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Peter Fox wird das Openair Gampel zum Tanzen bringen.

Feiern, Festen, Fötzelen

Wie viel Abfall generiert ein Festival?

Was bleibt zurück, wenn 100'000 Fans und Hunderte Helfende, Künstlerinnen und Künstler nach vier Tagen Festival das Gelände verlassen? Wer an Müllberge und kaputte Zelte denkt, dürfte von folgenden Antworten überrascht werden.

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Marcel Zulauf, Ringier Brand Studio
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Getty Images, Thomas Niedermueller
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Was wir tun

Wenn Peter Fox am 19. August als Headliner auf der Red Stage des Openair Gampel steht, werden Tausende den Sänger der Berliner Band Seeed abfeiern (und dabei auch unabsichtlich mal etwas Müll fallen lassen). Was die wenigsten wissen dürften: Seeed war Teil der ersten wissenschaftlichen Studie zum Thema Nachhaltigkeit an Grosskonzerten in Deutschland. «Es ist wichtig, am Thema Nachhaltigkeit dranzubleiben. Persönlich, politisch und systematisch. Business as usual ist vorbei», sagt Peter Fox dazu.

Feiern ohne (Umwelt-)Frust

Nachhaltigkeit steht beim Openair Gampel weit oben auf dem Programm. Das Festival im Wallis hat in Zusammenarbeit mit der Migros eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Dadurch liessen sich Abfallmenge, Energieverbrauch und somit der CO₂-Fussabdruck reduzieren. Beim Festival 2022 mit 100'000 Fans wurden pro Kopf noch 10 kg CO₂ verursacht. Zum Vergleich: Das Bundesamt für Umwelt rechnet mit rund 12,5 kg CO₂ pro Tag und Person. Die Abfallmenge wurde um 42 Prozent auf 74,9 Tonnen reduziert. Davon wurden 45,5 Prozent rezykliert.

100’000 Fans feiern im Wallis gemeinsam die Musik.
100’000 Fans feiern im Wallis gemeinsam die Musik – und tragen dabei dennoch Sorge zur Umwelt.
© KEYSTONE, Jean-Christophe Bott

«Wertstoffe gewinnen statt entsorgen»

Das Unternehmen acting responsibly unter der Leitung des Sozialwissenschaftlers Rolf Schwery entwickelt zusammen mit der Migros Plattformen und Massnahmen für nachhaltige Events. Für ihn ist klar: «Abfallberge an Festivals gehören der Vergangenheit an. Es braucht saubere Trennsysteme, damit nicht alles liegen bleibt. Jetzt haben wir einen einfachen Baukasten, der gut funktioniert. Heute können wir Plastik separat sammeln. Es geht in Richtung Wertstoffe zurückgewinnen statt Abfall entsorgen.»

Vision Zero Waste

Mit Unterstützung der Migros hat das Openair Gampel eine Nachhaltigkeits-Charta entwickelt. So wollen die Veranstalter in den nächsten Jahren drei Visionen umsetzen: Zero Waste, den sozialen Zusammenhalt stärken und auf Qualität statt Quantität setzen. Schwery erklärt, was das bedeutet: Es gehe um mehr als Umweltschutz. Ökologie, Ökonomie und Soziales würden ineinanderspielen, «ein nachhaltiger Event hinterlässt bei allen Beteiligten einen anhaltenden positiven Effekt».

Abfalltrennsystem und Zero Waste Heroes
Auch am Streetfoodfestival in Olten kamen Abfalltrennsystem und Zero Waste Heroes zum Einsatz.
© acting responsibly AG

Volunteers sorgen für ein sauberes Fest

Mittels eines Abfallkonzepts, 120 Zero Waste Heroes und des von der Migros entwickelten Abfalltrennsystems wurde die Müllmenge am Gampel verringert und eine sehr hohe Recyclingquote erzielt. Die Volunteers leisteten während des Festivals 1560 Stunden Arbeit. So konnte die Abfallmenge pro Person von 1,2 auf 0,75 kg reduziert werden. Neben den Restabfällen wurden Holz, Metall, Alu, PET, Plastik, Glas und biogene Abfälle getrennt gesammelt.

Festival-Fans schleppen Zelte und Gepäck
Auf dem Campingplatz in Gampel lassen sich neu auch ökologische Zelte mieten. Damit können sich Festival-Fans das Schleppen sparen. © KEYSTONE, Jean-Christophe Bott

Campen ohne Chaos

Der kostenlose Campingplatz trägt in Gampel zur Nachhaltigkeit bei. Denn er reduziert die Mobilität. Auch auf dem Campingplatz hats Abfall-Trennstationen. Auf dem Areal gibts gratis Trinkwasser. Und wer lieber nicht sein eigenes Zelt mitschleppen will, kann seit 2022 den ökologischen Zeltservice niuway nutzen. Schon im ersten Jahr wurden 160 Zelte vermietet. Übrigens lässt sich mit dem richtigen Campingequipment nicht nur nachhaltig, sondern auch komfortabel schlafen.

Mobilität macht den Klima-Unterschied

Den grössten Einfluss auf die Umweltbilanz eines Festivals hat die An- und Abreise. In Gampel wurden 2022 Emissionen von rund 1004 Tonnen CO₂-Äquivalenten gemessen. «Das macht rund 10 kg CO₂ pro Person. 55 Prozent der Emissionen werden durch die Mobilität verursacht, davon wiederum entfallen 63 Prozent auf die Reisetätigkeit der Stars», sagt Schwery. Darum sei es wichtig, die Leute mit Anreizen zu überzeugen. In Gampel ist etwa der ÖV-Transport zwischen Visp und dem Festivalgelände im Ticketpreis enthalten.

Mehrfacher Nutzen der ÖV-Förderung

Experte Schwery streicht noch weitere Vorteile der Förderung des öffentlichen Festival-Verkehrs heraus: Weil mehr vor Ort konsumiert werde, profitiere das lokale Gewerbe. Zudem erhöhe sich die Sicherheit, weil es weniger Unfälle gebe. «Die ÖV-Anreise lohnt sich aus ökologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Sicht.»

Food-Zelt am Openair mit Gästen
Food für Fans, Crew und Künstler macht rund ein Drittel der Umweltbilanz des Openair Gampel aus. © KEYSTONE, Manuel Lopez

Klimafaktor Food

Einerseits fällt das Catering für Fans, Personal und Künstler ins Gewicht. Die Verpflegung trug im vergangenen Jahr mit 32 Prozent oder über 323'713 kg CO₂-Äquivalenten zur Umweltbelastung des Openair Gampel bei. Andererseits konnte mangels einer vernünftigen Lösung mit Mehrweggeschirr für 100'000 Besucher hier das Abfallproblem noch nicht gelöst werden, wie Schwery sagt. «Deshalb wurde eine umfassende Plastiksammlung auf dem ganzen Areal umgesetzt.»

Medienchef Olivier Imboden

Mehr dazu im Youtube-Video mit Medienchef Olivier Imboden über das Nachhaltigkeitskonzept des Openair Gampel 2022 (ab 2:26 bis 3:23)

Messbarer Erfolg

Das Openair Gampel misst seine Massnahmen zur Nachhaltigkeit seit 2015 – und verbessert sich laufend. Auf der Plattform nachhaltige-events.ch der Migros werden Daten zu Abfall, Beschaffung, Catering, Transport und Sicherheit registriert. Seit 2021 werden auch Wasser- und Energieverbrauch registriert und der CO₂-Fussabdruck berechnet. Die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie geht auf die Initiative «Nachhaltigkeit bei Events» der Migros bei Partnerschaften und Sponsorings von Veranstaltungen zurück.

Fotos: Getty Images/Thomas Niedermueller, KEYSTONE/Jean-Christophe Bott/Manuel Lopez, acting responsibly AG

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