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Migros reicht Anzeige gegen Beiersdorf (Nivea) ein

Die Schweizer Kundschaft bezahlt ungerechtfertigt hohe Preise für Nivea-Produkte. Deshalb hat die Migros jetzt bei der Wettbewerbskommission (Weko) Klage gegen den deutschen Hersteller Beiersdorf eingereicht.

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Nina Huber
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Was wir tun

Wieso hat die Migros eine Anzeige gegen Beiersdorf eingereicht?

Kundinnen und Kunden bezahlen in der Schweiz für Duschmittel, Deos und Gesichtspflege von Nivea doppelt so viel wie sie in Deutschland bezahlen würden. Dies weil die Migros für die Produkte bereits im Einkauf deutlich mehr bezahlen muss, als sie im Nachbarsland in den Ladenregalen kosten. Retailer in Deutschland zahlen bis zu 80 Prozent weniger für Nivea-Produkte im Vergleich zu einem Schweizer Handelsunternehmen. Die Migros kämpft gegen diese überhöhten Einkaufs-Preise, damit die Schweizer Kundschaft in Zukunft weniger bezahlen muss.


Wieso erfolgt die Klage jetzt?

Als Basis für die Anzeige dienen der Migros die neuen Kartellgesetzbestimmungen, die seit dem 1. Januar 2022 in Kraft sind und dem Missbrauch der relativen Marktmacht vorbeugen soll. Dabei ist der eingeführte neue Missbrauchstatbestand bei grenzüberschreitenden Sachverhalten relevant. Konkret: Die neue Bestimmung soll es dem Schweizer Handel bei einem Ungleichgewicht der Verhandlungsmacht ermöglichen, im Ausland Produkte zu dort branchenüblichen Preisen einzukaufen, und damit einen ungerechtfertigten Preisaufschlag für die kaufkraftstarke Schweiz zu verhindern.

Seit Januar 2022 hat die Migros mehrmals das Gespräch mit Beiersdorf gesucht und nach besseren Offerten verlangt. Im Herbst 2024 sind die Verhandlungen endgültig gescheitert. Beiersdorf hat die starke, eigene Position ausgenutzt und die Preise erneut erhöht. Deshalb hat die Migros Ende Januar 2025 Klage bei der Weko eingereicht. Dies haben die Zeitungen von CH Media am Samstag publik gemacht.


Wieso listet die Migros Nivea nicht aus?

Die Migros kann die Produkte von Nivea nicht aus dem Sortiment nehmen, da diese bei unseren Kundinnen und Kunden sehr gefragt sind. In der Migros sind Nivea-Produkte sogar im Vergleich mit dem Gesamtmarkt überdurchschnittlich beliebt. So kaufen beispielsweise 57 Prozent ihre Nivea-Duschmittel exklusiv bei der Migros. Und fast jedes dritte in der Migros verkaufte Duschmittel ist eines der Marke Nivea. Würde die Migros Nivea auslisten, so besteht die Gefahr, dass die Kundinnen und Kunden ihren gesamten Einkauf bei der Konkurrenz tätigen.


Hat die Migros jemals Produkte ausgelistet?

Ja, das kam in der Vergangenheit schon vor, zum Beispiel 2022 gegenüber Mars. Die Auslistung hat das Tiersortiment betroffen, nicht Süsswaren. Etwa die von Mars produzierte Eigenmarke ExcelCat. In der Regel ist eine Auslistung aber schwierig, weil die internationalen Markenlieferanten – wie Beiersdorf – mächtiger sind, ihrerseits auf den Schweizer Handel nicht angewiesen sind und bei Nicht-Einigung Lieferstopps durchsetzen könnten.


Wie geht es weiter?

Die Anzeige liegt nun bei der Weko, wo sie geprüft wird. Danach entscheidet sich, ob ein Verfahren eröffnet wird. Ein entscheidender Faktor wird dabei sein, ob die Weko die Abhängigkeit der Migros von Beiersdorf bejaht und die relative Marktmacht von Beiersdorf als hoch einschätzt. Und ob nicht erklärbare, massive Preisunterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz bestehen – was in diesem Fall allerdings eindeutig sein dürfte.

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