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Goldschmuck als Wertanlage in einem Bankschliessfach

Migros Bank

Lässt sich auch 2025 viel Geld mit Gold verdienen?

Im Januar wird Donald Trump US-Präsident. Was bedeutet das für die Wirtschaft? Sacha Marienberg, Leiter Investment Office der Migros Bank, wagt einen Blick ins nächste Jahr.

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Jörg Marquardt
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Getty Images/iStockphoto
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Interview

Im Januar wird Donald Trump wieder US-Präsident. Was bedeutet dies aus ­Investmentsicht?

Ich erwarte keine radikale ­Veränderung. Trump wird sich darum bemühen, die ohnehin gut laufende US-Konjunktur weiter anzukurbeln – und damit auch die Aktienmärkte.


Wie will er das ­hinbekommen?

Durch Steuersenkungen sowie den Abbau von Bürokratie und staatlichen Vorschriften. Damit sollen Firmen in den USA entlastet werden. Schon in seiner ersten Präsidentschaft hat Trump ein ähnliches Bündel an Massnahmen geschnürt. Davon profitierten vor allem amerikanische Aktien.


Muss sich die Schweizer Wirtschaft Sorgen machen?

Bezogen auf die «America first»-Strategie der USA, ja. Die angedrohten Zölle werden Schweizer Firmen schaden. Anders sieht es aus, wenn nach dem Schweizer Aktienmarkt gefragt wird. Grosse börsenkotierte Unternehmen wie Nestlé, Novartis oder Roche könnten sogar profitieren, da sie über Produktionsstätten in den USA verfügen, wohingegen kleinere Unternehmen mit Produktion in der Schweiz darunter leiden dürften.


Wann sehen wir den Trump-Effekt an den Aktienmärkten?

Den haben wir bereits gesehen. Die Aktienmärkte sind seit seiner Wiederwahl kräftig gestiegen. Die angekündigten Steuererleichterungen für Unternehmen und Private unterstützen die Investitionen und den Konsum. Davon dürfte der Aktienmarkt, insbesondere in den USA, auch nächstes Jahr profitieren.


Welchen Sektoren nützt Trumps Politik?

Finanzdienstleister wie grosse Banken, die Erdölindustrie und die Rohstoffbranche profitieren von Deregulierungen. Das Gleiche gilt für kleinere Unternehmen, die unter der bürokratischen Belastung leiden. In der Energiepolitik wird Trump die graue Energieerzeugung der grünen vorziehen.


Welche Gefahren birgt Trumps Wirtschaftspolitik?

Trump hat hohe Importzölle von bis zu 60 Prozent angedroht, speziell auf chinesische Produkte. Sollte er seine ­Drohung wahr machen, ist mit Gegenzöllen zu rechnen. Solche Handelskonflikte verunsichern die Märkte und ziehen eine Teuerung nach sich. Aktuell gehen wir jedoch davon aus, dass ein Handelskrieg mittels Verhandlungen abgewendet werden kann.

Letztlich hat die Geldpolitik der US-­Notenbank Fed einen grösseren Einfluss auf die Aktienmärkte als die Politik Trumps.

Sacha Marienberg, Leiter Investment Office der Migros Bank

Die letzte Teuerungswelle scheint ausgestanden, die Zinsen fallen auf breiter Front. Ein gutes Zeichen?

Ja, denn dadurch entsteht ein Anreiz für Unternehmen zu investieren. Auf Eis gelegte Projekte werden umgesetzt, da die Finanzierung wieder attraktiv ist. Dies ist üblicherweise ein gutes Umfeld für die Aktienmärkte.


Rechnen Sie mit weiteren Zinssenkungen?

Ja. Unser Augenmerk liegt vor allem auf der Fed, der Notenbank der USA. Entscheidend ist das Tempo der Zinsschritte: Die Absenkung darf nicht zu schnell erfolgen, um keine Inflation ­entstehen zu lassen, aber auch nicht zu langsam, um keine ­Rezession auszulösen. Letztlich hat die Geldpolitik der Notenbanken einen grösseren Einfluss auf die Aktienmärkte als die Politik Trumps.


Immerhin hat der künftige US-Präsident dem Bitcoin einen neuen Höhenflug beschert. Soll man, wenn man genug Geld hat, in die Kryptowährung investieren?

Das hängt davon ab, wie stark man dem Versprechen Trumps traut, die Kryptobranche in den USA zu fördern. Während seiner ersten Präsidentschaft war er noch ein erbitterter Gegner von Kryptowährungen. Jetzt tritt er als glühender Fan auf. Ob es dabei bleibt? Wir wissen es nicht. Ich rate jedenfalls zur Vorsicht.


Ebenfalls ein grosser Hype ist rund um die Künstliche Intelligenz (KI) im Gang, wie die Kurssprünge des Chipherstellers Nvidia oder der Softwarefirma Palantir zeigen. Wird es so weitergehen?

Die Bewertungen von KI-Unternehmen sind enorm hoch. Nun muss sich zeigen, ob Geschäftsmodelle für KI-Anwendungen etabliert werden können, die die immensen Investitionen monetarisieren.


Kaum einen Einfluss auf das Börsengeschehen hatten bisher die Kriege in der ­Ukraine und im Nahen Osten. Wird das so bleiben?

Solange die Konflikte regional begrenzt bleiben, ja. Kurzzeitige Ausschläge sind aber jederzeit möglich. Anlegerinnen und Anleger sollten sich davon nicht nervös machen lassen und weiter investiert bleiben.


Mit einem Plus von 25 Prozent gehörte Gold zu den besten Anlageklassen im Jahr 2024. Hält die Hausse an?

Wir gehen davon aus, dass der Goldpreis 2025 auf hohem Niveau verharrt. Als der Anstieg 2022 begann, diente Gold vor allem als Krisen- und Inflationsschutz. Überraschend ist: Zuletzt hatten wir hohe Zinsen, was eigentlich gegen Gold spricht, das keinen Zins abwirft. Offenbar hat sich die Einstellung zum Gold gewandelt. Es wird heute zunehmend strategisch eingesetzt, um das eigene Portfolio zu diversifizieren.


In eine ganz andere Richtung entwickelt sich der Euro. Was bedeutet die aktuelle Talfahrt der Gemeinschaftswährung für Schweizer Anlegerinnen und Anleger?

Aktuell läuft es in der Eurozone und vor allem in Deutschland wirtschaftlich und politisch nicht rund. Die schlechte Verfassung des wichtigsten Handelspartners bedeutet nichts Gutes für die Schweiz. Wichtiger als die Wechselkurse sind jedoch eine globale Diversifizierung der Anlagen und das Festhalten an der definierten Strategie – auch in turbulenten Zeiten.

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