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Stillbild aus einem Migros Oster-Werbespot: Vater Beat mit seiner Tochter Lea beim Einkauf in der Migros.

Interview

«Ich spiele Beat auch nach vier Jahren immer noch gerne»

Der alleinerziehende Vater Beat amüsiert in der Migros-Werbung mit seiner liebenswürdigen Tollpatschigkeit. Schauspieler Sebastian Krähenbühl über Vor- und Nachteile seiner Bekanntheit und warum er weder Mandarinlisuppe noch Oktopus isst.

Text
Kian Ramezani
Bild
Timon Schäppi
Datum
Format
Interview

Man hört, Sie werden auf der Strasse erkannt. Was sagen denn die Leute?

Manche winken wie wild, die meisten schauen mich einfach an. Oder sie fragen: «Sind Sie der von der Migros-Werbung?» Dann sage ich: «Ja, der bin ich» und das wars dann. Also alles unaufgeregt. Teenager wollen manchmal ein Selfie mit mir machen. Es passieren aber auch lustige Sachen.

Zum Beispiel?

Einmal spendierte mir ein Kellner im Speisewagen einen Gutschein, weil er mich für einen Stammkunden hielt. Dabei hatte er mich einfach wiedererkannt, ohne zu wissen, woher. Einmal war ich in den Bergen und wusste nicht, wohin mit dem Abfall, da sprach mich jemand an: «Ich kenne Sie doch, geben Sie mir das mit, ich entsorge das.» Oder diesen Winter vergass ich im Zug meine Kappe und erhielt wenig später auf Social Media eine Nachricht, sie sei gefunden worden. Offensichtlich hat mich jemand erkannt.

Stolz, so bekannt zu sein?

Ich würde eher sagen, es ist mit solch kleinen Annehmlichkeiten verbunden. Auch als ich 2023 von Zürich in die kleine Aargauer Gemeinde Kaiserstuhl umzog, wussten dort schon alle, wer ich bin.

Wie viel Beat steckt denn in Sebastian Krähenbühl?

Dieser Beat hat etwas liebenswürdig Trotteliges an sich. Kürzlich sagte mir ein Bekannter, ganz so schlimm sei ich nicht im wahren Leben (lacht). Die langweilige Antwort ist natürlich: Ich spiele eine Rolle, die Beat heisst.

Was machen Sie eigentlich, wenn Sie nicht gerade den Beat spielen?

Ich bin Schauspieler, und das sehr gerne. Ich spiele Komödien, ernste Stücke und mit viel Freude auch in Filmen. Ich schreibe auch meine eigenen Stücke, die dann meistens etwas schräg sind. Ich erzähle einfach gerne Geschichten. Früher habe ich getanzt. Ich fühle mich in vielen Genres wohl und bin ganz froh, mehrere Standbeine zu haben.

Was sind die Unterschiede zwischen TV-Werbung und Bühne?

Auf der Bühne hat man einen Versuch, und der muss sitzen. Man ist zu hundert Prozent im Moment, ein Fehler ist ein Fehler. In der Werbung kann man beliebig oft wiederholen, bis es perfekt ist. Ohnehin passiert das meiste nachher im Schnitt. Dafür hat man im TV kein Publikum, das heisst, man hat es schon, aber man sieht und erlebt es nicht – bis es einen auf der Strasse anspricht (lacht). Auf der Bühne spüre ich sofort, wie das Stück ankommt.

Beat ist ein sehr gmögiger Charakter. Können Sie auch Bösewichte spielen?

Ja, und das macht mir Spass. Leider bekomme ich solche Rollen eher im Ausland angeboten. Im neuen Zürich-Krimi spiele ich einen mühsamen Polizisten, vor ein paar Jahren in Österreich war ich ein übergriffiger Dirigent.

Haben Sie Angst, zum «ewigen Beat» zu werden und in der Schweiz weniger Rollen angeboten zu bekommen?

Nein, dafür gehen diese Rollen zu schnell wieder vergessen. Früher machte ich mir solche Gedanken. Als ich frisch von der Schauspielschule kam, wollte man mich für die SRF-Sitcom «Mannezimmer» casten. Ich wollte das nicht, genau aus Angst, ich würde dann auf ewig mit dieser Rolle identifiziert werden. Heute sehe ich das viel entspannter. Ich spiele Beat auch nach vier Jahren immer noch gerne. Zuvor hatte ich nur wenig Werbung gemacht, lustigerweise zweimal für die Migros.

Entwickelt sich Beat weiter?

Das habe ich mir auch schon überlegt. Beat als Figur lebt davon, dass er stets ähnliche Reaktionsmuster zeigt.

Taucht irgendwann doch noch Leas Mutter auf?

Ich weiss es nicht und entscheide es auch nicht. Vielleicht wäre es auch zu viel.

Was oder wen schauen Sie selbst gerne?

(Überlegt) Mir ist Humor sehr wichtig und eigentlich mag ich es gerne auch ein bisschen schräg ...

… also eher Monty Python als Emil Steinberger?

Ja, das könnte man so sagen. Wobei Emil das sehr gut macht. Jetzt muss ich aufpassen, was ich sage (lacht). Bisweilen finde ich Comedy in der Schweiz etwas anbiedernd. Mir fehlt da die Bösartigkeit. Im angelsächsischen Raum, aber auch in Österreich gelingt das besser.

Was schauen Sie denn aktuell?

Bis vor Kurzem die «Daily Show» mit Trevor Noah, weil er auch viel mit Sprache macht. Oder den Engländer Ricky Gervais, der sich erfrischend einen Dreck darum schert, wie ihn die Leute finden oder ob sich jemand durch seine Witze beleidigt fühlt.

Welches war der letzte Film, der Sie beeindruckt hat?

Ein Dokumentarfilm auf Netflix, «Mein Lehrer. Der Krake» über einen Mann, der eine Lebenskrise hat und dann beginnt zu tauchen. Er trifft einen Oktopus und begleitet ihn von da an. Ich tauche ein bisschen und auch mich hat die Begegnung mit einem Oktopus verändert: Ich ass ihn vorher sehr gerne, das kann ich seither nicht mehr.

Was essen und kochen Sie denn gerne?

Das sind so Phasen, zum Beispiel marokkanisch oder aktuell indisch bzw. parsisch (die Parsen sind Nachkommen persischer Einwanderer nach Indien, Anmerkung der Redaktion). Immer gerne Ossobuco, das machte ich zu Weihnachten. Ich trinke gerne Wein und stelle ihn auch selber her. Ich besitze einen kleinen Weinberg im Wallis, der pro Jahr 100 Flaschen Gamay abwirft.

Und wie stehen Sie zu Mandarinlisuppe, um die es in einem Ihrer bekanntesten Spots für die Migros ging?

Gibts bei mir nicht, Suppen sind allgemein nicht so mein Ding.

Porträtbild von Sebastian Krähenbühl
© Felix von Muralt

Zur Person

Sebastian Krähenbühl (49) stammt aus Birri AG und hat die Schauspielschule Zürich besucht. In der Migros-Werbung spielt er den alleinerziehenden Vater Beat, der mit seiner Tochter Lea allerlei Tücken des Alltags meistert. Im Gegensatz zur Werbung hat Krähenbühl im wahren Leben keine Kinder und wohnt in Kaiserstuhl AG.

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