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Jürg Kägi steht in einem Weizenfeld, im Hintergrund eine Landwirtschaftsmaschine

Pionierprojekt der Jowa

So geht pestizidfreier Getreideanbau

Brot aus natürlich angebautem IP-Suisse-Weizen: Die Fresh Food & Beverage Group (FFB-Group), die Bäckerei der Migros, setzt sich für den komplett pestizidfreien Getreideanbau ein. Mit Erfolg.

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Claudia Schmidt
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Matthieu Spohn, Jorma Mueller
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Was wir tun

Die FFB-Group, die Bäckerei der Migros, hat sich zusammen mit der Schweizerischen Vereinigung integriert produzierender Bauern (IP-Suisse) und beteiligten Landwirten zu einem einzigartigen Projekt entschlossen: Bis zur Ernte 2024 sollen 85 000 Tonnen Weizen pestizidfrei angebaut werden. Die FFB-Group ist die grösste Abnehmerin von Getreide im Schweizer Markt. 85 000 Tonnen Getreide werden dabei bereits nach IP-Suisse-Richtlinien produziert, das sind 90 Prozent des verwendeten Weizenmehls der FFB-Group. 

Durch die IP-Suisse-Richtlinien setzt die FFB-Group bereits seit Jahren auf Brotgetreide, das ohne Fungizide, Insektizide und Halmverkürzer angebaut wird. Die Bäckerei der Migros steckt sich und ihren Produzentenhohe Ziele punkto Nachhaltigkeit: So sollen die Landwirte künftig zusätzlich auf Herbizide verzichten. Der komplett pestizidfreie Anbau ist laut FFB-Group eine der grössten Veränderungen in der Schweizer Landwirtschaft – zum Wohl der Natur, Produzenten und Konsumenten. Insbesondere die Biodiversität über und im Boden soll gestärkt werden.

Ein Bäcker der Bäckerei Jowa
In der Jowa, der Bäckerei der Migros, soll dereinst ausschliesslich mit pestizidfrei angebautem Weizen gebacken werden.© Matthieu Spohn, Jorma Mueller

Pestizidfreier Getreideanbau bedeutet aber eben nicht nur den Verzicht auf Fungizide, Insektizide und Wachstumsregulatoren, sondern ebenso auf Herbizide. Auch die Behandlung des Saatguts, das sogenannte Beizen, ist nicht erlaubt. Das Projekt wurde gut vorbereitet und von Anfang an unter Einbeziehung mehrerer Forschungsfelder begleitet.

«Die Umstellung auf den getreidefreien Getreideanbau schaffen wir dank einer intensiven Zusammenarbeit», erklärt Christian Städeli, Leiter der Getreideforschung und Forschung bei der FFB-Group. Zusammen mit Migros, der ETH Zürich, HAFL (Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften) und IP-Suisse konnte dank langjährigen Vorarbeiten und Praxisversuchen festgestellt werden, dass sowohl Qualität als auch Liefersicherheit gewährleistet werden. 

Weizen auf einem Weizenfeld
Beim pestizidfreien Getreideanbau werden weder Fungizide noch Insektizide, Herbizide oder Wachstumsregulatoren eingesetzt. Dies bedeutet für die Bauern Mehraufwand: Unkräuter werden von Hand oder mittels Striegel beseitigt.© Matthieu Spohn, Jorma Mueller

Bereits 2017 prüfte die FFB-Group gemeinsam mit der ETH Zürich die Konsequenzen des pestizidfreien Anbaus anhand eines agronomischen Modells. 2018 startete der auf drei Jahre angesetzte Praxisversuch, den die FFB-Group gemeinsam mit IP Suisse und der HAFL lancierte. Seit 2019 beleuchtet ein Postdoc wiederum in Zusammenarbeit mit der ETH per Befragung von mehreren tausend Landwirten die nötigen Rahmenbedingungen. Das Ziel der Forschung, das Projekt «Pestizidfreier Anbau» auf einer objektiven Datenbasis aufbauen zu können, ist nun erreicht. Dabei wurde umfassend und präzise analysiert, wie sich die Schritte hin zu einem pestizidfreien Weizenanbau auf die Unkrautbekämpfung und -vermeidung, auf den Düngereinsatz, auf Erträge und Deckungsbeiträge auswirken.

Robuste Sorten sind gesucht

Auch die Getreidezucht ist gefordert: «Der pestizidfreie Anbau hat natürlich Einfluss auf die Getreidezucht. Wir schauen vermehrt, resistente, robuste Sorten zu züchten. Aber wir untersuchen zum Beispiel auch, welche Kombination von unterschiedlichen Weizensorten, die sich auf dem Feld gegenseitig im Wachstum unterstützen, sinnvoll ist. Das ist sehr vielversprechend», erklärt Christian Städeli. Jeder Landwirt muss zudem schauen, welche Fruchtfolgen sich auf seinem Land eignen. Ertragseinbussen durch Herbizidverzicht versuchen die Landwirte, durch nachhaltige Vorgehensweisen gering zu halten.

Insgesamt ist das Projekt auch zeitlich auf gutem Weg: Mit der Ernte 2023 konnten wie vertraglich vereinbart bereits 60% der Mengen der Migros in dieser Qualität angebaut werden, was ein grosser Erfolg ist. Über die Ernte 2024 kann zurzeit noch keine qualifizierte Aussage gemacht werden. Die Aussaatmengen werden Ende Februar 2024 verfügbar sein. Die definitiven Mengen, je nach Wetterbedingungen, nach der Ernte 2024 Mitte Juli.  

IP-SUISSE: Im Dienste der Natur

IP-SUISSE wurde vor fast 30 Jahren gegründet. Die «Schweizerische Vereinigung integriert produzierender Bauern und Bäuerinnen» gehört heute zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Produzenten- und Vertriebsorganisationen in der Schweiz. Die rund 18 500 IP-Suisse-Bäuerinnen und -Bauern produzieren auf ihren Betrieben umweltschonend und tiergerecht Lebensmittel für den täglichen Bedarf.

IP-SUISSE legt die Richtlinien für die nachhaltige Labelproduktion fest, entwickelt und definiert Massnahmenprogramme für deren Einhaltung auf den Bauernhöfen und lässt diese durch unabhängige Institutionen kontrollieren.

Die Migros setzt sich zusammen mit IP-SUISSE für den komplett pestizidfreien Weizenanbau ein. 2024 sollen 85000 Tonnen Weizen vollumfänglich pestizidfrei produziert werden. 

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