ihrer Freizeit zur Erwachsenenbildnerin ausbilden lassen. «Das war zwar anstrengend, hat mir aber geholfen, die Stelle zu bekommen.» Schliesslich bringe ihr Alter auch Vorteile. «Mein Sohn ist erwachsen. Das heisst, ich muss mich jetzt nicht mehr um ihn kümmern und kann mich ganz auf meine Arbeit konzentrieren.»

Tatsächlich haben über 50-Jährige bei einem Jobwechsel viele gute Argumente in der Hand. «In der Regel kennen sie ihre Stärken und Schwächen sehr gut, bringen viel Erfahrung mit und fühlen sich ihrem Arbeitgeber stärker verbunden als viele Jüngere. Sie sind also gute Botschafter», sagt Elisabeth Michel-Alder.
Arbeitgeber sollten diese Altersgruppe daher nicht unterschätzen. In vielen Unternehmen machen Beschäftigte im Alter zwischen 50 und 60 Jahren heute einen wesentlichen Teil der Belegschaft aus. So auch bei der Migros. Fast 30 Prozent der Mitarbeitenden sind über 50. Das Unternehmen hat darum gruppenweit die Initiative 50+ gestartet. «Wir unterstützen unsere älteren Mitarbeitenden dabei, ihre verbleibenden Berufsjahre bewusst zu gestalten und ihre Fähigkeiten gezielt weiterzuentwickeln. So stellen wir sicher, dass uns auch in Zukunft genügend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen», erklärt Barbara Danzl, Leiterin der Initiative. Angeboten werden interne und externe Weiterbildungen, Vorsorgeberatungen und Programme im Bereich Gesundheit und Sport.
Wir unterstützen unsere älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der gezielten Entwicklung ihrer Fähigkeiten.
«Als ich 55 war, schlug mir mein damaliger Chef vor, eine Weiterbildung zum Detailhandelsmanager mit eidgenössischem Fachausweis zu machen», erzählt Efrem Hugo. Mit dem Ziel, die Leitung einer grösseren Filiale zu übernehmen. Heute ist Hugo 59 Jahre alt und leitet den Supermarkt Paradies in Basel. «Die Migros hat mir die Ausbildung finanziert, ich konnte die Kurse während der Arbeitszeit besuchen.» Obwohl er das in ihn gesetzte Vertrauen schätzte, überlegte Efrem Hugo lange, ob er die Weiterbildung tatsächlich antreten wollte. Schliesslich sagte er zu. Er wusste, dass er damit einem gefragten Profil entsprechen würde und sich der Aufwand lohnt. «Es ist wichtig, sich weiterzubilden», sagt er, der seine Karriere vor über 40 Jahren als Lehrling bei der Migros begann.

«Auch innerhalb eines Unternehmens ist es entscheidend, Erfahrungen in anderen Teams und Funktionen zu sammeln», sagt Arbeitsexpertin Elisabeth Michel-Alder. «Man sollte nie zu lange in einer Position bleiben.» Ältere Mitarbeitende könnten ein internes Praktikum vorschlagen, um in anderen Abteilungen zu schnuppern, sich für ein Jobsharing zur Verfügung stellen oder als Vertretung für eine Kollegin im Mutterschaftsurlaub einspringen. «Wichtig ist, Bewegung in die eigene Laufbahn zu bringen. Das verringert auch das Risiko, eines Tages entlassen zu werden.»
Ältere Arbeitnehmende sollten sich unbedingt auch überlegen, wie lange sie noch in welchem Pensum arbeiten möchten und können. Und wann es an der Zeit ist, etwas weniger Verantwortung zu tragen oder eine ruhigere oder beratende Position zu übernehmen. Immer mehr Unternehmen, darunter auch die Migros, bieten älteren Personen Arbeitsmodelle an, die Entlastung bringen. Etwa mit einer Bogenkarriere, bei der eine Person über 50 ihre Verantwortung schrittweise an eine jüngere Kollegin oder einen jüngeren Kollegen übergibt.
Sylvie Allamand, Busfahrerin in Genf, denkt noch nicht ans Kürzertreten: «Ich möchte mich weiterentwickeln und in zwei Jahren den Tramführerausweis machen.»
Ob am Schreibtisch, in einer Filiale oder im Labor – unsere Arbeitswelt ist vielfältig. Genauso wie die Menschen dahinter. Entdecke ihre Geschichten.