
Renaturierung
Zurück zur Natur
Auen sind so etwas wie die Regenwälder der Schweiz. Das Beispiel Bever GR zeigt, was eine Renaturierung bringt. Dazu stellen wir dir vier Ausflugsziele vor.
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Artenvielfalt
Sie sind die wichtigsten Blütenbestäuber: Wildbienen. Ohne sie gäbe es viele Früchte nicht. Warum die Tiere bedroht sind und wie wir helfen können, verrät Expertin Antonia Zurbuchen.
Antonia Zurbuchen: Es gibt Grund zur Sorge. Immer mehr Wildbienen fehlt es an Nahrung und Lebensraum. Circa 45 Prozent der Arten sind deswegen gefährdet, wie die Rote Liste im letzten Jahr ebenfalls vermeldet hat.
Den Bienen fehlt es an Nahrung und Lebensraum. Unsere Landschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Wiesen sind verschwunden, Böden wurden versiegelt, was ein Problem für im Boden nistende Arten darstellt.
Sie leisten einen Grossteil der Bestäubungsarbeit und tragen so zur biologischen Vielfalt bei – auch auf unseren Tellern. Geht das Bienensterben so weiter, haben wir deutlich weniger Früchte und Beeren, seien es Äpfel, Birnen, Kirschen oder Erdbeeren, Himbeeren und Blaubeeren.
Sie sind ebenfalls wertvolle Bestäuber, können aber die Arbeit von Wildbienen nicht ersetzen. Viele Pflanzen werden nur von darauf spezialisierten Wildbienen angeflogen. Nehmen wir Tomatenblüten: Deren Pollen lässt sich nur durch Schütteln gewinnen – das schafft keine Honigbiene, grosse Wildbienenarten wie die Hummel schon. Zudem sind viele Wildbienen effizientere Bestäuber.
Weil einige beispielsweise den Pollen trocken sammeln und nicht mit Speichel an ihrem Körper ankleben wie die Honigbienen. Dadurch verlieren sie mehr Pollen beim nächsten Blütenbesuch und sorgen so für mehr Bestäubung.
Wir haben eine sehr hohe Honigbienendichte in der Schweiz. Insofern ist die Art nicht gefährdet. Aber sie kommt nur noch in der Obhut der Imker und Imkerinnen vor und nicht mehr wildlebend. Eingeschleppte Milben und Bienenkrankheiten machen ihr zu schaffen, aber auch der Einsatz von Pestiziden.
Auf der Blüte, bei der Nahrungssuche, gibt es gelegentlich ein Rencontre. Dort wird aber mehr geschubst als gestochen. Meistens vertreiben die Grossen die Kleinen. Aggressiver geht es in Nestnähe zu…
Weil Bienen viel Arbeit in den Nachwuchs investieren. Sobald eine fremde Biene oder ein Parasit an oder in ihr Nest kommt, beisst oder sticht eine Wildbiene.
Gegenüber uns Menschen sind sie sogar deutlich friedfertiger, weil wir ihnen keine Nahrungsvorräte klauen.
Gut 600. Sie sehen sehr verschieden aus. Es gibt grosse und kleine Arten, kahle und pelzige, schlanke und pummelige, rote, schwarze, gelbe oder schillernde.
Nein, viele Arten unterscheiden sich durch winzige Details, dafür braucht man ein Binokular. Gut an ihrer schwarz-roten Färbung und den Hörnchen ist aber zum Beispiel die Gehörnte Mauerbiene zu erkennen. Sie ist fast überall in der Schweiz anzutreffen.
Ihre Individualität! Für meine Doktorarbeit habe ich Wildbienen markiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass ihr Orientierungssinn unterschiedlich gut ausgeprägt ist. Einige Individuen hatten ständig Mühe, ihr Nest wiederzufinden.
Zehn bis 50 Mal, um einen einzigen Nachkommen mit genug Pollen und Nektar zu versorgen. In blütenreichen Gegenden muss sie weniger weit fliegen, was ihr die Arbeit stark erleichtert. Zudem hängt die Zahl der Pollenflüge von den Haarbürsten an den Hinterbeinen oder am Bauch ab, in denen sie den Pollen transportiert. Je grösser die Bürsten, desto mehr Pollen bleibt hängen – desto weniger Flüge sind nötig.
Die Vielfalt der Wildbienen, ihre faszinierenden Lebensweisen und Bedürfnisse. In der Umgebung der Kurs-Orte begutachten wir ihre Lebensräume und diskutieren, wie diese verbessert werden können. Stimmt das Wetter, beobachten wir auch Wildbienen.
Das Nahrungsangebot erhöhen! Wir müssen erhalten, was an artenreichen Lebensräumen noch vorhanden ist: Wiesen, Magerweiden, Brachen, Kräutersäume. Gleichzeitig muss die Landwirtschaft den Einsatz von Pestiziden reduzieren und neue Lebensräume schaffen. Das Gleiche gilt auch für den Siedlungsraum.
Indem wir Wildblumen anpflanzen, zum Beispiel in Töpfen auf dem Balkon. Wer einen Garten hat, kann zudem Kleinstrukturen zum Nisten schaffen: besonnte Totholzhaufen anlegen und markhaltige Pflanzenstängel stehen lassen. Besonders wichtig sind offene Bodenstellen, weil über die Hälfte aller Wildbienen im Boden nistet.
Sie helfen, Menschen für den Bienenschutz zu sensibilisieren. Ansonsten locken Bienenhotels nur wenige und eher verbreitete Arten an. Viel wichtiger ist ein gutes Nahrungsangebot im Garten oder auf dem Balkon. Was nützt das beste Hotel, ohne Restaurant in der Nähe?
Artenvielfalt fördern: Das schaffen wir nicht allein. Mach jetzt mit und schütze gemeinsam mit uns die Artenvielfalt in der Schweiz!