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Frauenfüsse auf einer Personenwaage

Gegen Übergewicht

Kann ich mich bald schlank kauen?

Ein Kaugummi mit Nahrungsfasern soll beim Abnehmen helfen. Erfinderin Maria Luisa Balmer erklärt, wie das gehen soll und was die Migros damit zu tun hat.

Text
Barbara Scherer
Datum
Format
Interview

Frau Balmer, kann ich den schlank machenden «FibreGum» schon in der Migros kaufen?

Leider nein. Noch gibt es den Kaugummi in ­keinem Migros-Regal. Wir testen ihn zurzeit in ­einer Studie mit übergewichtigen Kindern in ­Zusammenarbeit mit dem Kinderspital Bern. Ziel ist es aber, dass der Kaugummi in den kommenden Jahren in den Verkauf kommt, auch in der Migros.

Und sobald es ihn gibt, kann ich mich damit schlank kauen …

Der «FibreGum» ist kein Wundermittel, mit dem man 10 bis 20 Kilogramm abnehmen kann. Er ersetzt keine ausge­wogene Ernährung und genügend körperliche Bewegung. Vielmehr stellt der Kaugummi eine Ergänzung zu herkömmlichen Abnehmmethoden dar. Unsere Hoffnung ist, dass er die Darmflora nachhaltig verändert.

Wie funktioniert das?

Durch lösliche Nahrungsfasern im Kaugummi. Das sind natürliche Fasern, wie wir sie in Gemüse und Hülsenfrüchten finden. Sie dienen wichtigen Darmbakte­rien als Nahrung. Krankhaft übergewichtige Menschen haben oft weniger von gewissen Bakterien, die sich von solchen Nahrungsfasern ­ernähren. Durch die vermehrte Aufnahme dieser Fasern wachsen diese Bakterienstränge wieder nach. Da setzt der «FibreGum» an.

Und diese Bakterien machen schlank?

Nicht die Bakterien selbst, sondern die Nebenprodukte, die entstehen, wenn sie Nahrungsfasern verdauen. Dazu gehören zum Beispiel kurzkettige Fettsäuren. Diese regulieren den Appetit. Einfach gesagt: Wer mehr solche Fettsäuren im ­System hat, ist schneller satt und isst weniger. Aber es geht nicht nur um die Gewichtsreduk­tion.

Sondern?

Um die Komplikationen, die mit Übergewicht einhergehen, etwa Diabetes und Bluthochdruck. Ausgehend von bestehenden Studien gehen wir davon aus, dass die richtigen Darmbakterien auch die Fettverbrennung ­sowie den Zuckerstoffwechsel im Körper an­regen. Das kann Diabetes vorbeugen.

Also eigentlich könnte ich auch einfach mehr Gemüse essen …

Absolut. Allerdings ist der «FirbeGum» länger im Mundraum und regt möglicherweise auch dort günstige Bakterien an. Diese produzieren bereits im Mund wichtige Stoffwechselprodukte, die durch die Schleimhäute in den Blutkreislauf gelangen und direkt zu wichtigen Organen transportiert werden. Zudem hilft der Kaugummi wahrscheinlich auch dabei, dass die Personen weniger häufig zu Snacks greifen.

Schmeckt der Kaugummi also nach Gemüse?

(Lacht) Nein. Der «FibreGum» ist nicht unterscheidbar von anderen Kaugummis. Er ist weiss und schmeckt nach Pfefferminze.

Stellen Sie den Kaugummi selber her?

Nein, wir haben den Kaugummi in Zusammenarbeit mit dem Migros-Betrieb Delica entwickelt. Sie stellt ihn auch her. 

Warum wird der Kaugummi nur an Kindern getestet?

Einfach gesagt: Weil wir irgendwo anfangen mussten mit der Studie. Da viele übergewichtige Erwachsene berichten, dass sie bereits als Kind Gewichtsprobleme hatten, macht es Sinn bei Kindern den Kampf gegen Adipositas, also starkes Übergewicht, zu beginnen. Zudem lieben die meisten Kinder Kaugummi, was sie zur perfekten Studiengruppe macht.

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