«Ohne meine Kinder schaffe ich es nicht»

Was hat Sie dazu bewogen, mit 40 Jahren eine Berufsausbildung zu beginnen?

Ich heiratete, als ich 22 Jahre alt war, bevor ich mein Biologiestudium in Kanada abgeschlossen hatte. Ich bin dann schnell Mutter geworden und wollte eine Vollzeitmutter sein. Später zog unsere Familie in die Schweiz, und mein Mann und ich haben uns getrennt. Als meine Kinder gross genug waren, wollte ich einen Job finden. Aber ohne einen Abschluss ist das sehr schwierig. Immerhin konnte ich eine Stelle als Laborassistentin bei SQTS in Dietikon ZH ergattern. Später bot mir mein Arbeitgeber eine verkürzte Ausbildung zur vollwertigen Laborantin an. Ich habe nicht eine Sekunde gezögert. 

Werden Sie wie jeder andere Lernende bezahlt?

Ja. Ich bekomme aber finanzielle Unterstützung. Die Stadt Zürich hat mir ein Stipendium gegeben. Dadurch kann ich mich gerade so über Wasser halten. Extraausgaben liegen nicht drin, aber da die Situation absehbar ist, ist es machbar. 

Entspricht diese Ausbildung Ihren Erwartungen?

Ich war vom Niveau überrascht. Ich finde, wir sind gar nicht so weit von dem Bachelor entfernt, den ich angefangen hatte! Ich muss abends und am Wochenende viel lernen. Aber ich lerne gerne und kann mich auf meine beiden Kinder verlassen, die jetzt im Teenageralter sind. Sie gehen auch einkaufen, kochen und übernehmen einen Teil des Haushalts. Ohne sie würde ich es nicht schaffen. 

Was ist der Vorteil, wenn man als Lernende schon 40 Jahre alt ist?

Ich glaube, ich konzentriere mich bewusster auf das, was ich tue, als junge Menschen, die ganz am Anfang ihres Berufslebens stehen. Sie können noch leichter einen anderen Weg einschlagen. Ich nicht. Und da ich weiss, welche Nachteile es haben kann, eine Ausbildung abzubrechen, bin ich motivierter denn je.