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Migros Online-Chefin Katrin Tschannen im neuen Logistikzentrum in Regensdorf

Migros Online

«Schon bald wird sich unser Sortiment verdoppeln»

Seit fünf Jahren ist Katrin Tschannen Chefin von Migros Online. Sie redet mit uns über ihre Erinnerungen an Corona, die Zukunft des Einkaufens und Roboterhunde, die Waren ausliefern.

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Michael West
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Gabi Vogt
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Interview

Wann haben Sie das letzte Mal etwas bei Migros Online bestellt?
Ich nutze unseren Online-Supermarkt mindestens einmal pro Woche – die letzte Bestellung habe ich gestern gemacht.

Und was haben Sie gekauft?
Zutaten für Menüs, die meine zwölfjährigen Zwillingssöhne kochen wollen: Der eine möchte Hörnli mit Gehacktem machen, der andere Tofu mit Panko-Panade. Die beiden haben in der Schule Hauswirtschaftsunterricht und stehen gerade richtig gerne in der Küche.

Kaufen Sie als Migros-Online-Chefin überhaupt noch in herkömmlichen Supermärkten ein?
Ja, klar – ich bin in dieser Hinsicht so wie die allermeisten unserer Kundinnen und Kunden. Umfragen haben uns gezeigt, dass fast niemand nur online einkauft; fast alle nutzen parallel auch traditionelle Läden. Das Sortiment von Migros Online ist zwar gross, aber gerade bei Non-Food-Produkten hat man in einer herkömmlichen Migros noch immer die grössere Auswahl. Ich habe mir zum Beispiel kürzlich in der Filiale am Limmatplatz einen Pyjama gekauft.

Migros Online baut gerade in Regensdorf ZH ein neues Logistikzentrum. Wird diese Anlage ein grösseres Sortiment ermöglichen?
Wenn dieses Zentrum nach Ostern 2026 in Betrieb geht, können wir unser Sortiment schrittweise fast verdoppeln – von 12 000 auf 20 000 Produkte. Wir haben dann zum Beispiel ein viel grösseres Angebot an Küchenutensilien und Spielsachen. Auf einer Fläche von über fünf Fussballfeldern werden wir Produkte in vier verschiedenen Temperaturzonen für den Transport vorbereiten – von minus 20 Grad bis zu Zimmertemperatur. 400 Leute werden dort arbeiten.

Kann dieses Zentrum auch die Lieferzeiten abkürzen?
Ja, denn unsere drei bestehenden Lager sind stark ausgelastet, deswegen gibt es für den nächsten Tag oft keine Lieferfenster. In Zukunft soll die Bestellung schon am Folgetag ankommen, in der Stadt Zürich teilweise schon am gleichen Tag.

Die Auslieferung der bestellten Produkte übernimmt weiterhin die Post. Warum bauen Sie nicht eine eigene Flotte aus Lieferautos auf?
Momentan ist keine solche Flotte geplant, dies ist aber in Zukunft durchaus denkbar. Für die Post spricht ihre sehr leistungsfähige Logistik – sie beliefert selbst die abgelegensten Orte in der Schweiz. Ich habe mal auf einem Zeltplatz in Pontresina etwas bei Migros Online bestellt, und die Produkte kamen pünktlich bei mir an. Auch ökologische Gründe sprechen für die Post: Bis 2030 will sie nur noch elektrische Lieferwagen einsetzen.

In Regensdorf haben wir kürzlich drei Tage lang zwei Roboterhunde getestet, die Waren zu ausgewählten Adressen brachten.

Katrin Tschannen, Chefin von Migros Online

Apropos Nachhaltigkeit: Wie umweltfreundlich ist es, im Online-Supermarkt einzukaufen?
Durch Online-Bestellungen lassen sich Warentransporte bündeln und Autofahrten vermeiden. Auch sonst tun wir viel für die Umwelt: So hat das neue Logistikzentrum eine riesige Solaranlage – bei gutem Wetter können wir auf externen Strom verzichten. Wir brauchen dort auch kein Heizöl, weil wir die Abwärme von Kühlgeräten nutzen. Hinzu kommen unsere wiederverwendbaren Verpackungen, zum Beispiel die neu entwickelten Kühlboxen.

Migros Online ist der führende Schweizer Online-Supermarkt. Wird das auch in fünf Jahren noch so sein?
Da bin ich mir sicher. Es kann zwar sein, dass wir nächstes Jahr zeitweise auf den zweiten Platz zurückfallen. Aber sobald das neue Logistikzentrum voll in Betrieb ist, stehen wir wieder an der Spitze. Wir haben grosse Trümpfe wie etwa kostengünstige Lieferabos oder die Integration von Migros Online in die Migros-App, die letztes Jahr zur beliebtesten Schweizer App gewählt wurde. Auch unser Sortiment ist einmalig – sehr viele Migros-Produkte, ausgewählte Markenartikel und die Weine von Denner.

Der E-Commerce gilt als männlich dominierte Branche. Ist das für Sie als Chefin manchmal ein Hindernis?
Nein. Ich empfinde den Online-Handel auch nicht als ruppig, sondern als sachlich und lösungsorientiert. Man will Produkte von A nach B bringen, das steht im Vordergrund. Heute arbeiten mehr Frauen in unserer Branche, und jede wirkt bewusst oder unbewusst als Vorbild. Wir haben zum Beispiel bei Migros Online eine IT-Chefin, und darum bewerben sich nun mehr Informatikerinnen.

Ein Blick zurück: Als Sie Chefin von Migros Online wurden, standen wir kurz vor dem ersten Corona-Lockdown. Wie haben Sie damals Ihren Start erlebt?
Alle unsere Lieferslots waren hoffnungslos überbucht – es war, als würde man in einem Dampfkochtopf arbeiten. Wir haben den Druck aber gemeinsam ausgehalten und in nur drei Monaten in Pratteln ein neues Lager aus dem Boden gestampft. Es war eine extreme Zeit, und ich bin stolz auf die enorme Teamleistung, die wir damals erbracht haben.

Und jetzt ein Blick voraus: Wie werden wir in Zukunft einkaufen?
Wir sehen Trends, die vor allem die Auslieferung betreffen. Doch sie unterscheiden sich je nach Weltregion. In der Türkei oder Indien werden zum Beispiel die Lieferzeiten immer weiter abgekürzt: Heerscharen von Motorradboten bringen die Waren teilweise innerhalb von 30 Minuten zu den Kunden. Das ist aber ein Service, der nur in Ländern mit tiefen Löhnen funktioniert. In Frankreich boomen gerade Pick-Up-Stationen: Man fährt mit dem Auto zu einem Abholpunkt; dort packen Helferinnen und Helfer die online bestellten Produkte in den Kofferraum. LeShop.ch, die Vorgängerfirma von Migros Online, hat bereits mit solchen Abholstationen experimentiert. In der Schweiz waren sie aber weniger gefragt.

Welcher Zukunftstrend würde denn besser zur Schweiz passen?
In Kalifornien setzt man stark auf autonom fahrende Elektroautos, die Bestellungen ausliefern. Solche Lösungen könnten sich regional auch bei uns durchsetzen. In Regensdorf haben wir kürzlich drei Tage lang zwei Roboterhunde getestet, die Waren zu ausgewählten Adressen brachten. Das hat technisch gut funktioniert, und den Kundinnen und Kunden hat das Experiment auch Spass gemacht.

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