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Jemand reiht frisch gegossene Goldbarren unterschiedlicher Grössen auf.

Migros Bank

Wie wird das Börsenjahr 2026?

Platzt die KI-Blase, steigt der Goldpreis noch höher, und welche Schweizer Aktien sind interessant? Im Interview wagt Sacha Marienberg, Leiter Investment Office der Migros Bank, eine Prognose fürs 2026.

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Jörg Marquardt
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Sacha Marienberg, viele Banken und Finanzanalysten erwarten ein starkes Börsenjahr 2026. Sie auch?
Absolut. Die Voraussetzungen dafür sind günstig.

Woran denken Sie?
Zunächst an die USA, die Lokomotive der globalen Wirtschaft. Insbesondere die amerikanischen Unternehmen haben in diesem Jahr eindrückliche Gewinne erzielt. Diese Entwicklung dürfte 2026 anhalten. Ein weiterer Treiber sind die zu erwartenden Zinssenkungen der US-Notenbank. Diese begünstigen Investitionen und geben den Aktienmärkten einen Schub.

Hat die Zollpolitik von Donald Trump keinen Einfluss?
Politik und Wirtschaft haben akzeptiert, dass die Zölle im Handel mit den USA Bestand haben werden. Zumindest sind nun die Rahmenbedingungen klar. Daher glaube ich nicht, dass die Zölle die Konjunktur massgeblich eintrüben werden.

Was sind denn die politischen Treiber?
Auch hier geht der Blick zuerst in die USA: Mit dem Abbau von Bürokratie und Steuersenkungen entlastet die Trump-Regierung Unternehmen und kurbelt den Konsum an. In Europa werden Milliarden in die öffentliche Infrastruktur investiert, besonders in Deutschland. Dies wird die Wirtschaft beleben.

Wie könnten Schweizer Anlegerinnen und Anleger von einer allfälligen Börsenrallye profitieren?
Ein starker Anstieg der Kurse sollte kein Anreiz für ein Engagement an den Finanzmärkten sein. Es drohen überhastete Entscheidungen. Wichtiger ist es, überhaupt an der Börse zu investieren. In den USA besitzen 55 Prozent der Haushalte Aktien. In der Schweiz nur 17,6 Prozent. Das heisst, nur eine Minderheit hat von den Kursgewinnen der letzten Jahre profitiert.

Mit welchen Störfaktoren ist 2026 zu rechnen, geopo­litisch und wirtschaftlich?
Der grösste Störfaktor ist aus unserer Sicht die fortschreitende Blockbildung zwischen den USA auf der einen Seite und China auf der anderen Seite. Europa muss sich im Kampf um Rohstoffe, die Sicherung von Lieferketten und die geopo­li­tische Einflussnahme neu ­posi­tionieren.

Der Goldpreis hat 2025 neue Rekordstände erreicht. Geht das so weiter?
Für den Anstieg sind vor allem die Zentralbanken verantwortlich. Sie kaufen Gold im grossen Stil als Reservewährung – eine Reaktion auf die Sperrung von russischen Vermögenswerten im Rahmen von westlichen Sank­tionen. Länder wie China oder Indien wollen so handlungsfähig bleiben. Die Nachfrage nach Gold bleibt weiter hoch, auch bei Kleinanlegern.

Wichtig ist, dass man generell an der Börse investiert, um von Kursgewinnen zu profitieren.

Sacha Marienberg, Leiter Investment Office der Migros Bank

Also jetzt noch Gold kaufen?
Ja, aber nur als Beimischung zum Anlageportfolio. Wir empfehlen unserer Kundschaft einen Goldanteil von 3 bis 5 Prozent, um das Portfolio zu diversifizieren.

Der Leitzins der Schwei­zerischen Nationalbank (SNB) beträgt derzeit 0 Prozent. Drohen Negativzinsen?
Der Leitzins dürfte vorerst bei null bleiben. SNB-Präsident Martin Schlegel hat mehrfach erklärt, dass er eine Wieder­einführung von Negativzinsen im Notfall zwar nicht ausschliesst, aber die Hürden ­da­für als hoch ansieht.

Immer häufiger wird vor einer KI-Blase und fallenden Techkursen gewarnt. Wie gross ist die Gefahr?
Die Bewertung von Unternehmen im Bereich künstlicher Intelligenz ist tatsächlich hoch. Aber von einem Blasenstadium kann derzeit nicht die Rede sein.

Trotzdem wecken der rasante Aufbau von KI-In­frastruktur und die hohen Bewertungen düstere Er­innerungen an die Dotcom-Krise um 2001 …
Der Vergleich hinkt. Als die Dotcom-Blase platzte, waren Unternehmen darunter, die noch nie einen Franken verdient hatten. Dagegen sind die heu­tigen KI-Unternehmen hochprofitabel, wie das Beispiel Nvidia zeigt. Die Prognosen legen nahe, dass sie auch 2026 hohe Gewinne einfahren. Aber die Wirtschaftlichkeit der enormen KI-Inves­titionen muss sich erst noch zeigen.

Die aggressive Zollpolitik der USA hat 2025 für Unruhe an den Kapitalmärkten gesorgt. Kehrt 2026 wieder mehr Ruhe ein?
Trump bleibt unberechenbar. Immerhin: Ein globaler Handelskrieg scheint vorerst abgewendet. Trotzdem sitzen die USA – mit Ausnahme von China – am längeren Hebel. Der ame­rikanische Absatzmarkt ist für die Unternehmen einfach zu wichtig.

Der jüngste Zolldeal sieht vor, dass Schweizer Unternehmen 200 Milliarden Dollar in den USA investieren, ins­besondere die Pharmain­dustrie. Welche Risiken sehen Sie?
Der US-Markt ist für Roche und Novartis der mit Abstand wichtigste und profitabelste. Mit den Investitionen werden sie ihre Marktanteile dort verteidigen können, jedoch auf Kosten gut bezahlter Arbeitsplätze in der Schweiz.

Welche Sektoren könnten an der Börse 2026 spannend werden?
Ich sehe viel Entwicklungs­potenzial bei Schweizer Titeln, auch wenn die Exportwirtschaft unter dem starken Franken leidet. Baunahe Schweizer Unternehmen dürften von den grossen Infra­strukturprojekten in Europa profitieren. Zudem verfügt unser Land über zahl­reiche Weltmarktführer in Nischenmärkten mit einem margenstarken Servicegeschäft.

Zu guter Letzt: Wie geht es mit Kryptowährungen wie dem Bitcoin weiter?
Zuletzt hatte der Bitcoin fast 30 Prozent Wertverlust seit dem Rekordhoch. Mit solchen Schwankungen ist auch künftig zu rechnen. Die Nachfrage nach Bitcoin ist eine Kombi­nation aus schwindendem Vertrauen in das herkömmliche Geldsystem und reiner Spe­kulation.

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