Die Tierwohl-Politik der Migros 2024
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Tierwohl
Das Wohl der Tiere, welche die Basis für unsere Fleisch-, Fisch-, Milch- und Eiprodukte sind, ist für uns ein wichtiges Anliegen. Deshalb engagieren wir uns aktiv dafür, für alle Tiere möglichst hohe Tierwohl-Standards zu erreichen.
Nebst dem Tierwohl nehmen wir die Umweltwirkung der tierischen Rohstoffe ernst. Wir sind uns dem Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Fleischkonsum bewusst. Mit dem M-Check Klima weist die Migros die CO2-Bilanz auf Produkten aus. Gegenüber den Kund*innen sind wir hier ehrlich: Fleisch erhält oft eine schlechte Klima-Bewertung und die Migros empfiehlt, diese Produkte bewusst und in kleineren Mengen zu konsumieren.
Im Podcast «Chrut & Rüebli» werden Tierwohl- und Nachhaltigkeitsthemen ansprechend, aber durchaus auch kritisch diskutiert. Damit regen wir die Diskussion in der Gesellschaft an. Zudem werden die Themen Tierwohl und klimafreundliche Ernährung regelmässig in unserer Kommunikation aufgenommen, beispielsweise im Migros Magazin oder auf den Social-Media-Kanälen.
Wir forcieren aktiv die Entwicklung, die Produktion und den Verkauf veganer Fleischersatzprodukte. Damit fördern wir indirekt das Tierwohl durch Substitution. Für ein veganes Steak muss kein Tier geschlachtet werden. Mit dem stetigen Ausbau des V-Love-Sortiments schaffen wir innovative pflanzliche Alternativen für Fleisch-, Fisch-, Ei- und Molkereiersatz-Produkte sowie Snacks, Süsswaren und Tiefkühlprodukte. Wir nehmen unsere Verantwortung zur Diversifizierung der Proteinquellen wahr.
Pionierhaft ist zudem unser Engagement im Bereich kultiviertes Fleisch, wo wir in Zusammenarbeit mit Aleph Farms die Entwicklung und Markteinführung von Laborfleisch vorantreiben.
Das Tierwohl ist fest in unserer Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Dabei sind die 2021 eingeführten und von unabhängigen Instituten erstellten M-Check-Bewertungen ein wichtiges Instrument zur Zielformulierung.
Relevant für das Tierwohl bei unseren tierischen Rohstoffen ist vor allem der M-Check Tierwohl. Dieser beurteilt für die Gattungen Masthühner, Eier (Legehennen), Truten, Schwein, Rind, Lamm, Kaninchen, Pferd und seit 2024 auch für Enten, Gänse und Wasserbüffel das Tierwohl anhand differenzierter Bewertungsraster.
Die Kriterien und Bewertungen für den M-Check Tierwohl werden von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) definiert. Dabei werden für alle Gattungen restriktive Käfighaltungen, Haltungen ohne angereicherte Einrichtungen, Mutilationen jeglicher Art, hormonelle oder antibiotische Leistungsförderer, Langstreckentransporte sowie andere nicht artgerechte Praktiken schlecht bewertet.
Für Fische (Zucht- und Wildfang) fliessen im M-Check Fisch aus verantwortungsvollen Quellen die Tierwohlaspekte Gesundheit eines Fischbestandes, Beifangrate und Fangmethode in die Gesamtbewertung eines Produktes ein. Dieser M-Check wurde durch unseren Partner Sustainable Fisheries Partnership (SFP) erarbeitet.
Zudem ist unser Ziel, enge Partnerschaften mit Labelorganisationen zu pflegen, welche Mehrleistungen im Bereich des Tierwohls garantieren. So werden Tiere nach IP-Suisse-Standard immer mit mehr Platz, Einstreu und Auslauf gehalten, ebenso die Tiere nach den Richtlinien der Bio Suisse. Die Migros vereinbart mit diesen Partner*innen jährlich verbindliche Mengen und sichert so die Grundlage für eine tierfreundliche Produktion.
Bei gewissen Themen fördert die Migros auch definierte Ziele ihrer Partner*innen und integriert diese in ihren eigenen Ansatz. Dies gilt zum Beispiel beim Thema Ausstieg aus dem Kükentöten. So hat die Migros seit 2020 «Respeggt»-Eier (in-ovo-sexing) sowie Demeter-Eier mit Bruderhahnaufzucht ins Sortiment aufgenommen und gefördert. Ebenso unterstützen wir das Ziel der Bio Suisse, die Kükentötung für Bio-Suisse-Eier ab 2026 zu verbieten.
Wir setzten uns grundsätzlich für das Tierwohl von allen Tieren ein, welche die Basis unserer Fleisch-, Fisch-, Milch- und Eiprodukte sind. Konkret sind dies: Rinder (Fleisch, Milch), Schweine, Schafe, Ziegen, Masthühner, Truten, Legehennen, Kaninchen, Pferde sowie Fisch und Meeresfrüchte.
Die meisten Fleisch-, Fisch- und Eiprodukte werden in der Micarna und die Milchprodukte in der ELSA hergestellt. Beide sind Eigenunternehmen der Migros, was eine direkte Einflussnahme erlaubt. Je nach Wertschöpfungskette können die Migros und ihre Industrieunternehmen unterschiedlich grossen Einfluss nehmen.
Auf unser Schweizer Geflügelangebot haben wir über den Migros-Industrie-Betrieb Micarna direkten Einfluss. Micarna hat eine eigene integrierte Wertschöpfungskette für Mastpoulets, inklusive Schlachtbetrieb.
Wir versuchen, unser importiertes Poulet- und Trutenfleisch sowie Importeier stets aus verantwortungsvollen Produktionssystemen zu beziehen.
Für Schweizer Rinder, Schweine, Lämmer und Kaninchen arbeiten wir eng und verbindlich mit Partnern zusammen, die mit ihren Programmen den Tieren während der Haltung und dem Transport kontrollierte Tierwohlstandards garantieren. Die Schlachtung der Tiere erfolgt mit grösster Sorgfalt im Migros-Industrie-Betrieb Micarna oder durch Partnerschlachtbetriebe, mit denen wir in engem Austausch sind.
Für unser Importfleisch Rind, Schwein, Pferd, Kaninchen und Lamm haben wir in der Migros-Rohstoffstrategie Mindestanforderungen und für einzelne Programme Mehrwertkriterien für die Lieferanten definiert.
Tierwohl bei Fischen, besonders bei Wildfang, wird bisher kaum erfasst. Daher setzten wir bei Fisch bewusst auf Label oder Herkunftsländer, die Mindestvorgaben für das Fischwohl definiert haben.
Für Produkte wie Leder, Daunen und Felle haben wir verbindliche Beschaffungsgrundsätze definiert. Diese gelten für Eigen- und Fremdmarken.
Tierwohl bedeutet für uns, dass die tierischen Rohstoffe für unsere Fleisch-, Fisch-, Milch-, Ei- und Non-Food-Produkte von gesunden Tieren aus artgerechter Haltung mit adäquater Fütterung stammen. Wirbeltiere und Vögel werden am Lebensende nach kurzem Transport schonend geschlachtet, Fische schonend gefangen und wenn möglich betäubt werden.
Wir orientieren uns am international akzeptierten Tierwohlkonzept «Fünf Massnahmen und Tierschutzziele», einer Weiterentwicklung des Konzepts der «Five Freedoms». Dieses fordert nebst guten Haltungsbedingungen, guter Gesundheit, guter Ernährung und artgemässem Verhalten auch positive mentale Erlebnisse für Nutztiere.
Unsere Tierwohl-Policy umfasst klare Ausschlusskriterien für sämtliche Produkte tierischen Ursprungs.
Kein Klonen
Keine gentechnisch veränderten Tiere (genetic engineering)
Keine hormonellen oder antibiotischen Leistungsförderer (für Herkunft Schweiz und Europa)
Kein Schächten
Kein prophylaktischer Einsatz von Antibiotika (für Herkunft Schweiz und Europa)
Keine Käfighaltung für Legehennen (für Herkunft Schweiz und Import)
Keine Kastenstände für Sauen (für Herkunft Schweiz und Italien)
Keine Gehege ohne Rückzugsmöglichkeiten für Kaninchen (für Herkunft Schweiz und Ungarn)
Keine permanente Anbindehaltung für Milchkühe (für Herkunft Schweiz)
Kein Kupieren der Schnäbel (für Herkunft Schweiz und Europa)
Kein Kupieren von Schweineschwänzen, kein Abkneifen der Zähne bei Ferkeln (für Herkunft Schweiz und Italien)
Kein Töten männlicher Legehennen-Küken (für Bio ab 2026, schrittweise Umsetzung ab 2024)
Kein Töten ohne vorherige Betäubung für Flossenfische und Krustentiere (Herkunft Schweiz)
Keine Daunen aus Lebendrupf, kein Rupfen von Tieren aus Stopfmast.
Keine Lederprodukte von gefährdeten oder illegal gewilderten Arten.
Keine Produkte mit Haaren von Angorakaninchen.
Kein Echtpelz gemäss «Fur Free Retailer»-Programm: Ausnahmen sind Schaf- und Lammfelle internationaler Herkunft sowie Kaninchenfelle aus der Schweiz – unter der Voraussetzung, dass die Tiere nicht ausschliesslich für die Pelzproduktion gehalten wurden.
Keine Wollprodukte von Schafen, bei denen Mulesing angewendet wird.
Alle Einkäufer*innen im Bereich Produkte tierischen Ursprungs sind verpflichtet, bei sämtlichen Sortimentsentscheidungen die Migros-Ziele betreffend Tierwohl und Nachhaltigkeit mit einzubeziehen.
Einen grossen Teil unserer Anforderungen können wir dank des hohen Anteils der Produkte aus unseren Industrieunternehmen Micarna und ELSA direkt umsetzen. Dabei versuchen wir, möglichst viele Rohstoffe aus dem Inland zu beschaffen, da hierzulande deutlich höhere Tierwohl-Standards gelten als im Ausland.
Ein besonderes Projekt ist der Neubau des Micarna-Geflügelschlachtbetriebs. Hier werden Masthühner künftig mit der neuen CAS-Methode betäubt. Zusammen mit den in der Schweiz sowieso geringen Besatzdichten in der Masthühner-Haltung (entspricht ECC) kann so in der ganzen Wertschöpfungskette schonend produziert werden.
Die Migros profitiert in der Schweiz von strengen Tierschutzkontrollen in der Nutztierhaltung. Zusätzlich zu den durch kantonale Veterinärämter durchgeführten Grund- und risikobasierten Kontrollen (vgl. VKKL, amtliche Tierschutzkontrollhandbücher) werden die in der Migros verkauften IP-Suisse- und Bio-Produkte jährlich von akkreditierten Kontrollinstituten überprüft. Dies geschieht oft unangemeldet. Alle unsere eigenen und Partnerschlachtbetriebe in der Schweiz sowie die Transporte von Labeltieren lassen wir vom Kontrolldienst Schweizer Tierschutz auditieren.
Für Import Pferde-, Schweine- und Kaninchenfleisch, Masthühner und Truten wurden eigene Migros-Animal-Welfare-Programme (MAW) aufgebaut. Dies bedeutet, dass Tiere im europäischen Ausland gemäss den strengen Schweizer Tierschutzvorgaben gehalten werden. Kontrolliert werden die MAW-Wertschöpfungsketten Haltung, Transport und Schlachtung jährlich von der akkreditierten Kontrollstelle ProCert.
Das 2022 neu gegründete «Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit Fleisch + Ei» steht für die ganze Migros-Gruppe bei Fragen rund um Tierhaltung, Tierwohl und Nachhaltigkeit zur Verfügung. Zudem vertreten die Fachspezialist*innen des Kompetenzzentrums die Tierwohl- und Nachhaltigkeitsaspekte bei der Erarbeitung der Rohstoffstrategien für die Migros. Auch landwirtschaftliche Partnerverbände der Migros können von der fachlichen Begleitung durch die Fachpersonen profitieren. Dies gilt beispielsweise bei der Erarbeitung von Tierhaltungsrichtlinien oder für Tierwohl- oder Nachhaltigkeitsexpertisen zu speziellen Wertschöpfungsketten.
Bereits 2021 hat das Kompetenzzentrum Fischscore seine Arbeit für die Migros-Gruppe aufgenommen und berät intern und extern zu Nachhaltigkeitsaspekten beim Zucht- und Wildfang. Das Tierwohl bei Fisch und Seafood wurde dabei als neuer, noch wenig entwickelter Bereich ins Portfolio der Aufgaben des Kompetenzzentrums Fischscore aufgenommen.
Die Migros will das Tierwohl langfristig verbessern und unterstützt daher auch Forschungsprojekte für mehr Tierwohl. So wurde beispielsweise zusammen mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in einem gross angelegten Projekt die Wirkung von Arzneipflanzen bei Ferkeln und Kälbern untersucht. Aktuell unterstützt die Migros das FIBL im Thema Wurmbekämpfung bei Legehennen. Weiteres zum Engagement der Migros im Bereich Forschung gibt es hier.
Sämtliche strategischen Tierwohl- und Nachhaltigkeitsziele sind Teil eines gruppenweiten jährlichen Controllings. Die Fortschritte fliessen in die jährliche Nachhaltigkeitsberichterstattung der Migros-Gruppe nach den Standards der Global Reporting Initiative (GRI) mit ein. Zusätzlich erhebt die Migros konkrete Tierwohl-KPIs.
Die Micarna-Gruppe berichtet in ihrem eigenen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht nach GRI-Standard unter anderem über die Labelanteile bei Fleisch, Fisch und Eiern für die Schweizer Rohstoffe und die Importware.
Auf der Internetseite des Kontrolldienstes STS werden die Resultate von Schlachthofaudits durch den Schweizer Tierschutz publiziert. Die Micarna schneidet dabei mit der höchsten Bewertung (A) ab.
Erfahre was wir alles tun, um für alle Tiere möglichst hohe Tierwohl-Standards zu erreichen.