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Ohne das riesige Logistikzentrum von Digitec Galaxus in Wohlen AG würde es unter vielen Weihnachtsbäumen leer bleiben. Besuch an einem Ort, wo jetzt buchstäblich die Post abgeht.
Siyagona Fernando braucht definitiv keine Smartwatch, die ihre Schritte zählt und sie zu mehr Bewegung anspornt. Pro Tag legt sie an ihrem Arbeitsplatz 16 Kilometer zu Fuss zurück. Die 33-Jährige ist als sogenannte Pickerin im Zentrallager von Digitec Galaxus angestellt, einem riesigen Gebäudekomplex in Wohlen AG.
Von aussen wirken die Zweckbauten an diesem vernebelten Dezembertag fast schon ausgestorben. Umso mehr ist hinter den gelb gestrichenen Fassaden los. Denn als grösster Online-Händler der Schweiz verschickt Digitec Galaxus im Dezember täglich Zehntausende Pakete.
Mitarbeiterinnen wie Siyagona Fernando spielen dabei eine Schlüsselrolle: Die Pickerinnen und Picker arbeiten im sogenannten Picktower, einem dreistöckigen Gebäude mit hundert Meter langen Gängen. Sie gehen mit schnellen Schritten durch das Labyrinth der Regale und lassen sich dabei von einem handyartigen Gerät namens Zebra leiten. So finden sie sofort die bestellten Produkte, scannen sie ein, legen sie in einen Handwagen und bringen sie zu einem der Förderbänder, die in die Verpackerei führen. Pro Stunde kümmert sich jeder Picker um rund 80 Bestellungen.

Das alles klingt stressig. Doch Siyagona Fernando wirkt bei der Arbeit wie die Ruhe selbst. «Ich bin ein totaler Weihnachtsfan», sagt sie. «Und ich finde es cool, wenn ich im Advent immer mehr Weihnachtsartikel aus den Regalen nehme.» Unter der neongelben Leuchtweste trägt sie heute sogar einen knallroten Christmas Sweater.

Wer sie auf einer Tour durch den Picktower begleitet, erlebt die fast schon absurde Vielfalt des Digitec-Galaxus-Sortiments. Im Wagen landen zum Beispiel Kaffeekapseln, Energydrinks, Rasierwasser, Adventskalender, Playmobil-Ritterburgen, Räucherstäbchen, Lichterketten oder Engelshaar.
In einem Logistikbetrieb darf es an Spitzentagen nicht hastiger zugehen als an anderen Tagen.
Dass Fernando bei der Arbeit so souverän und ruhig wirkt, liegt auch an der Organisationsarbeit von Dominic Halbeis (30), dem Chef der Pickerinnen und Picker. «In einem Logistikbetrieb darf es an Spitzentagen nicht hastiger zugehen als an anderen Tagen», betont er. Entscheidend sei, dass immer genügend Logistiker im Einsatz seien. Im Dezember arbeiten darum pro Tag zweihundert Pickerinnen und Picker in zwei Schichten, an einem typischen Januartag sind es in der Regel nur hundert.

Im automatisierten Teil des Zentrallagers, den es neben dem Picktower ebenfalls gibt, sieht es dagegen aus wie auf einem anderen Planeten: Hier dominieren nicht Menschen, sondern Maschinen. Robotorarme legen bestellte Waren in offene Minielektrowagen, die autonom über abgeschrankte Bahnen sausen. Verpackungsmaschinen vermessen die Grösse der Produkte, schneiden blitzschnell Karton zu und kleben massgeschneiderte Pakete zusammen.
Warum existieren diese beiden krass gegensätzlichen Welten nebeneinander? «Im automatisierten Teil werden unempfindliche Produkte kommissioniert, die wir in sehr grossen Mengen verkaufen», so Halbeis. «Dazu gehören etwa Unterwäsche, Socken und Kopfhörer.» Mit heikleren Waren wie gläsernen Weihnachtskugeln, Getränken und Putzmitteln hantieren jedoch die Menschen im Picktower.

Wenn ein Problem auftritt und zum Beispiel ein Korridor im Lager blockiert ist, können sich die Teams dort sehr schnell absprechen, gemeinsam eine Lösung finden und zum Beispiel neue Routen festlegen. Die Pickerinnen erkennen auch, wenn etwa eine Verpackung undicht ist, oder wenn gar eine Flüssigkeit ausläuft. «Eine rein automatische Anlage arbeitet zwar schneller als die Picker», sagt Halbeis. «Sie kann aber in einer Kettenreaktion völlig zum Erliegen kommen, wenn eine einzelne Maschine ausfällt.»
Dass man auf den automatischen Teil des Lagers ein besonders wachsames Auge hat, zeigt sich im Leitstand. Zwölf Männer haben dort insgesamt fünfzig Bildschirme im Blick. Die Szenerie erinnert an einen Airport-Tower.

«Wir müssen zum Beispiel sofort reagieren, wenn eine Verpackungsmaschine ein Problem mit dem Kartonnachschub hat», erklärt Halil Aydin, der heute im Leitstand die Tagesverantwortung hat. «Dann verständigen wir die zuständigen Techniker, damit sie das Problem gleich beheben.»
Inzwischen ist es bald 14 Uhr. Die Schicht von Siyagona Fernando, die um 5 Uhr angefangen hat, geht allmählich zu Ende. Schon bald kann sie ihre Leuchtweste ausziehen und die Stahlkappenschuhe in den Spind stellen. Zuhause warten ihr Mann und die vierjährige Tochter – und ein prächtiger Weihnachtsbaum. Die Lichterketten, kleinen Rentiere und Kornblumen, mit denen er geschmückt ist, hat die Logistikspezialistin online bei Galaxus gekauft.
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