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14 Fragen an einen Metzger
Marco Eisenlohr von Micarna erklärt, was er an seinem Beruf liebt und mit welchen Vorurteilen er zu kämpfen hat.
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Zum Frauentag am 8. März haben wir drei Frauen und drei Männer nach ihrer Meinung zu Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Gleichberechtigung gefragt. Fazit? Es hat noch viel Luft nach oben.
Wie organisieren Sie in Ihrer Familie Berufs- und Familienaufgaben?
Mein Mann und ich sind beide berufstätig und organisieren unser Berufs- wie Familienleben absolut gleichberechtigt. Wir haben keine klassische Trennung von Aufgaben, aber Planung braucht es natürlich schon.
Gab es in Ihrem Berufsleben Situationen, in denen Sie sich benachteiligt gefühlt haben?
Nein, nicht wirklich. Was aber auch für mich auffällig ist, dass ich in vielen Meetings die einzige Frau am Tisch bin. Dabei gibt es diverse Studien, die belegen, dass Unternehmen mit mehr Frauen in Führungspositionen eine bessere finanzielle Leistung erbringen. Aus meiner Sicht ist das logisch, da in diversen Teams mehr Perspektiven am Tisch sitzen, und das macht Entscheide immer besser und durchdachter.
Warum arbeiten Ihrer Meinung nach weniger Frauen als Männer in Führungspositionen?
Als Frau in einer Führungsposition braucht es einen Masterplan (sowie viele gute Freunde, Nachbarn, Familie und soziale Netzwerke), um Karriere, Familienorganisation und Kinder zu managen. Das ist anspruchsvoll und nicht für alle machbar. Und es fehlt teilweise an weiblichen Vorbildern und Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen.
Warum arbeiten Ihrer Meinung nach weniger Frauen als Männer in Führungspositionen?
Ich finde, dass die Erziehung in der Familie eine entscheidende Rolle spielt, da sie unseren Charakter und unsere Überzeugungen prägt. Mädchen müssen früh erfahren und sehen, dass ihnen alle Möglichkeiten offenstehen.
Was kann die Arbeitswelt tun?
Es ist wichtig, dass Arbeitgeber beispielhaft vorangehen und zeigen, dass sie allen Menschen die gleichen Chancen bieten. Ich selbst mache keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, und unser Team besteht hauptsächlich aus Frauen, obwohl wir uns in einer Branche bewegen, die als eher männerdominiert gilt.
Wie weit sind wir in der Schweiz bei der Gleichstellung der Geschlechter?
Aus meiner Sicht haben wir in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht. Es ist aber nicht alles perfekt. In traditionellen Männerberufen wie meinem müssen sich Frauen noch immer mehr anstrengen, um respektiert zu werden.
Wenn Sie einen Wunsch zum Frauentag frei hätten, wie würde er lauten?
Männer müssen Frauen mehr zuhören. Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, werden in der Öffentlichkeit zu oft nicht ernst genommen und beschämt statt beschützt.
Wurden Sie in Ihrem Berufsleben jemals aufgrund Ihres Geschlechts ungleich behandelt?
Nein, als Agronomin wurde ich nie ungleich behandelt. Im Gegenteil, es wurde stets auf Lohngleichheit geachtet. Bei meinem Arbeitgeber IP-Suisse konnten Männer wie Frauen bereits vor 15 Jahren mit kleinen Kindern Homeoffice machen.
Warum arbeiten Ihrer Meinung nach weniger Frauen als Männer in Führungspositionen?
Gerade in ländlichen Gebieten ist die Kinderbetreuung nicht überall gewährleistet. Man muss sich selbst organisieren, und das fällt dann meist den Müttern zu. Und es gibt Frauen, die es bevorzugen, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, und bewusst auf die Karriere verzichten.
Wenn Sie einen Wunsch zum Frauentag frei hätten, wie würde er lauten?
In der Schweiz ist schon sehr viel erreicht, aber es gibt noch Lücken bei den Löhnen und bei den Rollenbildern. Ich wünsche mir, dass wir möglichst bald nicht mehr über Gleichberechtigung sprechen müssen, weil sie selbstverständlich geworden ist.
Wie organisieren Sie in Ihrer Familie die Aufteilung von Berufs- und Familienaufgaben?
Meine Frau und ich arbeiten beide Teilzeit, wobei wir beide je einen Tag pro Woche mit unserem Sohn verbringen. Die restlichen Tage decken wir mit der Kita und der Unterstützung durch die Grosseltern ab.
Ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem ein Frauenthema?
Nein, Vereinbarkeit ist für Mütter und Väter gleichermassen eine grosse Herausforderung. Viele Männer möchten Teilzeit arbeiten und sich an Haushalt und Erziehung beteiligen, aber nicht alle Unternehmen bieten flexible Arbeitsmodelle.
Wurden Sie aufgrund Ihres Geschlechts jemals benachteiligt?
Nein, bisher noch nicht. Allerdings spüre ich als Mann den Druck der Unternehmen, in Führungspositionen ihre Quotenziele zu erreichen.
Finden Sie, dass in der Schweiz Frauen und Männer die gleichen Möglichkeiten und Rechte haben?
Aus meiner Sicht ist die Gleichstellung in der Theorie erreicht. In der Praxis sehe ich aber schon noch Unterschiede. Eine Frau verdient im Durchschnitt oft weniger als ein Mann für vergleichbare Arbeit.
Was ist heute einfacher – ein junger Mann oder eine junge Frau zu sein?
Beide Geschlechter haben ihre Probleme: Die Gesellschaft erwartet von Männern noch immer Stärke und Durchsetzungskraft. Wenn es Männern schlecht geht, ist es für sie schwieriger, Unterstützung zu bekommen. Frauen sind jedoch einer grösseren Gefahr ausgesetzt, belästigt zu werden.
Ist Gleichberechtigung in Ihrem persönlichen Umfeld ein Thema?
In meinem Umfeld nicht, nein.
Welches Familienmodell möchten Sie später leben?
Ich stelle mir vor, dass ich und meine Partnerin beide 60 Prozent arbeiten und wir uns abwechselnd um unsere Kinder kümmern.
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