Navigation

Pionierprojekt der Jowa

So geht pestizidfreier Getreideanbau

Brot aus natürlich angebautem IP-Suisse-Weizen: Jowa, die Bäckerei der Migros, setzt sich für den komplett pestizidfreien Getreideanbau ein. Mit Erfolg.

Text Claudia Schmidt
Fotos Matthieu Spohn, Jorma Mueller
Datum
weizenfeld mit arbeiter

Jürg Kägi (56) auf seinem 4,5 Hektaren grossen Feld in Illnau ZH. Kägi bewirtschaftet diese Ackerfläche ganz ohne Pestizide und macht beim Jowa-Projekt mit. 

Jowa, die Bäckerei der Migros, hat sich zusammen mit der Schweizerischen Vereinigung integriert produzierender Bauern (IP-Suisse) und beteiligten Landwirten zu einem einzigartigen Projekt entschlossen: Bis 2023 sollen 85 000 Tonnen Weizen pestizidfrei angebaut werden. Die Jowa ist die grösste Abnehmerin von Getreide im Schweizer Markt. 85 000 Tonnen Getreide werden dabei bereits nach IP-Suisse-Richtlinien produziert, das sind 90 Prozent des verwendeten Weizenmehls.

Durch die IP-Suisse-Richtlinien setzt die Jowa bereits seit Jahren auf Brotgetreide, das ohne Fungizide, Insektizide und Halmverkürzer angebaut wird. Die Bäckerei der Migros steckt sich und ihren Produzentenhohe Ziele punkto Nachhaltigkeit: So sollen die Landwirte künftig zusätzlich auf Herbizide verzichten. Der komplett pestizidfreie Anbau ist laut Jowa eine der grössten Veränderungen in der Schweizer Landwirtschaft – zum Wohl der Natur, Produzenten und Konsumenten. Insbesondere die Biodiversität über und im Boden soll gestärkt werden.

Jowa Angestellter

In der Jowa, der Bäckerei der Migros, soll dereinst ausschliesslich mit pestizidfrei angebautem Weizen gebacken werden.

Pestizidfreier Getreideanbau bedeutet aber eben nicht nur den Verzicht auf Fungizide, Insektizide und Wachstumsregulatoren, sondern ebenso auf Herbizide. Auch die Behandlung des Saatguts, das sogenannte Beizen, ist nicht erlaubt. Das Projekt wurde gut vorbereitet und von Anfang an unter Einbeziehung mehrerer Forschungsfelder begleitet.

«Die Umstellung auf den getreidefreien Getreideanbau schaffen wir dank einer intensiven Zusammenarbeit», erklärt Christian Städeli, Leiter der Getreideforschung bei der Jowa. Zusammen mit Migros, der ETH Zürich, HAFL (Hochschule für Agrar-, Forst-und Lebensmittelwissenschaften) und IP-Suisse konnte dank langjährigen Vorarbeiten und Praxisversuchen festgestellt werden, dass sowohl Qualität als auch Liefersicherheit gewährleistet werden.

weizenfeld

Beim pestizidfreien Getreideanbau werden weder Fungizide noch Insektizide, Herbizide oder Wachstumsregulatoren eingesetzt. Dies bedeutet für die Bauern Mehraufwand: Unkräuter werden von Hand oder mittels Striegel beseitigt.

Bereits 2017 prüfte die Jowa gemeinsam mit der ETH Zürich die Konsequenzen des pestizidfreien Anbaus anhand eines agronomischen Modells. 2018 startete der auf drei Jahre angesetzte Praxisversuch, den die Jowa gemeinsam mit IP Suisse und der HAFL lancierte. Seit 2019 beleuchtet ein Postdoc wiederum in Zusammenarbeit mit der ETH per Befragung von mehreren tausend Landwirten die nötigen Rahmenbedingungen. Das Ziel der Forschung, das Projekt «Pestizidfreier Anbau» auf einer objektiven Datenbasis aufbauen zu können, ist nun erreicht. Dabei wurde umfassend und präzise analysiert, wie sich die Schritte hin zu einem pestizidfreien Weizenanbau auf die Unkrautbekämpfung und vermeidung, auf den Düngereinsatz, auf Erträge und Deckungsbeiträge auswirken.

Robuste Sorten sind gesucht

Auch die Getreidezucht ist gefordert: «Der pestizidfreie Anbau hat natürlich Einfluss auf die Getreidezucht. Wir schauen vermehrt, resistente, robuste Sorten zu züchten. Aber wir untersuchen zum Beispiel auch, welche Kombination von unterschiedlichen Weizensorten, die sich auf dem Feld gegenseitig im Wachstum unterstützen, sinnvoll ist. Das ist sehr vielversprechend», erklärt Christian Städeli. Jeder Landwirt muss zudem schauen, welche Fruchtfolgen sich auf seinem Land eignen. Ertragseinbussen durch Herbizidverzicht versuchen die Landwirte, durch nachhaltige Vorgehensweisen gering zu halten.

Insgesamt ist das Projekt auch zeitlich auf gutem Weg: Statt der geplanten 8500 Tonnen, lieferten die IP-Suisse-Landwirte 2020 bereits 10 000 Tonnen (t) pestizidfreien Weizen. 2021 sollen es dann bereits 25 500 t, bis im Jahr 2022 51 000 t und final 2023 dann die angepeilten 85 000 t Weizen sein. Mit dieser Menge leistet die Migros einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Schwei- zer Lebensmittelproduktion.

IP-Suisse

Im Dienste der Natur

IP-Suisse wurde vor fast 30 Jahren gegründet. Die «Schweizerische Vereinigung integriert produzierender Bauern und Bäuerinnen» gehört heute zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Produzenten- und Vertriebsorganisationen in der Schweiz. Die rund 18 500 IP-Suisse-Bäuerinnen und -Bauern produzieren auf ihren Betrieben umweltschonend und tiergerecht Lebensmittel für den täglichen Bedarf.

IP-Suisse legt die Richtlinien für die nachhaltige Labelproduktion fest, entwickelt und definiert Massnahmenprogramme für deren Einhaltung auf den Bauernhöfen und lässt diese durch unabhängige Institutionen kontrollieren.

Die Migros setzt sich zusammen mit IP-SUISSE für den komplett pestizidfreien Weizenanbau ein. Bis 2023 sollen 85000 Tonnen Weizen vollumgänglich pestizidfrei produziert werden.

Als Hauptabnehmerin von IP-Suisse-Fleisch macht sich die Migros auch für das Tierwohl stark. Das Migros-Label TerraSuisse steht für eine tierfreundliche Haltung. Die Tiere haben regelmässig Auslauf ins Freie, wodurch Verletzungen, Krankheiten und atypisches Verhalten vermindert werden.

generation-m.ch/tierwohl

Brot in Ihrer Migros

Schon gelesen?